„Better Safe Then Sorry“ sagt man im Amerikanischen – was insbesondere auch für Motorrad-Bekleidung gilt:
Helm, Kleidung, Stiefel, Handschuhe – die richtige Ausrüstung für den Motorradfahrer ist nicht Jacke wie Hose. Das haben wohl inzwischen die meisten Biker verinnerlicht, und so sind Fahrer in Jeans und Turnschuhen nur noch selten zu sehen. Dass die Zahl der bei Unfällen getöteten Motorradfahrern sinkt – von 2007 bis 2008 um knapp 20 Prozent – liegt auch an der immer besserer Schutzkleidung, hat Günter Schmid, Motorradexperte des TÜV Süd in München, beobachtet: «Lederkombis sind heute klimatechnisch fast so gut wie Textilkleidung, und die wird wiederum in Sachen Abrieb immer besser.» Ebenfalls wichtig: optimale Bewegungsfreiheit und Schutz vor Witterungseinflüssen. «Wer sich wohlfühlt, fährt sicherer», schlussfolgert Schmid.
Wie aber sieht die richtige Kleidung aus? Zunächst sollte man sich fragen, wie, wofür und wann das Motorrad zum Einsatz kommt, empfiehlt der TÜV-Fachmann. Für kurze Ausfahrten sei der Einteiler gut. Er liege eng am Körper, biete wenig Windwiderstand und könne nicht verrutschen. Gehe es auf längere Touren oder wolle man mit dem Bike zum Arbeitsplatz pendeln, seien zweiteilige Textil- oder Lederkombinationen die richtige Wahl, denn sie könnten auch abseits des Motorrads getragen werden. Zudem verfügten sie zumindest über Stauraum für Schlüssel und Brieftasche. Wichtig ist bei allen Anlässen, gut gesehen zu werden. Deshalb: helle Farben wählen und auf Reflektoren achten.
Rindsleder und laminierte oder verstärkte Polyester- oder Polyamidtextilien sind die sichersten Materialien, wenn es aufs Bike geht. Beim Leder sollte man unbedingt auf die Stärke achten. Tests haben gezeigt, dass das Material mindestens 1,2 Millimeter stark sein sollte, «dann reicht die Abriebfeste des Naturmaterials aus», weiß Günter Schmid. Gerade bei der Funktionalität hätten die Entwickler von Ledermotorradbekleidung in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. So könne die Ledermontur dank neuer Gerbverfahren auch bei Wind und Wetter angezogen werden. Alternative Gerbstoffe sorgten bei einer modernen Lederkombi dafür, dass der Biker selbst bei einem starken Regenguss trocken bleibe. Zusätzlicher Vorteil des neuen Verfahrens: Bei Sonneneinstrahlung bleibt das Leder relativ kühl. Neue, mit dem Naturmaterial direkt verbundene Klimamembrane halten den Motorradfahrer zusätzlich trocken und frisch.
Textilbekleidung ist leichter, meist bequemer und bietet zudem besseren Schutz gegen Wind und Regen. Der wohl größte Vorteil gegenüber der Lederkleidung: Man kann die Textilkleidung über der normalen Kleidung tragen – eine gute Alternative für Berufspendler. In Sachen Klima ist die Textilbekleidung der Ledervariante immer noch ein Stück voraus. «Die Materialien sind leichter, zusätzliche Reißverschlüsse im Außenfutter bewirken, dass ausreichend Frischluft zwischen Körper und Futter für gute Lüftung sorgt», sagt Schmid. Wer also vorhabe, bei großer Hitze unterwegs zu sein, der sollte sich für die textile Variante entscheiden.
Besonders wichtig sind Protektoren: Schultern, Ellenbogen, Rücken, Hüfte und Knie – moderne Protektoren schützen und bieten gleichzeitig einen hohen Tragekomfort. Sie sind entweder direkt in die Kleidung integriert oder separat zu erhalten. Schmid: «Eine wichtige Rolle bei der Schutzwirkung von Motorradbekleidung spielen Größe, Form und Anordnung der Protektoren.» Zudem sollte man auf Prüfsiegel achten: EN 1621-2 gilt für Rückenprotektoren, EN 1621-1 für alle anderen.
Nach der Materialwahl kommt die Anprobe. Dabei zeigt sich, ob des Bikers neue Kleider bequem und einwandfrei sitzen. Man sollte ausreichend Bewegungsfreiheit haben und bedenken, dass Funktionswäsche darunter passt. Für Lederbekleidung gilt: In den Bewegungszonen dienen textile Stretch-Einsätze für mehr Agilität und sorgen für Luftzirkulation. Bei den Ärmeln immer wichtig ist die Länge. «Bei angewinkelten Ellenbogen muss der Bund bis über das Handgelenk reichen und sich einwandfrei verschließen lassen», empfiehlt der Fachmann. Auch die Hosenbeine müssten natürlich die richtige Länge haben. Für beide Kriterien sollte man am besten die eigenen Stiefel und Handschuhe zur Anprobe mitbringen.
Textilbekleidung sollte immer einen Gürtel in der Taille haben, das schützt vor Flattern. Beim Thermo-Innenfutter sollte man darüber hinaus auf Verstellmöglichkeiten achten, damit Kleidung und Protektoren immer exakt und eng anliegen. Für sportliche Fahrer hält Schmid noch eine Erfahrung parat: «Achten Sie darauf, dass sich der Halsabschluss ausreichend verstellen lässt. Bei der gebeugten Haltung auf Sportmaschinen drückt oft der Kragen – und das kann einem die schönste Tour vermiesen.»
tf/mei/ddp
___________________________________
>> Alle Artikel zum „Schwerpunkt Motorrad“ bei MotorFieber
Begeistert von diesem Artikel? Follow us on Twitter!
Mai 14th, 2010 at 12:17
Aufklärung über Sicherheitsrisiken beim so oder so gefährlichen Motorrad-Fahr-Wahnsinn ist immer gut! „Cool sein“ kann beim Motorrad fahren schnell tödlich enden. Leider sind das die Fakten.