Christian Gonzales, 36, zuckelt mit einem Pritschenwagen und zwei Anhängern über das Messegelände. Auf der Ladefläche hat er dutzende Kisten voll Brezeln. Gerade beliefert er den Verkaufsstand „Golden Brezel International“.
Liefern Sie morgens Brezeln aus und haben Feierabend, sobald die Besucher kommen?
Ich bin den ganzen Tag unterwegs. Morgens die Brezeln und Brötchen, den ganzen Tag über Bier und Cola.
Sind Sie nur auf der IAA im Einsatz?
Auf der Buchmesse und anderen Ausstellungen war ich auch schon. Autos finde ich aber interessanter als Bücher.
Was machen Sie, wenn Sie nicht auf der Messe arbeiten?
Eigentlich bin ich Sozialpädagoge an einer Schule. Für diesen Job habe ich extra Urlaub genommen. mehr »
Gabi Conrad, 57, zapft Bier und schenkt ein Cola ein. Sie ist mit ihren drei Bierständen bereits zum 21. Mal auf der IAA. Auch auf anderen Messen schenkt sie den Besuchern einen ein.
Sind die IAA-Besucher anders als andere?
Ich sage immer, die Menschen auf der IAA sind Seh-leute. Normales Volk, das sich Autos anguckt. Sonst kommen eher Fachbesucher und Geschäftsleute.
Sie haben so viele Jahre Erfahrung auf der IAA: Was hat sich verändert?
Das Publikum ist gleich geblieben. Es wird aber weniger Bier getrunken als früher. Dafür schenke ich mehr alkoholfreie Getränke aus. Schnaps gibt es gar nicht mehr.
Steigt der Bierpreis jedes Jahr, wie auf der Wiesn?
Seit Jahren ist unser Preis gleich. Während der IAA verkaufen wir unser Bier sogar günstiger als während Fachmessen. mehr »
Susanne Bengel, 42, steuert die Halle an, in der Volkswagen seine Marken ausstellt. Noch stapft sie allein über die Messe, später trifft sie einen Bekannten, der bei Mercedes arbeitet.
Informieren Sie sich, weil Sie einen Neuwagen kaufen wollen?
Dazu ist es zu spät. Ich habe letzte Wochen ein neues Auto gekauft.
Und jetzt wollen Sie schauen, ob es nicht noch etwas Besseres gegeben hätte?
Ich bin glücklich mit meinem VW. Ich begleite heute einen Bekannten. mehr »
Harald Flötke, 58, beugt sich über das ausgestellte Teil eines Motors. Er zückt seine Digitalkamera und macht Fotos.
Messebesucher fotografieren neue Autos. Sie scheinen Details im Blick zu haben?
Ich bin Ingenieur aus der Branche, Akustik ist mein Fachbereich. Und jedes Bauteil eins Motors macht schließlich Geräusch.
Als Fachmann brauchen Sie doch sicher Konstruktionspläne und keine Fotos?
So kann ich meinen Kollegen zeigen, was ich gesehen habe. Außerdem sind die Bilder eine Gedächtnisstütze.
Besuchen Sie jede Automesse?
Auf der IAA war ich schon oft, von Rüsselsheim aus bin ich schnell hier. Das ist kein Aufwand. In Shanghai oder Detroit allerdings war ich noch nie. mehr »
Mat Forysinski, 25, steht mit seinem Fahrradtaxi vor der Messehalle und blinzelt in die Sonne. Er muss nicht lange warten, und ein Kunde klettert auf die Rückbank seines schnittigen Dreirads.
Wohin fahren Sie Ihre Kunden?
Ich pendele zwischen Hauptbahnhof und Messegelände hin und her. Ich weiß nicht, wie oft ich die Strecke von wenigen Minuten am Tag fahre. Vier Euro kostet eine Fahrt.
Fahren Sie nur während der Messe?
Wenn keine Messe ist, fahre ich Touristen durch die Stadt. Der Job gefällt mir, denn Radfahren ist mein Hobby.
Sie stammen aber nicht aus Frankfurt?
Nein, ich komme aus Polen und studiere in Frankfurt Regionalwissenschaften, Spezialgebiet China und Japan. Ein Klassenkamerad aus der Schule hat mich in die Stadt gelockt. mehr »
Ahmad Al-Bashir, 38, hat Bauingenieurwesen studiert. Er ist Hallenmeister und sorgt dafür, dass die Technik in Halle 5 funktioniert. Dort sitzt er hinter einer Glasscheibe wie in einem Infoschalter und schreibt eine Schadensmeldung.
Was alles gehört zu Ihren Aufgaben?
Meine Leute und ich sind Mädchen für alles. Wir sorgen zum Beispiel dafür, dass die Toiletten funktionieren. Außerdem bedienen wir die Lastenaufzüge, über die Aussteller Material wie Essen nach oben bringen und Rollstuhlfahrer transportiert werden.
Ist während dieser IAA schon etwas Wichtiges kaputt gegangen?
Wir wollten eine Rolltreppe anders herum laufen lassen als üblich. Da hat der Antriebsmotor komische Geräusche gemacht. Hätten wir das nicht bemerkt, wäre er kaputt gegangen. mehr »
Jürgen Dannhäuser, 57, ist Elektrikermeister. Seit 40 Jahren arbeitet er für die Firma electronica auf der Messe. Hier hat er sein kleines Büro.
Warum haben Sie Ihr gesamtes bisheriges Berufsleben hier verbracht?
Jede Messe ist eine neue Herausforderung. Es ist kompliziert zu berechnen, wie viel Kilowatt Strom vor allem die Stände großer Autohersteller verbrauchen. Sollte mir dabei ein Fehler unterlaufen, fliegen Sicherungen raus.
Was genau haben Sie für die IAA gemacht?
Wir sind für den kompletten Auftritt des VW-Konzerns zuständig, Audi ausgenommen. Außerdem für Halle 5. Beim Aufbau ziehen wir Kabel und montieren Steckdosen. mehr »
Erika Hass, 29, macht Menschen glücklich. Seit vier Jahren arbeitet sie im Fundbüro der Messe.
Was verlieren die Besucher am häufigsten?
Neben Schlüsseln und Geldbeuteln sind das während der IAA auffällig viele Kameras.
Werden alle Kameras von den Besitzern abgeholt?
Erstaunlicherweise nicht. Viele glauben wohl nicht daran, dass der Finder ehrlich ist und sie abgibt.
Welche Fundsache hat Sie am meisten überrascht?
Gestern hat jemand einen Geldbeutel mit 850 Euro darin gefunden – und abgegeben. Ein Chinese hat ihn hier abgeholt. Der war ganz glücklich darüber. mehr »
Ana Maria Iperti, 32 steht unter einem Pavillon-Zelt und bietet an, Akkus zu laden. Gerade fummelt sie welche aus einem Ladegerät und reicht sie einem Kunden.
Wer sind Ihre Kunden?
Messebesucher kommen zu uns, wenn der Akku ihrer Kamera oder ihres Handys plötzlich leer ist.
Sind die dann verzweifelt?
Manche schon. Der Eintritt zur Messe ist teuer – da wollen sie natürlich Fotos machen. Einmal laden dauert eine halbe Stunde.
Ist die Idee neu?
Das ist jetzt die fünfte Messe in Frankfurt, auf der ich arbeite. Seit zwei Jahren bieten wir diesen Service. Vorher hatten wir noch keinen Universalakkulader, mit dem wir genügend Kunden hätten bedienen können. mehr »
Yixin, 25, und seine Freundin Jing, 27, studieren Maschinenbau. Doch sie sind nicht nur aus studentischem Interesse nach Frankfurt gekommen.
Was lernen angehende Maschinenbauer auf der IAA?
In China studieren wir Fahrzeugtechnik. Ende des Jahres machen wir unseren Abschluss.
Welche technischen Entwicklungen haben Sie im Blick?
Elektroautos, gepaart mit der Brennstoffzelle, das ist spannend. Als nächstes gehen wir zu den Ständen von Mercedes und BMW.
Warum das?
Wenn wir zurück in China sind, wollen wir ein Auto kaufen. Von einem dieser beiden Hersteller. mehr »
Sabine Frenzel lächelt freundlich hinter ihrem Info-Schalter. Vor sich hat sie einen Plan des Messegeländes ausgebreitet, denn viele Leute fragen sie nach dem richtigen Weg.
Was suchen die Leute am meisten?
Das ist überraschenderweise der Geldautomat. An zweiter Stelle kommt die Frage nach der Toilette.
Und da wissen Sie Rat?
Natürlich. Ich bin schließlich bei der Messe angestellt, nicht beim Automobilverband. Deshalb arbeite ich bei vielen verschiedenen Messen.
Ist die IAA etwas Besonderes?
Ja, hier herrscht viel mehr Publikumsverkehr. Leute, die vielleicht alle zwei Jahre auf eine Messe gehen. Bei anderen Messen sind das eher Fachbesucher, die sich besser zurechtfinden. mehr »
Annalena Orlemann, 22, posiert vor einem Sprit sparenden Kleinwagen. Der Blick der Studentin geht hinüber zum Stand von Porsche, wo sich die Massen drängen.
Sind Sie neidisch auf die Leute am Nachbarstand?
Ach nein. Ich fühle mich nicht schlechter. Ich erkläre unseren Besuchern gern etwas über geringen Spritverbrauch statt über Leistung.
Sie kennen sich also mit dem Auto aus?
Klar, wir hatten drei Tage lang Schulung.
Was macht den Job für Sie spannend?
Ich habe mit unterschiedlichsten Menschen zu tun. Manche Besucher sind weniger freundlich, andere unterhalten sich gern mit mir und wollen wirklich etwas wissen. mehr »