Wenn Hyundai im Sommer den neuen Veloster an den Start bringt, weht ein frischer Wind durch die so nüchterne Welt der Kompaktklasse. Denn der Keil aus Korea bricht mit allen Konventionen. Schon das Türkonzept ist außergewöhnlich: Wo echte Coupés zwei und klassische Kompaktwagen vier Türen haben, sucht der Veloster mit seinen drei Türen den Kompromiss aus Vernunft und Vergnügen. Links gibt es eine einzelne lange Klappe und eine schnörkellose Flanke.
Rechts haben die Ingenieure dagegen für die Hinterbänkler noch eine zweite Öffnung ins Blech geschnitten und diese mit dem im Winkel des Dreiecksfensters versteckten Türgriff gut getarnt. Die Frontscheibe wirkt wie ein Helmvisier Aber nicht nur die Silhouette des 4,22 Meter kurzen und mit 1,40 Metern gar nicht so flachen Koreaners ist ungewöhnlich. Auch die Heckansicht sucht Ihresgleichen: Mittig montierte Endrohre und die hohe Gürtellinie kennt man schon von anderen Sportwagen. Rückleuchten, die wie mit der Kelle des Eisverkäufers aus dem Blech geschabt wurden, sind aber fremd. Ebenso die Heckscheibe: Sie ist ausgesprochen schmal, reicht dafür bis weit ins Dach und wird von einem markanten Spoiler geteilt. Dagegen ist das Gesicht schon fast gewöhnlich: Es trägt den typischen Hyundai-Grill, strahlt aus großen Scheinwerfern und wirkt nur deshalb ein bisschen böse, weil die A-Säulen schwarz eingefärbt wurden. So werden die vorderen Dachpfosten fast unsichtbar und lassen die umlaufende Frontscheibe wie das Visier eines Motorradhelms erscheinen. So pfiffig der Veloster außen gezeichnet wurde, so enttäuschend wirkt der Viersitzer innen. Zwar haben die Koreaner die strenge Geometrie des Armaturenbretts mit ein paar rautenförmigen Lüftungsgittern aufgebrochen und bauen serienmäßig einen großen Touchscreen in die Mittelkonsole. Jedoch ist die Materialauswahl eher lieblos und der Grundton des Cockpits ein langweiliges Grau. Das können auch die paar Chromapplikationen kaum ändern. Viel Platz in der Vorderreihe Dafür sitzt man in dem Coupé überraschend gut – zumindest in der ersten Reihe. Die sportlich geschnittenen Sessel sind bequem und geben ordentlich Seitenhalt, die Beinfreiheit reicht aus und die richtige Sitzposition ist schnell gefunden. Die Rückbank ist aber für alle Passagiere jenseits der Grundschule eine Zumutung, auch wenn man sie durch die dritte Tür ohne gymnastische Übung erklimmen kann. Der Kopf schleift am Dach, die Knie an den Lehnen der Vordersitze, und die Fenster sind so klein, dass man sich in einer dunklen Höhle wähnt. Für mehr als zwei Personen taugt dieser Hyundai deshalb nur in Ausnahmefällen. Dabei wäre zumindest der Kofferraum groß genug für ein Familienauto: Wer die Ladung erst einmal über die hohe Kante gewuchtet hat, kann dort immerhin 320 Liter verstauen. Legt man die Rückbank um, stehen sogar über 1 000 Liter Stauraum zur Verfügung. 140 PS müssen reichen Der Veloster sieht sportlich aus und ist scharf gezeichnet, aber die Motorisierung ist weniger üppig als bei der Konkurrenz. Denn anders als bei VW Polo GTI, Opel Corsa OPC oder Renault Clio RS fährt er nicht mit einem aufgemotzten Turbo-Motor. Stattdessen muss ihm ein 1,6-Liter großer Benzin-Direkteinspritzer mit 103 kW/140 PS genügen. Er geht mit maximal 167 Nm zu Werke und bringt den Viersitzer ordentlich auf Touren. Wenn man sich geschickt durch das sechsstufige Getriebe schaltet, schafft er den Sprint auf Tempo 100 in 9,8 Sekunden und erreicht wenig später fast 200 Stundenkilometer. Noch dynamischer wird der Veloster mit der neuen Doppelkupplung, die Hyundai nun zum ersten Mal anbietet. Sie verkürzt die Sprintzeit und senkt den Verbrauch um zehn Prozent. So kommt der Flitzer auf von 5,6 Liter und einen CO2-Ausstoß von 132 g/km. Was dem Veloster zum Sportwagen fehlt, ist ein knackigeres Fahrwerk und ein kerniger Motorsound. Aber man kann ja nicht alles erwarten – vor allem bei einem Preis ab 21 600 Euro. Der macht den Veloster zu einem der günstigsten Kraftmeier. Fazit: Imageträger gegen die Langeweile Preiswert und pfiffig, frech und flink – so mischt Hyundai mit dem Veloster die Klein- und Kompaktklasse auf. Für den riesigen Verkaufserfolg wird es vielleicht nicht reichen, weil dem Coupé dazu das Prestige und die Leistung fehlen. Doch ein als Imageträger gegen die Langeweile funktioniert der Veloster allemal.
| Datenblatt: | Hyundai Veloster |
|---|---|
| Motor und Antrieb: | Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer |
| Hubraum: | 1591 ccm |
| Max. Leistung: | 103 kW/140 PS bei 6300 U/min |
| Max. Drehmoment: | 167 Nm bei 4850 U/min |
| Antrieb: | Frontantrieb |
| Getriebe: | 6-Gang-Schaltgetriebe |
| Maße und Gewichte | |
|---|---|
| Länge: | 4220 mm |
| Breite: | 1790 mm |
| Höhe: | 1399 mm |
| Radstand: | 2650 mm |
| Leergewicht: | 1295 kg |
| Zuladung: | 405 kg |
| Kofferraumvolumen: | 320-1015 Liter |
| Fahrdaten | |
|---|---|
| Höchstgeschwindigkeit: | 201 km/h |
| Beschleunigung 0-100 km/h: | 9,8 s |
| Durchschnittsverbrauch: | 5,6 Liter/100 km |
| Reichweite: | 890 km |
| CO2-Emission: | 132 g/km |
| Kraftstoff: | Super |
| Schadstoffklasse: | EU5 |
| Kosten | |
|---|---|
| Basispreis der Modellreihe: | 21 600 Euro |
| Grundpreis des Veloster Premium: | 26 200 Euro |
| Typklassen: | HP – VK – TK |
| Kfz-Steuer pro Jahr: | 56 Euro/Jahr |
| Alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke |
| Wichtige Serienausstattung | |
|---|---|
| Sicherheit: | Sechs Airbags, ESP, Bremsassistent, Aktive Kopfstützen |
| Spritspartechnik: | Start-Stopp-Automatik |