[Auto-Gadgets] [Feature] Fahren nach Ansage: Per elektronischem Dialog sicher durch den Verkehr

Auto-Gadgets Ansage Elektronischer Dialog

So mancher Autofahrer rollt gerne höchst gemächlich auf rote Ampeln zu. Nicht etwa, um den Verkehr aufhalten – er will nur spritsparend, also ohne Stopp und neuerliches Anfahren, das nächste Grün erwischen. So hofft er – sicher wissen kann er das künftig mit dem intelligenten Verkehrssystem «Travolution».

Dieses stellt nämlich eine direkte Kommunikation zwischen Ampel und Auto her. Erste Erfahrungen mit dem weiterentwickelten Projekt, dessen Name von den englischen Begriffen Traffic (Verkehr) und Evolution (Entwicklung) abgeleitet ist, haben Audi und Entwicklungspartner in Ingolstadt vorgestellt.

Im Testwagen leuchtet im Display des Bordcomputers ein Ampelsymbol auf, das eine Verbindung zwischen Fahrzeug und Signalanlage anzeigt. Ein Pfeil gibt die Fahrspur an, eine Zahl in einem blauen Viereck die empfohlene Geschwindigkeit, um die nächste Ampellinie bei Grün überqueren zu können. Das Audi-System smartACC (smart adaptive cruise control) kündigt seine Bereitschaft an, dieses Tempo zu übernehmen. Per ACC-Hebel aktiviert, hält es automatisch die Geschwindigkeit und lotst das Auto stressfrei bei Grün über die nächste Ampel.

Im Stadtverkehr gelingt das jedoch nicht immer – sei es, weil der Fahrer Gas gibt, da ein Nachfolger drängelt, oder weil er wegen dichten Verkehrs bremsen muss. Zeigt dann die nächste Ampel doch Rot, signalisiert eine Sekundenzahl in einem roten Viereck die verbleibende Rot-Zeit an – also die Wartefrist bis zum zügigen Start in die nächste Grünphase.

Ziel des Systems ist es, Ampeln so zu schalten, dass ein optimaler Verkehrsfluss entsteht. Das spart Kraftstoff und mindert Abgasemissionen und Lärm. Erreicht wird die Ampel-Auto-Kommunikation durch Induktionsschleifen in der Fahrbahn. Sie messen das Verkehrsaufkommen und senden die Daten an einen Zentralrechner. Dieser ermittelt mit einem neuen Berechnungsalgorithmus blitzschnell, wie das Verkehrsaufkommen an der nächsten Ampel ausfällt, und schaltet diese entsprechend. Über drahtlosen Funk (WLAN und UMTS) wird dies den «vernetzten» Fahrzeugen übermittelt – im Display leuchtet die Grün- oder Rot-Anzeige auf.

Mit einem so vernetzten Auto kann ein Fahrer seinen Kraftstoffverbrauch um 0,02 Liter je vermiedenem Ampelstopp senken, haben die Entwickler errechnet. Bundesweit flächendeckend eingesetzt ließen sich damit etwa zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr im Stadtverkehr einsparen. Das entspräche 15 Prozent weniger Kraftstoffverbrauch und CO2-Emissonen im Stadtgebiet.

Hinzu kommt als weiterer Vorteil ein Sicherheitsaspekt: Der Ampelassistent kann auch unabsichtliches Überfahren roter Ampeln verhindern. Hat die Elektronik errechnet, dass die Ampel bei der Annäherung Gelb oder schon Rot zeigt, und der Fahrer reagiert nicht, erklingt ein akustisches Warnsignal. Nötigenfalls packen die Bremsen kurz zu, um den Fahrer wachzurütteln. Die Verantwortung für das endgültige Stoppen trägt dieser jedoch allein.

Noch ist das alles Zukunftsmusik. In Ingolstadt sind erst 25 Dialog-Ampeln und 15 Versuchsfahrzeuge mit geballter Elektronik im Kofferraum im Einsatz. Weitere 27 Signalanlagen werden vorbereitet. Travolution ist dabei nicht das einzige Forschungsprojekt dieser Art, laut Audi aber das weltweit führende. Geforscht werde so auch in Frankfurt am Main, und in Wien gebe es lebhaftes Interesse. Die Erkenntnisse gehen an ein Konsortium europäischer Autohersteller und verschiedener Partner, die an einheitlicher Kommunikation von Auto zu Auto und von Ampel zu Ampel arbeiten.

tf/mei/ddp

Posted on Juni 23, 2010 in Auto-Gadgets, Green, MotorBlog News

Browse Content Tags (Back to Top)