[Feature] MPU: Abschaffung des Idioten-Test mit Hindernissen

Day 435 / 366 - Silly, Skinny, Short and stumpy von xJasonRogersx.

Experten sehen Nachbesserungsbedarf beim «Idiotentest» – Uneinigkeit über das Wie – MPU ist Thema beim Deutschen Verkehrsgerichtstag-

Bei der landläufig als «Idiotentest» bekannten Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) für Verkehrssünder sehen Experten Änderungsbedarf. Im Fokus steht dabei das Psychologen-Gespräch, das Teil der MPU ist und im Zusammenspiel mit anderen Tests die Fahreignung ermitteln soll. Auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sprach sich für eine Überarbeitung der MPU aus. Vor allem müssten die Gutachten nachvollziehbar sein.

Der Präsident des Verkehrsgerichtstages, Kay Nehm, sagte, über Änderungen an der Medizinisch-Psychologischen Untersuchung könne man zwar reden. Jeder wisse aber, dass die Tests nötig seien. Der schlechte Ruf der Untersuchung sei darin begründet, dass die Qualität der Psychologen nicht immer zufriedenstellend sei. Er sprach sich unter anderem dafür aus, künftig vor einer MPU erst eine Nachschulung anzusetzen.

Auf dem 48. Deutschen Verkehrsgerichtstag in Goslar wird das Thema am Donnerstag diskutiert. Als Referenten nehmen unter anderen der Marburger Psychologieprofessor Lothar Schmidt-Atzert und sein Kölner Kollege Wolfgang Schubert teil, der bei der Dekra in Berlin als MPU-Gutacher tätig ist. Beide schätzen die MPU «als Maßnahme zur Förderung der Verkehrssicherheit».

Schmidt-Atzert findet aber, dass die Transparenz des Verfahrens verbessert werden könnte, wenn das Interview mit dem Psychologen – auch Explorationsgespräch genannt – auf Video aufgezeichnet würde. Einige der Kandidaten fühlten sich nämlich bei einem negativen Gutachten ungerecht behandelt oder falsch wiedergegeben. «Und tatsächlich ist so ein Interview auch immer ein bisschen subjektiv: Interviewergebnisse können grundsätzlich durch Faktoren wie die Sympathie für den Gesprächspartner beeinflusst werden», sagte Schmidt-Atzert.

Grundsätzlich sei das Interview schon eine geeignete Methode, um bestimmte Verhaltensweisen zu ermitteln, zum Beispiel, ob jemand seinen Alkoholkonsum im Griff hat. «Damit aber alle gleich behandelt werden, müsste der Gesprächsablauf sehr stark standardisiert werden», erklärte Schmidt-Atzert.

Dann bestehe allerdings die Gefahr, dass die notwendigerweise immer gleichen Fragen bekannt würden und die «Klienten» sich gezielt darauf vorbereiten könnten. «Wenn der Spielraum in der Gestaltung der Befragung genutzt wird, stellt die Videoaufzeichnung eine sinnvollere Maßnahme dar, die Auswertung zu objektivieren», sagte Schmidt-Atzert.

Schubert ist da anderer Ansicht. Er sieht in dem Einsatz von Videoaufzeichnungen eher eine Gefahr und begründet seine Bedenken unter anderem damit, dass in einem solchen Interview auch Dinge zur Sprache kommen können, die der Kandidat unter Umständen nicht bildtechnisch dokumentiert wissen möchte. «Auch im Sinne des Persönlichkeitsschutzes sollte man es den ‚Klienten‘ freistellen, ob sie eine Aufzeichnung wünschen oder nicht – man sollte aber keine Pflicht einführen», sagte er.

«Dagegen spricht außerdem, dass es keine wissenschaftlichen Kriterien gibt, wie ein solches Video ausgewertet werden sollte», fügte Schubert hinzu. Die Schwierigkeit der Interpretation bleibe somit weiterhin bestehen, einen Gewinn an Objektivität könne er demzufolge auch nicht erkennen.

Sinnvoller wäre nach Schuberts Ansicht, schon vor der MPU tätig zu werden: «Im Fall von Alkohol am Steuer könnte der betreffende Fahrer zum Beispiel nach seinem Vergehen zeitnah eine Empfehlung für eine Beratung beziehungsweise Behandlung bekommen.»

(Quellen: Schubert und Schmidt-Atzert auf ddp-Anfrage; Ramsauer in der «Bild»-Zeitung; Nehm zu MDR Info)

[tf/meir/ddp / photo /xJasonRogersx via FlickR/cc]

Posted on Jan. 27, 2010 in MotorBlog News, Sicherheit

8 Responses to “[Feature] MPU: Abschaffung des Idioten-Test mit Hindernissen”

  1. Netzwerkadministrator, Multimediaentwickler, IT-Securitykoordinator Toni Schlack stellt sich hier vor Says:

    […] [Feature] Abschaffung des Idioten-test | TechFieber Motor […]

  2. Auto Club Europa weist Forderung nach MPU-Verschärfungen klar zurück | Autonews-123 Says:

    […] Als „unbedacht“ hat der ACE die im offiziellen Veranstaltungsheft des Verkehrsgerichtstags verwendete Wortwahl „Idiotentest“ kritisiert. Der Begriff sei diskriminierend und werfe einen Schatten auf jene, die für sich selbst gerne eine sprachkulturelle Vorbildrolle übernehmen wollten. Der ACE erinnerte an die jüngste Historie, der zufolge die MPU nach dem 2. Weltkrieg Anfang der 50er-Jahre entwickelt worden sei. Damals habe es viele Kriegsopfer gegeben, die nicht nur körperlich versehrt waren, sondern auch Hirnschäden erlitten hatten. Mittels MPU wurde deren Fahreignung untersucht. Überkommene Klischees und unterentwickelte Menschenachtung führten dann zu Redewendungen wie „Idioten müssen zur MPU“. […]

  3. Kling Der Bürgerrechtler Says:

    meine lieben leidesgenossen,
    mein bericht lautet der MPU ist und bleibt die größte Idiotie, im Psychologischenteil denn kein
    Psychologe ist fähig eine Garantie zugeben dass der Mensch keine fehler mehr begeht.Und zu dem
    gibts das Buch Lexikon der Psycho-Irrtümer das ausgezeichnet wurde mit dem Wissenschaftspreis von
    der Deutschen Gesellschaft für Psychologie,und drin steht dass die Psychologie pure Quacksalberei
    Schwindel mit Betrug ist,und solche Gutachten werden von unseren unfähigen Politikern für gültig er-
    klärt,da fragt sich jeder Bürger ob die noch ganz normal sind.Und nach der Genferkonvention darf niemand
    benachteiligt werden,aber der MPU ist eine Extrem benachteiligung

  4. Igor Says:

    Deutschland geht einfach wieder seinen eigenen Weg und stellt sich gegen das EU Recht, schränkt unsere Rechte as EU Bürger ein und zwar nur um deren Markt zu schützen. Denn es geht hier keineswegs um Verkehrssicherheit. Menschen werden wegen eines Fehlers dreifach bestraft: 1. hohe Geldstrafe 2. Fahrverbot 3. MPU –> Lebenslanger Entzug der Fahrerlaubnis. Ich hoffe der EuGH wird bald dazu Stellung nehmen und Deutschland in die Schranken verweisen. EU SEI DANK! und hoffentlich wird dieser MPU Abschaum arbeitslos!

  5. Anti Says:

    Die MPU wird uns wohl erhalten bleiben. Es geht hierbei auch nicht um die Sicherheit, sondern wir werden nur abgezockt. Geht man von ca. 130 000 MPU`s pro Jahr aus, mit einem Durchschnittspreis von 500 € ( die meisten sind teurer) , so reden wir von netto 65.000 000,00€ zuzüglich 19% Märchensteuer. Ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass dieser Staat so eine Einnahmequelle versiegen lässt. Es ist darum auch nicht verwunderlich, dass man gegen die Anordnung der MPU als Verwaltungsmaßnahme machtlos ist.
    Das Radfahrer, welche mit Alkohol angehalten werden, zur MPU müssen, kann man vielleicht noch nachvollziehen, aber warum diese, da sie keinen Führerschein haben, dann 15 Jahre lang keine Fahrrad, Trettroller oder Dreirad mehr fahren dürfen, dokomentiert , dass die falsche Seite zum Psychologen wandert.
    Fazit: Ein Teil der Deutschen Bevölkerung glaubt noch an den Rechtsstaat, der andere hatte bereits mit ihm zu tun.

  6. Kati Says:

    Ja,mann merkt,daß es Abzocke ist… Es werden Gutachten falsch erstellt,der Gutachter hört seinen Probanden nicht zu,alles im Schnelldurchgang und es werden Leute zur MPU bestellt,daß man glauben muß,der Gutachter macht Überstunden.Erlebt bei TÜV SÜD LIVE in Eisenach wo ein älterer Gutachter aus Leipzig die Gespräche führte.Es wird gar nicht mehr auf die Person und Situation eingegangen.Es wird nach Aktenlage abgeurteilt,so hat man den Eindruck,die Einsicht zur Besserung wird angezweifelt. Allein ist man machtlos!

  7. Marian Says:

    Was ist an einer MPU Idiotie? Wenn jemand permanent zu schnell fährt, sich nicht an die Verkehrsregeln hält oder nicht halten kann, weiß ein Problem auf, das hinterfragt werden muss. Nur dafür ist die MPU da. Sie soll feststellen, ob man geistig und oder körperlich in der Lage ist am Strassenverkehr teilzunehmen. Und wer sich permanent nicht an die Regeln hält, ist es offensichtlich nicht. Nur aus diesem Grund gibt es eine MPU. Es ist auch keine Schikane oder ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit, wenn jemand zur MPU geschickt wird, weil er mit mehr als 1,6 Promille am Steuer erwischt wurde – das ist nämlich ein Zeichen dafür, dass ein Alkoholproblem vorliegt. MPU kann man auch als Hilfe ansehen – einfach mal drüber nachdenken.

  8. Rally Says:

    MPU hin oder her…Fakt ist, dass die Damen und Herren GA nicht immer fair an ihre Klienten herangehen. 35 Jahre FS ohne Punkte und Unfälle und 1x Alkoholkahrt mit nem Moped ist natürlich schwer zu deuten, ob man alkoholkrank ist, alle med. Tests und Untersuchungen 1A absolviert hat und dazu noch in einem sozial sicherem Umfeld angehört /also für die Lobby eine erträgliche Einnahmequelle darstellt- das ist hier entscheidend! Ich hätte lugen sollen, dass sich die Balken biegen, dann hätte ich auf die 180kg fette, in ihren Tüchern schwitzende GAin Eindruck gemacht? Glaube nicht- die Qute steht fest, privatwirtschaftlich trägt jeder Klient zum Erhalt der MPU bei! Richtig ist, Fahren unter Drogen und Alkohol gehören bestraft! Wiederholungstätern sollte Freiheitsentzug winken oder andere harte Strafen. ABER- warum habe ich als steuerzahlender Bürger mein Freiheitsrecht auf den FS nach Verbüssung alle Strafen verwirk? Das ist eindeutig nicht mehr im Sinne der EU- und ich hoffe, die MPU wird bald abgeschafft.

  9. Tobias Says:

    Hallo, ich merke schon dass sich hier genug MPU-Geschädigte tummeln! Aber leider ohne was dagen etwas zu unternehmen wird nicht viel passieren ( MPU abschaffen und so!). Das ist eine Mrd.-Abzock-Industrie mit einer riesen Lobby, selbst die Arbeitskreise, die die Politiker beraten werden von den MPU-Machern dominiert! Bsp. ADAC gehört zum TüV und wettert eifrig gegen EU-Führerscheine etc. Schau euch mal die Seiten an von http://www.mpu-weg.de an! Nehmt euch aber etwas Zeit, denn dort wird alles um die MPU beleuchtet! Schreibt doch mal saftige Briefe, Mails etc. an Politiker im eurem Wahlkreis an TV-Sender bzw. Magazine wie Markt, Panorama, K1 u.s.w. und schildert den mal wo der Schuh drückt und was ihr von der ganzen Sache haltet. Nur mit mega Druck kann man gegen das System etwas ausrichten! Die Ossis haben`s doch vor gut 20 Jahren gezeigt wie es geht! Also schaut euch mal http://www.mpu-weg.de an!

  10. Willi Says:

    Hallo,

    seit 47 Jahren habe ich nun meinen Führerschein. In dieser Zeit bin ich 4 mal „aufgefallen“. Zweimal wegen falsch parken, zweimal (einmal um 14 kmh, einmal um 17 kmh) wegen überhöhter Geschwindigkeit. Auch habe ich nie einen Eintrag in Flensburg erreicht. Nun kommt es: Im vergangen Herbst war ich betrunken(1,7 Promille) mit dem Fahrrad unterwegs. Sturz, der Notarzt kam, mit ihm die Polizei und der Alkoholtest.
    Ich will hier nichts beschönigen oder verharmlosen. Mein Alkohol-Pegel war zu hoch. Aber ist es verhältnismäßig, wenn ich nach 47 Jahren zum erstenmal positiv auffalle, dass man mich dann mit voller Härte belangt? Wäre hier vielleicht nicht eine angemessene Geldstrafe mit Verweis auch genug gewesen?
    Jeder Verbrecher bei uns in Deutschland bekommt bei seinem ersten Vergehen mildernde Umstände. Nicht aber jemand, der zum ersten mal mit dem Fahrrad betrunken auffällt. Ist das so richtig?

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