[Round-up] Aschewolke: Flug-Verbot hält an, Startverbot nur kurzzeitig gelockert

XXXXX LogoDer Vulkanausbruch auf Island hat den Luftverkehr in Deutschland fast das gesamte Wochenende zum Erliegen gebracht. Die Deutsche Flugsicherung (DFS) erlaubte am Sonntagnachmittag lediglich auf sieben Flughäfen für zunächst einige Stunden Flugverkehr in Richtung Osten. Die Verantwortlichen hatten mit Blick auf die Wetterverhältnisse keine große Hoffnung, dass sich die Aschewolke über Deutschland rasch auflöst. «Momentan sieht es schlecht aus», sagte eine DFS-Sprecherin. Lufthansa und Air Berlin zogen die Notwendigkeit des Flugverbots in Zweifel. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) musste ihre Teilnahme am Begräbnis des polnischen Staatspräsidenten Lech Kaczynski absagen.

Am Sonntag wurden bis zunächst 20.00 Uhr die Flughäfen in Berlin Tegel und Schönefeld sowie die Flughäfen in Erfurt, Leipzig, Hannover, Frankfurt und Frankfurt/Hahn geöffnet. Der Flughafen in Hamburg wurde wegen der Wetterlage bereits nach etwa zehn Minuten wieder geschlossen. In Berlin wurde die Öffnung später bis 24.00 Uhr verlängert. Danach sollten alle Flughäfen wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull bis mindestens Montag 2.00 Uhr geschlossen bleiben.

Die Aschewolke hatte am frühen Donnerstagnachmittag Norddeutschland erreicht. Seitdem fielen bundesweit Tausende Flüge aus, allein in Frankfurt am Main saßen tagelang bis zu 1500 Passagiere fest. Branchenvertreter erwarteten Schäden in Milliardenhöhe. Aufgrund des höheren Passagieraufkommens an Werktagen werde sich die Lage ab Montag verschärfen.

Einige nur mit Piloten besetzte Maschinen durften am Wochenende nach Frankfurt am Main überführt werden. Die sicheren Starts und Landungen warfen bei den zwei größten deutschen Fluggesellschaften Fragen nach der Notwendigkeit des Verbots auf. An den Maschinen sei nicht «der kleinste Kratzer» gefunden worden, sagte Lufthansa-Konzernsprecher Klaus Walther.

Der Chef von Air Berlin, Joachim Hunold, kritisierte, dass die Schließung des Luftraums auf Computersimulationen eines englischen Instituts beruhe. «Es ist in Deutschland noch nicht mal ein Wetterballon aufgestiegen, um zu messen, ob und wie viel Vulkanasche sich in der Luft befindet», sagte er.

Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) entgegnete, er sei kein «Panikminister» und halte sich mit dem Flugverbot strikt an internationale Vorgaben. «Alles andere wäre unverantwortlich», betonte er. «Bei allem Verständnis für die Klagen der Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber über Umsatz- und Gewinneinbußen – das Geschrei möchte ich hören, wenn etwas passieren würde.»

Als Verkehrsminister habe für ihn die Sicherheit der Passagiere oberste Priorität. Messungen mit modernster Lasertechnik am Sonntag in der Nähe von München hätten ergeben, dass nach wie vor Vulkanasche im deutschen Luftraum sei. «Wetterballons liefern nicht die Daten, die wir brauchen», sagte Ramsauer.

Christoph Hartmann vom Deutschen Wetterdienst bestätigte, dass die Konzentration der Vulkanasche über Deutschland nicht direkt gemessen wird. Auf Basis der ermittelten Ozonkonzentration in der Luft könne die Asche aber nachgewiesen werden. Ob diese Menge für den Flugverkehr relevant sei oder nicht, müsse die Flugsicherung entscheiden. Die Vulkanasche von Island ziehe derzeit eher in Richtung Skandinavien. Wegen ausbleibender Winde löse sich die Wolke über Deutschland aber nicht auf.

Prominentestes deutsches «Opfer» des Flugchaos war die Bundeskanzlerin. Sie hatte auf der Rückreise aus den USA einen Umweg über Südeuropa nehmen müssen und es nicht zu der Trauerfeier für Kaczynski geschafft. Bundespräsident Horst Köhler und Außenminister Guido Westerwelle (FDP) reisten am Sonntag per Hubschrauber zu dem Begräbnis in Krakau.

Die Flugsicherung Eurocontrol ging davon aus, dass von Donnerstag bis Sonntag europaweit über 63 000 Verbindungen abgesagt wurden. Allein am Samstag fielen knapp 80 Prozent der Flüge aus.

Der leere Himmel sorgte am Boden für volle Züge und Busse sowie ausgebuchte Mietwagenstationen. Alle verfügbaren Züge seien im Einsatz, teilte die Deutsche Bahn mit. Tourismuskonzerne mussten Reisen absagen und sich um im Ausland gestrandete Kunden kümmern. TUI hatte in der Nacht zum Sonntag begonnen, europaweit Gäste über noch geöffnete Flughäfen sowie mit Fähren, Bussen und Bahnen nach Hause zu bringen.

Das Auswärtige Amt wies alle Auslandsvertretungen an, der Betreuung betroffener Bundesbürger höchste Priorität einzuräumen. Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) forderte eine befristete Aufhebung des Nachtflugverbots, um den Ansturm bei Wiederaufnahme des Luftverkehrs bewältigen zu können.

(Weitere Quellen: Hunold und Walther in «Bild am Sonntag»; Hunold auch in Mitteilung; DWD, DFS, Ramsauer in der «Bild»-Zeitung (Onlineausgabe); alle anderen in Mitteilungen)

tf/mei/ddp
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Posted on Apr. 18, 2010 in MotorBlog News

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