Der Focus RS ist das richtige Auto, um die lieben Kleinen jeden Morgen mit Freude zur Kita zu chauffieren – vorausgesetzt, der Weg dorthin führt über die Nordschleife des Nürburgrings. Was dieser Wagen an Fahrspaß bereitet, ist schon ein besonderes Kapitel. Selbst brave Familienväter bekommen da ein breites Grinsen im Gesicht. Bei nüchternerer Betrachtungsweise ist die Alltagstauglichkeit des Ford-Mobils allerdings fraglich – seine brettharte Federung ist unkomfortabel.
Kurvenreiche Landstraßen passen deutlich besser zur RS-Version des Focus. Wer den Wagen sportlich nutzt, wird sich über die Rallye-Gene des 305 PS starken Viersitzers freuen. Bevor die aktuelle Focus-Baureihe in den Produktionsruhestand geschickt wird, legten Fords Ingenieure und Entwickler außerdem nochmals nach: auf der Auto Mobil International in Leipzig stellten sie eine 350-PS-Variante vor.
Doch Leistungsmangel besteht schon bei der etwas schwächeren Version nicht. Bereits optisch hinterlässt der Focus RS mit seinem spektakulären, im Hinblick auf optimalen Abtrieb und aerodynamische Effizienz entwickelten Design einen unverkennbaren Eindruck. Mit breiten Spoilern, großen Rädern und einer mächtigen Auspuffanlage wirkt er selbstbewusst und leistungsbereit. Akustisch wird die souveräne Fahrleistung mit einem hörenswerten Klangkonglomerat garniert – vom heiseren Röcheln bis hin zum Fauchen des Turbos. Das ist das Ergebnis eines «Sound Symposers», der sogar die vom World Rallye Car inspirierte Spätzündung beim Zurückschalten intoniert.
Angesichts des mächtigen Leistungsangebots können Zweifel auftreten, ob der reine Frontantrieb die richtige Entscheidung war. Doch Überlegungen dieser Art werden schon nach wenigen Kilometern ad acta gelegt. Dank einer ausgeklügelten Konstruktion der Vorderachse wird das Leistungsangebot der Schräghecklimousine exzellent auf die Straße gebracht. Allenfalls bei einem Schnellstart zerren die Antriebskräfte spürbar an der Lenkung. Doch davon abgesehen ist die Straßenlage des RS ausgezeichnet und erlaubt enorme Kurvengeschwindigkeiten. Im Grenzbereich zeigt sich eine gutmütige Tendenz zum Untersteuern. Bei einem plötzlichen Gaswegnehmen in der Kurve dreht sich das Heck ein, was für eine sehr hohe Agilität sorgt. Bevor man das Lenken mit dem Gaspedal übertreibt, greift regulierend das ESP ein. Wie der Frontantrieb ist auch der aufgeladene Turbo-Motor ein Prachtstück geworden. Mit ihm lässt es sich ebenso zivilisiert zum Bäcker fahren wie aggressiv um die Nordschleife hetzen. Selbst schaltfaules Fahren erlaubt der sorgsam überarbeitete Fünfzylinder.
Getriebe und Lenkung des RS wurden aus dem Focus ST übernommen und wie die Bremsen dem gestiegenen Leistungspotenzial adäquat angepasst. Die sehr direkt ausgelegte Lenkung spricht spontan an und vermittelt einen ausgezeichneten Fahrbahnkontakt. Das Getriebe lässt sich knackig schalten und ist kurz abgestuft. Das unterstützt die Fahrdynamik, schlägt sich aber im Verbrauch nieder – denn um einigermaßen spritsparend zu fahren, muss häufig zum Schalthebel gegriffen werden. Überhaupt ist schon eine Menge Charakterstärke notwendig, um verbrauchsorientiert unterwegs zu sein. Zu reizvoll ist das Potenzial des RS. Auf dem Papier verbraucht der Power-Ford zehn Liter – im tatsächlichen Leben werden es zumeist zwischen 10 und 15 Liter sein.
Die Verarbeitung des Focus ist außen wie innen makellos. Auch im Innenraum dominiert der Sportcharakter, unübersehbar bereits an den Recaro-Schalensitzen. Die sind nicht nur renn-, sondern ebenso langstreckentauglich. Die leicht ausgeformten Fondsitze bieten ebenfalls guten Seitenhalt und Reisekomfort. Bevor man den genießen kann, muss man aber den engen Durchstieg nach hinten absolvieren. Der weitgehend von seinen Modellbrüdern übernommene Instrumententräger offenbart Schwächen. Tacho und Drehzahlmesser sowie die mittig auf dem Armaturenbrett platzierten Zusatzinstrumente lassen sich bei ungünstigen Lichtverhältnissen nicht präzise und schnell ablesen. Die Materialwahl den Interieurs könnte außerdem insgesamt etwas liebevoller ausfallen.
Unterm Strich ist der RS eine Fahr- und Spaßmaschine, die in ihrer Klasse ziemlich konkurrenzlos fährt. Das gilt ebenfalls für den Preis (ab 34 900 Euro). Wenn man die nahezu kompromisslose Sportlichkeit dieses Autos mag, steht dem Vergnügen am Steuer nichts im Weg.
Ford Focus RS im Kurzüberblick*
- Hersteller: Ford
- Modell: Focus RS
- Motor: Fünfzylinder-Turbo
- Hubraum:2522 ccm
- Leistung: 305 PS/224 kW
- Drehmoment:440 Nm bei 2300 U/min
- Von 0 auf 100 km/h:5,9 Sek.
- Höchstgeschw.:263 km/h
- Verbrauch:10,0 l Superbenzin/100 km
- CO2-Ausstoß:225 g/km
- Kofferraum:360 Liter
- Versicherung: HP:19 / TK:25 / VK:27
- Grundpreis: 34 900 Euro
- Preis der Testversion: 39 330 Euro
*Alle Angaben sind Herstellerangaben
tf/mei/ddp
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