Auto-Manager Goeudevert: Angela Merkel handelt falsch – schädlicher Lobbyismus

Auto-Manager Goeudevert: Angela Merkel handelt falsch - schädlicher Lobbyismus

Der frühere Automanager und VW-Markenvorstand Daniel Goeudevert hat der eigenen Branche vorgeworfen, immer noch nicht angemessen auf die aktuellen Herausforderungen zu reagieren und Lobbyismus zum eigenen Schaden zu betreiben. So dränge sie sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu, sich in Brüssel für höhere CO2-Werte einzusetzen, obwohl das der deutschen Autoindustrie sogar schade.

„Die deutsche Regierung muss sich zweimal überlegen, ob sie noch einmal nach Brüssel zieht, um die gegen die vorgegebenen CO2-Grenzwerte vorzugehen und die eigene Autoindustrie zu schützen“, sagte Goeudevert in einem Interview mit der neuen Ausgabe der Zeitschrift auto motor und sport. „Das ist nicht zeitgemäß, was Frau Merkel da gemacht hat.“

Den Lobbyismus kritisiert Goeudevert als schädlich. „Lobbyismus ist für mich eine Katastrophe, weil es dabei nur darum geht, Menschen, die Entscheidungsmacht haben, davon zu überzeugen, in einer bestimmten Interessensrichtung zu entscheiden und nicht sachlich angemessen.“ Die deutsche Autoindustrie lasse sich vom eigenen Erfolg blenden. „Zehn Prozent des weltweiten Autoabsatzes sind der gehobenen Klasse zuzurechnen. Da haben die deutschen Hersteller Audi, BMW, Mercedes, Porsche und VW fast 90 Prozent des Weltmarktanteils. Und deshalb gibt es in Deutschland eine Verblendung“, so Goeudevert, der Top-Manager bei Citroën, Renault, Ford und Volkswagen war. „Acht Millionen Autos reichen aus, um unsere Werke in Deutschland auszulasten und damit bedienen die Deutschen auch die Sehnsüchte der neuen Reichen in Brasilien, China, Indien und Russland. Dadurch bekommt die deutsche Industrie das Gefühl, sie sei in einer Sparte, wo ihr keiner richtig Konkurrenz machen kann.“

Doch die deutsche Autoindustrie müsse sich auf neue Herausforderungen einstellen, um weiter erfolgreich zu sein. „Man muss sich die Frage stellen, mit welchem Antriebskonzept die anderen 80 bis künftig 100 Millionen Neuwagen pro Jahr ausgerüstet sein müssen, um den Herausforderungen der Zukunft gerecht zu werden.“ Die deutsche Autoindustrie habe keine überzeugenden Antworten auf die gesunkene Bedeutung des Autos bei jungen Menschen, auf die Notwendigkeiten, den CO2-Ausstoß radikal zu senken oder die Mobilität in urbanen Räumen neu zu organisieren. „Da ist keine Richtung erkennbar. Die versuchen, die Quadratur des Kreises zu finden. Spaß am Fahren soll unbedingt erhalten bleiben, mehr Leistung, mehr Ausstattung und das Ganze in Verbindung mit ökologischem Denken. Ich fürchte, so findet man keine Lösung. Es gibt keine Quadratur des Kreises.“

Das Interview im Wortlaut auf  www.auto-motor-und-sport.de/interview-goeudevert

Foto: World Economic Forum/cc

Posted on Jan. 8, 2014 in MotorBlog News, MotorBusiness

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