[GreenAutoNews] Der Elektro-Golf: VW Golf blue-e-motion

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Mit dem Elektro-Golf geht Volkswagen einen weiteren Schritt in Richtung Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Dabei gibt sich der sogenannte Golf blue-e-motion keineswegs spartanisch. Eigentlich ist alles wie gewohnt – und doch ganz anders.

Ganz anders ist nach dem Drücken des Start-Stopp-Knopfes vor allem erst einmal die Geräuschentwicklung: Stille herrscht. Einzig das Abrollen der Reifen auf dem Asphalt oder die Windgeräusche sind zu hören. Der derzeit in der Erprobung befindliche Golf blue-e-motion auf Basis der aktuellen Generation wird von einem Elektromotor mit drei Leistungsstufen beschleunigt. Der Wechsel der Fahrprogramme erfolgt per Knopfdruck. Maximal stehen 115 PS (85 kW) für sehr dynamisches Fahren Verfügung. Im Normalmodus sind es 88 PS (65 kW).

Wem es darauf ankommt, möglichst weit mit dem Stromer zu kommen, für den haben die VW-Techniker die Stufe «Range +» konzipiert. Damit reduziert sich die Leistung auf 69 PS (50 kW). Auf einen schnellen Zwischensprint muss man dann nicht verzichten, aber beispielsweise auf die Klimaanlage, die automatisch abgeschaltet wird. Egal, in welchem Leistungsprofil man sich befindet: Stets ist die Reaktion auf die Berührung des Gaspedals beeindruckend. Da die gesamte Leistung von Anfang an zur Verfügung steht, geht es unmittelbar und mit Macht voran. Quietschende Reifen sind keine Seltenheit. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei Tempo 135, die Reichweite bei höchstens 150 Kilometern.

Volle Beanspruchung, Radio, Klimaanlage oder Licht führen jedoch dazu, dass der Ladezustand der Batterie rasch fällt. Die besteht aus 30 Modulen (Gesamtgewicht 315 Kilogramm) mit insgesamt 180 Lithium-Ionen-Zellen und stellt eine Leistung von 26,5 Kilowattstunden (kW/h) zur Verfügung. Die Energieeinheit ist im Mitteltunnel, unter der Rückbank und im Kofferraumboden untergebracht. Das Ladeabteil fasst deshalb mit 237 Litern 113 Liter weniger als das des konventionellen Golfs.

Wichtiger als das Gepäck ist jedoch, stets für ausreichend Stromversorgung oder besser gar noch Energierückführung (Rekuperation) zu sorgen. Das geschieht zum einen bei jedem Gaswegnehmen oder beim Bremsen. Um dem Fahrer dabei konkrete Einflussmöglichkeiten zu geben, gibt es die vier Fahrstufen D0 bis D3, die sich mit Schaltwippen am Lenkrad anwählen lassen. In der niedrigsten Stufe D0 segelt der Golf blue-e-motion mit sehr geringem Rollwiderstand, sobald der Fuß vom Gas- oder in diesem Fall besser Strompedal genommen wird. Die Batterie wird dann aber nur in sehr geringem Maß wieder aufgeladen. Von D1 bis D3 fließt mit zunehmender Bremsleistung des Motors mehr und mehr Energie in Richtung Versorgungseinheit. Durch eine vorausschauende Fahrweise mit bewusstem Einsatz von Segeln und Abbremsen kann die Reichweite des Viertürers so immer wieder selbst verbessert werden.

Eine kW-Anzeige samt Reichweitenhinweis ersetzt im Golf den Drehzahlmesser. So kann man während der Fahrt genau erkennen, wie groß die Energiemenge ist, die abgerufen wird. Doch einerlei, wie sparsam der Fahrer mit der Energie auch umgeht: Irgendwann wird es immer so sein, dass der Wagen an den Strom muss. Hinter dem VW-Zeichen an der Front des Autos haben die Ingenieure den Stecker angebracht, mit dem der Wagen an die herkömmliche Haushaltssteckdose angeschlossen werden kann. Sechs bis acht Stunden muss er sich dort aufhalten, um wieder vollgeladen zu sein. Wer über Drehstrom verfügt, der ist in 2,5 bis 3 Stunden wieder startklar. Der Anschluss für diese Variante befindet sich momentan dort, wo jetzt der Tankeinfüllstutzen liegt. Geplant ist aber eine Integration beider Lademöglichkeiten an einer Stelle. Als dritte Möglichkeit gäbe es noch die Aufladung mit Gleichstrom. Damit verringert sich die Ladezeit auf 30 Minuten. Dafür ist jedoch ein Wechselrichter notwendig, und der ist groß und schwer. Deshalb strebt VW eine Lösung außerhalb des Fahrzeugs an, also an der jeweiligen Ladestation. Das Auto würde so vom zusätzlichen Gewicht und der Fahrzeugbesitzer von den Kosten entlastet werden.

Insgesamt ist das Thema Kosten noch vollkommen offen. Laut VW muss man derzeit allein für jede Kilowattstunde Leistung mit 500 Euro für die Batteriekosten rechnen. Die Experten gehen zwar davon aus, dass dieser Preis in drei bis fünf Jahren auf deutlich unter 200 Euro zurückgehen wird. Doch selbst dann rechnet man nur bei entsprechender Förderung mit einer schrittweisen Verbreitung von Elektrofahrzeugen. Um der Elektromobilität zu einem echten Durchbruch zu verhelfen, muss zudem eine entsprechende Infrastruktur mit ausreichenden Ladestationen im öffentlichen Raum installiert werden. Und auch die Möglichkeiten in den privaten Haushalten müssen ausgearbeitet werden.

Weiterhin stellt sich die Frage der Batterietechnologien: Wie sieht es mit der Haltbarkeit der Energiespeicher aus? Lässt sich die Effizienz verbessern? Was ist mit dem Thema Entsorgung? Bis diese Aufgaben gelöst sind – und vermutlich auch noch darüber hinaus – wird man weiter an der Effizienz herkömmlicher Verbrennungsmotoren feilen. Denn die werden nach Ansicht aller Fachleute die nächsten 20 bis 30 Jahre die überwiegende Zahl der Fahrzeuge antreiben. Der Serienstart des zumindest im Betrieb ohne CO2-Ausstoß auskommenden Golf ist für 2013 geplant.

tf/mei/ddp

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Posted on Juni 9, 2010 in Green, MotorBlog News

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