Praktisch kein Auto wird ohne irgendein Zubehör bestellt. Ellenlange Ausstattungslisten und gewieft geschnürte Paketlösungen sollen den Käufer verführen, tiefer in die Tasche zu langen. Bei diesem Griff ins Portemonnaie mag sich mancher denken, bei einem späteren Wiederverkauf des Wagens werde die Investition rasch wieder hereingeholt. Fehlanzeige, sagen die Marktbeobachter von EurotaxSchwacke in Maintal. Grundsätzlich gelte: Zubehörfeatures seien bei einem Wiederverkauf von Vorteil, sofern sie nützlich und sinnvoll seien.
Allerdings verlieren sie schneller an Wert als das Fahrzeug selbst. «So lassen sich beispielsweise für einen drei Jahre alten Gebrauchten noch rund 50 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises erzielen – für die beim Kauf des Autos im allgemeinen teuer bezahlten Extras in der Regel nur noch zwischen 25 und 35 Prozent», rechnet EurotaxSchwacke-Geschäftsführer Michael Bergmann vor.
Allerdings sind einige Fahrzeuge ohne Sonderzubehör beinahe unverkäuflich. Je größer das Auto, desto wichtiger wird die gehobene Ausstattung für den Wiederverkauf. Darüber hinaus beeinflusst laut EurotaxSchwacke die Marktgängigkeit des Fahrzeugs in erheblichem Maße den Wertverlust der Ausstattungsfeatures: Verliert ein Pkw schneller an Wert, dann sinken die Restwerte des Zubehörs noch stärker.
Die Maintaler Marktbeobachter haben die wichtigsten Ausstattungsfeatures in einzelnen Fahrzeugklassen auf ihre Wichtigkeit beim Wiederverkauf untersucht. Bereits im Kleinwagen- und Kompaktklassesegment wird Ausstattung ganz groß geschrieben. Ein Muss ist schon hier eine Klimaanlage, außerdem eine Zentralverriegelung, Servolenkung, elektrische Fensterheber vorne, Metalliclackierung und ein elektronisches Stabilitätsprogramm. Weniger honoriert werden beim Verkauf eine Anhängerkupplung, Automatikgetriebe, Xenonlicht und Standheizung. Ein Kompaktklassefahrzeug sollte zusätzlich noch mit Leichtmetallfelgen und einer Sitzheizung im Cockpit aufgerüstet werden.
Was in den kleineren Klassen noch Kür ist, zählt in der Mittelklasse bereits zum Standard. So gehören unter anderem ein Automatikgetriebe, Lederausstattung, Park Distance Control und Tempomat zum Pflichtprogramm. Noch bessere Chancen beim Verkauf haben Wagen mit einem Navigationsgerät und Xenonlicht. Schon heute hat fast die Hälfte aller angebotenen gebrauchten Mittelklassefahrzeuge ein Navigationsgerät und ein Drittel Xenonlicht an Bord. Zubehör wie zum Beispiel Standheizung und Anhängerkupplung kann auch in dieser Klasse eher vernachlässigt werden.
Fahrzeuge in der Oberklasse haben eine weitaus bessere Verkaufschance zu einem vernünftigen Preis, wenn sie die richtigen Extras aufweisen. Ohne Xenonlicht, Navigation, Lederausstattung und Automatikgetriebe kann es in diesem Segment zu erheblichen Problemen beim Wiederverkauf kommen. Hier sind «Ausstattungs-Sparversionen» auch in Sachen Restwert ein Hemmschuh.
Die richtige Ausstattung ist nach Ermittlungen der Markt-Experten von EurotaxSchwacke bei der Verkäuflichkeit von Gebrauchtwagen besonders wichtig. «Passend ausgestattete Fahrzeuge lassen sich deutlich schneller verkaufen als Fahrzeuge, bei denen wichtige Ausstattungsdetails fehlen oder gar verkaufsschädigende Ausstattungen beim Neuwagenkauf geordert wurden, wie beispielsweise exotische Farbkombinationen oder ein Oberklassewagen ohne Automatikgetriebe», schildert Michael Bergmann seine Erfahrungen.
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