Bei den Kleinwagen ist es wie bei der Henne und dem Ei. Wer oder was war zuerst da? Das wachsende Interesse der Käufer an kleineren Autos oder die Voraussicht der Hersteller, die die einst eher spartanischen Vehikel gewaltig aufpeppten und damit die Nachfrage ankurbelten? Wie auch immer: Inzwischen sind die Kleinen mächtig gewachsen, bieten variable Innenräume, zeigen eine solide Verarbeitung und offerieren Fahrwerke und Motoren, die ein flottes und entspanntes Fortkommen ermöglichen. Hyundai folgte dem Trend der Branche im vergangenen Jahr und ersetzte den Getz durch den i20.
Der ist mit 3,94 Metern gleich um elf Zentimeter länger geworden, was nicht nur den Proportionen gut tut. Durch die üppigeren Abmessungen, einen für das Segment langen Radstand und eine bis zum Heck fast gerade verlaufenen Dachlinie gibt es für die Passagiere sowohl vorne als auch hinten nicht nur genügend Bein- und Ellbogenfreiheit, sondern selbst für Großgewachsene ausreichend Kopfhöhe. Durch die Vorgabe «Form folgt Funktion» hat zwar die Attraktivität des Blechkleides etwas gelitten, doch die Insassen werden dies zu ihren Gunsten werten.
Vom Längenzuwachs hat auch das Ladeabteil profitiert, das nun über ein Volumen von 295 Liter verfügt und damit das Klassenziel erreicht. Durch Umklappen der Rücksitzbank kann es bis auf 1060 Liter erweitert werden. Das Vorklappen der Sitze erfordert zwar nicht viel Kraft, doch die Kopfstützen müssen zuvor abgezogen werden, und beim Zurückklappen werden häufig die Gurte eingeklemmt. Hinzu kommt, dass das Beladen durch eine ziemlich hohe Bordwand erschwert wird und beim Schließen der Klappe schmutzige Finger kaum zu vermeiden sind.
Das Cockpit ist übersichtlich. Der Fahrer hat alle wichtigen Instrumente im direkten Sichtfeld, die Bedienelemente sind ergonomisch richtig angeordnet. Das Lenkrad ist neigungs- und weiteneinstellbar, der kleine Schalthebel griffgünstig platziert. Fahrer- und Beifahrersitz geben ausreichend Seitenhalt, erweisen sich bei längeren Fahrten aber als etwas zu hart – da tut dann eine Pause alle zwei Stunden nicht nur dem Rücken gut. Auch wenn bei der Verkleidung Hartplastik vorherrscht, fühlt man sich im i20 wohl. Die farbliche Abstimmung und die Haptik stimmen ebenso wie die Verarbeitung.
Mit 78 Pferdestärken unter der Haube können sportive Neigungen nicht ausgelebt werden. Doch untermotorisiert fühlt man sich selbst auf der Autobahn nicht. Um genügend Durchzugskraft zu entwickeln, muss der kleine Motor beim Beschleunigen allerdings weit ausgedreht werden. Dank der guten Getriebeabstufung – nur der fünfte Gang ist etwas zu lang ausgelegt – und der präzisen Schaltung artet dies nicht in Arbeit aus. Wenn man den Rückwärtsgang schnell einlegt, übermittelt das Getriebe allerdings häufig unerwünschte Grüße.
Das Fahrwerk ist recht komfortabel abgestimmt. Kleinere Unebenheiten spürt man kaum. Die Richtungsstabilität ist selbst bei stärkerem Wind gut. In etwas flotter durchfahrenen Kurven untersteuert der Kleine recht stark, was heutzutage schon etwas ungewöhnlich ist. Nach wenigen Kilometern hat man sich aber daran gewöhnt und kann zudem im Falle eines Falles auf das serienmäßige ESP vertrauen.
Mit sechs Airbags, ESP und aktiven Kopfstützen ist das Sicherheitspaket für einen Kleinwagen mehr als ordentlich. Und auch bei den Komfort-Features haben die Hyundai-Marketing-Strategen kaum gegeizt. Klimaanlage, elektrische Fensterheber vorn, CD/MP3-Player und ein USB-Anschluss sind Serie. Das für 550 Euro erhältliche Elektrik-Paket beinhaltet unter anderem beheizbare Außenspiegel, Bordcomputer, elektrische Fensterheber hinten und Nebelscheinwerfer und bietet damit weitere kleine Helferlein, die das Fahren im i20 noch angenehmer machen.
tf/mei/ddp
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