Verhalten sich Fahrer von Elektroautos im Alltag anders als Nutzer konventioneller Benziner- oder Dieselfahrzeuge? Diese Frage wollten Wissenschaftler der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz im Projekt «Mini E Berlin – powered by Vattenfall» beantworten. Die erste Testphase, in der 40 Probanden für sechs Monate Mini-E-Fahrzeuge im Berliner Stadtverkehr nutzten, ist nun abgeschlossen.
Laut Zwischenergebnis fühlten sich zwei Drittel der Nutzer mit dem Stromer genauso flexibel wie mit einem herkömmlichen Fahrzeug. Lediglich 14 Prozent der geplanten Fahrten konnten die Studienteilnehmer nicht antreten. In 54 Prozent dieser Fälle war der vorhandene Stauraum zu gering, denn dieser wird von der 260 Kilogramm schweren Lithium-Ionen-Batterie stark beansprucht. 28 Prozent der Fahrten, die nicht durchgeführt werden konnten, scheiterten an der eingeschränkten Passagieranzahl, in 14 Prozent der Fälle war die Reichweite des Fahrzeuges entscheidend, und lediglich vier Prozent konnten nicht angetreten werden, weil die Batterie nicht ausreichend geladen war. «Die Ergebnisse zeigen, dass die Fahrer des Mini E sich keineswegs eingeschränkt sondern ganz normal verhalten haben», lautet entsprechend die Zwischenbilanz von Josef Krems, dem Inhaber der Professur Allgemeine und Arbeitspsychologie der TU Chemnitz.
Als angenehm protokollierten die Probanden die Geräuschlosigkeit des Stromers. Hatten 55 Prozent der Nutzer anfangs Probleme aufgrund der fehlenden Geräuschkulisse befürchtet, berichteten 94 Prozent, dass solche Schwierigkeiten kaum auftraten. «Was den Schadstoffausstoß betrifft, wird der Mini E als umweltschonend wahrgenommen. Viele Fahrer beschrieben, dass sie durch die Nutzung des Mini E mehr Spaß beim Fahren hatten», sagt Krems. «In der Zielgruppe – also bei der Großstadtbevölkerung mit Kleinwagen – ist die Nutzung eines solchen Fahrzeugs mit der eines konventionellen Fahrzeuges vergleichbar», folgert Krems aus den Zwischenergebnissen der Studie.
Die Tester-Gruppe bestand überwiegend aus Männern mit einem Durchschnittsalter von 48 Jahren. Die meisten von ihnen leben in einem Zweipersonenhaushalt und liegen bei Bildung und Verdienst über dem Durchschnitt. «Die meisten Bewerber wollten durch die Teilnahme an der Studie Erfahrungen mit einer neuen, nachhaltigen und sauberen Technologie sammeln, einen Beitrag zum Umweltschutz leisten und unabhängiger von Erdöl werden», erläutert Josef Krems. Fast alle seien davon ausgegangen, dass der Mini E ihre täglichen Mobilitätsbedürfnisse erfüllen könnte; die größte erwartete Einschränkung sei die begrenzte Reichweite des Fahrzeuges gewesen. Doch es kam anders. Krems: «Bereits nach drei Monaten und damit der Hälfte der Testphase zeichnete sich ab, dass mehr als 90 Prozent der Testpersonen die Reichweite von durchschnittlich 150 Kilometern ausreichend fanden.»
An der zweiten Testphase werden nochmals 40 private Nutzer teilnehmen. Das Projekt der BMW Group und von Vattenfall Europe wird für zwei Jahre vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.
ddp/nom/mhi
tf/mei/ddp
___________________________________
>> Alle Artikel zum „Schwerpunkt ADAC“ bei MotorFieber
Begeistert von diesem Artikel? Follow us on Twitter!