MotorBusiness: Luftfahrt-Boom verleiht MTU Flügel

mtu tognumDer Münchner Triebwerksbauer MTU hat im dritten Quartal dank des Luftfahrt-Booms einen kräftigen Umsatzsprung hingelegt. Der Gewinn ging allerdings wegen hoher Entwicklungskosten für neue Triebwerksmodelle zurück, wie die Gesellschaft am Mittwoch mitteilte. Für das Gesamtjahr sieht MTU-Chef Egon Behle das Unternehmen auf Kurs, Umsatz und Gewinn wie geplant zu steigern. „Wir erwarten sowohl im Serien- als auch im Ersatzteilgeschäft ein starkes viertes Quartal“, sagte der Manager.

Die MTU-Aktie ging nach anfänglichen Kursgewinnen in den Sinkflug über. Am späten Vormittag gehörte sie mit minus 1,03 Prozent auf 49,305 Euro zu den schwächeren Werten im MDax. Equinet-Analyst Adrian Pehl nannte die MTU-Zahlen „zweifelsohne solide“.

Die starke Nachfrage der Fluggesellschaften ließ MTU die Einbußen im Rüstungsgeschäft verkraften. Dort schlugen sich bereits die Kürzungen im deutschen Verteidigungshaushalt nieder. Konzernweit legte der Umsatz zwischen Juli und September im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 721 Millionen Euro zu. Der Auftragsbestand wuchs seit Jahresbeginn um ein Prozent auf 9,8 Milliarden Euro.

Die Entwicklung der neuen Antriebe für den neuen Airbus-Kassenschlager A320neo und die Regionalflieger von Bombardier und Mitsubishi Corp drückten allerdings ebenso aufs Ergebnis wie die Kosten für den Turboprop-Antrieb des Militärtransporters A400M. Der um Sonderfaktoren bereinigte operative Gewinn (bereinigtes EBIT) sank weniger stark als erwartet um zwei Prozent auf gut 80 Millionen Euro. Der bereinigte Überschuss ging um zehn Prozent auf rund 46 Millionen Euro zurück. Unterm Strich kam MTU auf einen Gewinn von gut 39 Millionen Euro, etwas mehr als ein Jahr zuvor.

Unterdessen muss sich MTU auf den Verlust weiterer Rüstungsaufträge einstellen. So will Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière angeblich auch die Bestellungen für den Eurofighter und den Tiger-Kampfhubschrauber zusammenstreichen. Einem Schreiben des Ministers zufolge soll die Bundeswehr auf 37 Eurofighter und 40 Tiger-Hubschrauber verzichten. MTU-Chef Behle wollte die Pläne allerdings noch nicht kommentieren. Die Kürzungen würden auch MTU treffen. Das Unternehmen baut an den Antrieben der Maschinen mit, die bei den EADS-Töchtern Cassidian und Eurocopter entstehen.

Unterdessen bringt sich MTU noch stärker beim Airbus-Mittelstreckenflieger A320 ein und baut seinen Anteil am Triebwerkskonsortium IAE aus, das den Antrieb für die herkömmliche A320 baut. „16 Prozent sind hier unsere Untergrenze“, sagte Behle. Bislang hält MTU elf Prozent an dem Konsortium. Der britische Mitbewerber Rolls-Royce zieht sich aus dem Bündnis zurück. Die Münchner versprechen sich von der Aufstockung mehr Umsatz im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich und einen höheren Gewinn. Im Wartungsgeschäft werde die herkömmliche A320 noch ein Vierteljahrhundert lang Umsatz bringen.

Die Hoffnung gilt auch für den spritsparenden A320-Nachfolger Airbus A320neo. Für ihn stehen zwei Antriebe zur Wahl – darunter das PW1100G von Pratt & Whitney, zu dem MTU 18 Prozent beisteuert. Airbus hat bereits Bestellungen und Vorverträge für mehr als 1.200 „neos“ eingesammelt, die zusammen mehr als 2.400 Triebwerke benötigen. Laut Behle liegen bereits an die 1.000 Kaufabsichten und Aufträge für das PW1100G vor. Damit liege das Modell mit dem Konkurrenzantrieb Leap-X des General-Electric-Ablegers CFM gleichauf. Langfristig verspricht sich die MTU-Spitze von dem „neo“-Antrieb einen Umsatz von 13 bis 14 Milliarden Euro.

Für 2011 zeigte sich die Konzernspitze optimistisch. Nicht nur beim Triebwerksverkauf, auch bei der Flugzeugwartung geht Vorstandschef Behle von einem „positiven Trend“ aus. Der Umsatz von zuletzt 2,7 Milliarden Euro soll um sieben bis acht Prozent zulegen, das bereinigte EBIT auf etwa 325 Millionen Euro wachsen. Auch der bereinigte Nettogewinn soll den Vorjahreswert von 182 Millionen Euro leicht übertreffen. Nach neun Monaten hat das Unternehmen einen Umsatz von 2,1 Milliarden, ein bereinigtes EBIT von 244 Millionen und einen bereinigten Überschuss von 135 Millionen Euro erreicht.

Posted on Okt. 26, 2011 in MotorBlog News, MotorBusiness

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