Kein Weg führt dieser Tage an den USA vorbei für den Mercedes-Hersteller Daimler. So auch bei der anstehenden Produktionsentscheidung für die neue C-Klasse von Mercedes.
Kurz vor der Entscheidung des Daimler- Konzerns überdie Zukunft der C-Klasse-Produktion in Deutschland hat Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer eine Verlagerung als unausweichlich bezeichnet. Hauptgrund für einenWechsel in die USA wäre der niedrige Dollarkurs und die Tatsache, dass dieC-Klasse für gut 30 Prozent oder knapp 70.000 Daimler-Verkäufe in USA stehe,sagte der Professor der Universität Duisburg-Essen der Deutschen Presse- Agentur dpa.
„Der US-Dollar wird auch in den nächsten Jahren auf seinem niedrigen Niveauverharren“, prophezeite er mit Blick auf die schwache US-Konjunktur. Die Gefahr,dass weitere Dollar-Abwertungen erfolgen, sei größer als die Chance, dass derUS-Dollar-Kurs wieder unter 1,50 Dollar für einen Euro falle.
PRÜFEN VERLAGERUNG DER PRODUKTION IN USA
Der Daimler-Vorstand prüft seit Monaten eine Verlagerung des Modells in dasWerk nach Tuscaloosa im Bundesstaat Alabama, wo bisher nur die SUV-Reihen unddie R-Klasse gefertigt werden. Es wird erwartet, dass die Konzernspitze amdiesem Dienstag ihren Beschluss bekanntgeben wird.
Bislang wird die C-Klasse in Sindelfingen (Kreis Böblingen) sowie in Bremen,Südafrika und China produziert. Gesamtbetriebsratschef Erich Klemm hatte zuletztgewarnt, dass eine Verlagerung allein im größten deutschen Pkw-Werk des Konzernsin Sindelfingen 3.000 Arbeitsplätze gefährde. Auf einer Betriebsversammlung andiesem Montag sollen die Beschäftigten über die Lage informiert werden. AmDienstag ist eine Protestaktion vor den Toren des Werkes geplant. Dort wollenmehrere tausend Beschäftigte an den Vorstand appellieren, die Produktion dermeistverkauften Baureihe von Daimler
ARBEITSPLÄTZE GEFÄRDET
In Sindelfingen arbeiten mehr als 20.000 Menschen in der Fertigung, 4.500bauen die C-Klasse. „Auch wenn es schwerwiegende Folgen für die Beschäftigunghat, bin ich der Meinung, dass kein Unternehmen seine Produktion gegenökonomische Zwänge gestalten kann“, sagte Dudenhöffer. Daimler sei mit einemProduktionsanteil von 75 Prozent zu sehr auf das Inland konzentriert. „Esmüssten aber 50 Prozent im Inland und 50 Prozent im Ausland sein.“ Nur so könnesich das Unternehmen dauerhaft gegen die großen Wechselkursschwankungenabsichern.
Der niedrige US-Dollar bereite allen Autobauern große Probleme. Das zeigeetwa der Vergleich des US-Preises des Einstiegsmodells der C-Klasse in USA mitdem deutschen Preis. So werde das C-Klasse- Einstiegsmodell in USA, C300 SportSedan, zum Verkaufspreis (ohne Steuern) von 33.600 US-Dollar angeboten. Beieinem Wechselkurs von 1,50 US-Dollar pro Euro koste das Fahrzeug umgerechnet22.400 Euro. In Deutschland stehe das gleiche Fahrzeug (vor Steuern) mit 31.425Euro also 9.025 Euro teurer in der Preisliste. „Damit bringt der importierteC-Klasse Mercedes in USA 29 Prozent weniger in die Kasse als in Deutschland.“Nach Dudenhöffers Einschätzung erzielt die C-Klasse in USA zwar noch leichtpositive Deckungsbeiträge, in einer Vollkostenrechnung fallen aber wegen desniedrigen Dollarkurses rote Zahlen an.
PRODUKTION IN USA BRINGT KOSTENVORTEILE
Bei einer Produktion in USA könnte der Kostennachteil nach DudenhöffersAuffassung gut halbiert werden. Der schwache US- Dollarkurs erlaube daher dieProduktionskosten in USA deutlich zu senken. Allein eine Arbeitsstunde die inUSA derzeit mit 45 US-Dollar bezahlt wird, schlägt umgerechnet mit gerade mal 30Euro zu Buche. Eine Arbeitsstunde im Inland koste etwa 45 bis 50 Euro. DieUS-Produktion würde die Mercedes-Kosten derzeit um mehr als 400 Millionen Europro Jahr senken