Opel-Drama in der nächsten Runde: Die IG-Metall warnt davor, Staatshilfen zur Sanierung von Opel ohne Gegenleistung zu gewähren. Mitsprache im Opel-Konzern könnte an eine staatliche Unterstützung gekoppelt werden.
IG-Metall-Chef Berthold Huber mahnt die Politik, die Restrukturierung des Autobauers Opel «auf keinen Fall aufgrund vager Zusagen» mit Staatsgeld zu unterstützen. Erst wenn der Mutterkonzern General Motors (GM) ein Konzept für Opel vorgelegt habe, könne man über Hilfen nachdenken, sagte Huber der «Frankfurter Rundschau» (Freitagausgabe) laut Vorabbericht. Dabei dürften die Belastungen für die Beschäftigten nicht größer sein als bei dem Konzept des Autozulieferers Magna, der ursprünglich bei Opel einsteigen wollte. «Wenn der Staat Hilfen gewährt, wäre er gut beraten, als Gegenleistung Mitsprache in dem neuen Opel-Konzern zu verlangen», sagte Huber.
Die Aussage von GM-Vizepräsident John Smith, bei Opel in Europa sollten rund 10 000 Stellen gestrichen werden und damit etwa so viele wie in dem Magna-Konzept vorgesehen, sei «wertlos, so lange wir nichts schwarz auf weiß haben», betonte der IG-Metall-Vorsitzende. Schließlich habe der GM-Verwaltungsrat auch zunächst den Verkauf von Opel an Magna empfohlen und dann eine «totale Kehrtwende» vollzogen.
Hubers Stellvertreter Detlef Wetzel, sagte der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung» (Freitagausgabe), staatliche Hilfen müssten an den Erhalt der Standorte, den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und eine klare Perspektive für die Werke gekoppelt werden.
Der IG-Metall-Bezirksleiter Frankfurt, Armin Schild, kündigte eine Ausweitung der europaweiten Proteste an. Nachdem der US-Konzern am Mittwoch beschlossen hatte, Opel nicht an den kanadisch-österreichischen Autozulieferer Magna zu verkaufen, gebe es keine Verhandlungsgrundlage mehr. «Man darf nicht über ein Konzept verhandeln, das ausdrücklich darauf angelegt ist, die Menschen gegeneinander auszuspielen und die Regierungen zu erpressen«, sagte Schild der »Berliner Zeitung« (Freitagausgabe) laut Vorabbericht. Der angekündigte Abbau von 10 500 Arbeitsplätzen sei nicht vergleichbar mit den Magna-Plänen. »Es ist ein brutaler Unterschied, ob 10 000 Jobs dadurch abgebaut werden, dass Arbeitnehmer über Rente oder auf freiwilliger Basis gegen Abfindungen das Unternehmen verlassen oder – was GM beabsichtigt – ob man ganze Werke samt Belegschaften platt macht. Letzteres hat zur Folge, dass die industrielle Zukunft ganzer Regionen vernichtet wird«, sagte er.
Schild sagte, die geplanten drei Milliarden Euro, die GM zur Opel-Sanierung bereitstellen wolle, seien zu wenig. »Das sind mehr als 30 Prozent weniger, als sie im Magna-Konzept vorgesehen waren – und das war schon knapp«, erläuterte er. »Diese fehlenden 30 Prozent sind genau die strategischen Investitionen, die nötig wären, um Opel zukunftsfähig aufzustellen.»
Die Ankündigung einer möglichen Insolvenz durch GM bezeichnete Schild als Geschäftsschädigung. «Ich bin sicher, allein das hat mehrere Hundert Autoverkäufe verhindert. Wer so mit den Arbeitnehmern umgeht, der darf nicht erwarten, dass man ihm mit neuen Plänen und innovativen Ideen entgegenkommt», sagte er.
(tf/ddp)