[IAA] Green Motor stottert (noch): Breiter Durchbruch der Elektro-Mobilität ist Zukunftsmusik

Opel Ampera ElektroAuto

Die Zukunft der Mobilität ist elektrisch – darüber herrschte Einigkeit auf dem vom Verband der Automobilindustrie (VDA) veranstalteten Fachkongress Elektromobilität. Die offene Frage sei jedoch, wann die Zukunft beginne, sagte Bernd Bohr, Chef der Bosch-Autosparte und einer der Referenten in Frankfurt. Die massenhafte Einführung von Elektroautos scheitert bislang vor allem an den hohen Kosten.

Um dabei schnell voranzukommen, müssen Hersteller und Zulieferer enorme Investitionen stemmen und sich zusammenschließen. Zudem dürfe nach Meinung der anwesenden Experten die Frage nicht ausgeklammmert werden, wie der Strom für die E-Autos produziert wird. „Die Energie muss aus regenerativen Energieträgern kommen, damit die Gesamtklimabilanz stimmt“, sagte VDA-Präsident Matthias Wissmann.

Die hohen Kosten beschrieb Bosch-Manager Bohr als Henne-Ei-Problem. „Die Stückzahlen sind gering, weil die Autos teuer sind, und die Autos sind teuer, weil die Stückzahlen gering sind.“ Derzeit seien die Kosten für einen Batterieantrieb fünf Mal so hoch wie der Verbrennungsmotor plus Tank, sagte der VW-Konzernbeauftragte für Elektrotraktion, Rudolf Krebs. „Auch 2020 werden wir aus heutiger Sicht keinen Gleichstand haben.“

Die Bundesregierung verfolgt das Ziel, bis 2020 eine Million Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen zu haben. „Ich bin insgesamt optimistisch, dass wir dieses Ziel erreichen“, sagte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer auf dem anlässlich der Automesse IAA veranstalteten Kongress. Deutschland solle weltweit zum Leitanbieter werden. „Nur Leitmarkt zu sein, das genügt unseren Ansprüchen eigentlich nicht“, sagte der Bundesminister.

Studien gehen davon aus, dass 2020 fünf bis 15 Prozent der Neuwagen über einen elektrischen Antrieb verfügen. Dann wären E-Autos aber weiterhin 40 Prozent teurer als Wagen mit Verbrennungsmotor, sagte Bosch-Manager Bohr. Allein die Batterie mache ein Drittel der Kosten eines E-Autos aus. Auch BMW-Entwicklungsvorstand Klaus Draeger warnte vor übertriebenen Erwartungen: „Was technisch machbar ist, ist wirtschaftlich noch lange nicht umsetzbar“, sagte der BMW-Vorstand. „Es wird noch Jahre in Anspruch nehmen, um dorthin zu kommen.“ Solange werde der Verbrennungsmotor Bestand haben.

Beim Ziel, die Anzahl von Elektroautos möglichst schnell zu steigern, setzt Bosch-Manager Bohr wie auch der VDA-Präsident auf Zusammenarbeit. Darüber hätten sich auf der von der Bundesregierung ins Leben gerufenen Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) Vertreter der Automobilhersteller, Zulieferer, aber auch anderer Branchen sowie Wissenschaftler und die Politik verständigt. „Wir werden diese Gemeinsamkeit auch in Zukunft brauchen, wenn wir die gewaltige Herausforderung, die vor uns steht, bewältigen wollen“, sagte Wissmann.

„Die Technologie befindet sich noch in einem embryonalen Stadium“, sagte der Leiter der Bosch-Autosparte zum E-Antrieb. Bosch investiere bei der E-Mobilität etwa das dreifache vom aktuellen Umsatz und stelle sich darauf ein, dass sich das Missverhältnis zwischen Aufwand, Umsatz und Ertrag in den nächsten Jahren weiter fortsetze, sagte Bohr. Insgesamt sieht er aber ein hohes Potenzial in der Elektrifizierung des Antriebs. Der Umsatzanteil von Bosch als Zulieferer am gesamten Wagen könnte im Vergleich zu jetzigen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor um ein Vielfaches steigen.

Wegen hoher Anfangskosten und vieler noch ungelöster Fragen der Technologie sprach sich Bohr dafür aus, die Batterie nicht als Bestandteil des Autos zu verkaufen, sondern zusätzlich zu verleasen. Dieses Modell will Daimler bei der dritten Generation des Elektro-Smarts verfolgen.

VDA-Präsident Wissmann wehrte sich genauso wie Daimler-Entwicklungsvorstand Thomas Weber gegen den Vorwurf, Deutschland hinke bei der Entwicklung hinterher. „Kein Land und keine Industrie hat einen uneinholbaren Vorsprung“, sagte der Verbandspräsident mit einem Seitenblick auf China. Verkehrsminister Ramsauer forderte, „Elektromobilität muss praktikabel und alltagstauglich sein.“ Deshalb soll es nun sogenannte Schaufensterregionen geben, in denen die E-Mobilität auf ihre Praxistauglichkeit überprüft werden soll. Ramsauer zeigte sich überzeugt, die deutsche Industrie habe das Zeug dazu, auch bei den neuen Antrieben weltweit führend zu sein.

Foto: Elektro-Auto Opel Ampera

Posted on Sep. 22, 2011 in Green, MotorBlog News

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