Chevrolets Angebot in der Kompaktklasse ließ sich bislang als solide, preiswert und unauffällig, ja ein wenig langweilig beschreiben. Entsprechend war der Absatz der Modelle Lacetti und Nubira. Seit Einführung des Cruze im vergangenen Frühjahr muss man dieses Urteil justieren: Chevys Designer schneiderten der viertürigen Stufenheck-Limousine nämlich ein schickes, dynamisches Blechkleid fast im Coupé-Format. Prangte nicht das goldglänzende Markenlogo am zweigeteilten Kühler, hätte man Schwierigkeiten, den Cruze als Chevrolet-Modell zu identifizieren.
Die beachtliche Länge von 4,60 Metern hat den Designern die Arbeit natürlich erleichtert und nährt gleichzeitig Zweifel, ob die von Chevy gewählte Einstufung in die Kompaktklasse wirklich richtig ist. Denn der Cruze ist länger als eine Mercedes C-Klasse oder ein 3er-BMW, übertrifft den VW Golf gar um 40 Zentimeter. Das erfreut vor allem die bis zu fünf Passagiere, die alle Platz satt vorfinden. Trotz der bogenförmigen Dachlinie haben selbst groß gewachsene Menschen im Fond noch genügend Kopffreiheit.
Die Vordersitze erweisen sich auch auf längeren Touren als bequem, körpergerecht und ausreichend Seitenhalt gebend. Das Lenkrad ist in Höhe wie Länge einstellbar. Nicht von ungefähr kommen einem Instrumente sowie etliche Schalter und Knöpfe bekannt vor – sie stammen von aktuellen Opel-Modellen wie zum Beispiel dem neuen Astra. Da machen sich die Vorteile der GM-Großfamilie mit ihrem großen Baukasten bemerkbar. Der jeweiligen Funktion ist die Verwandtschaft durchaus zuträglich, Ergonomie und Erkennbarkeit sind tadellos.
Die im Astra verwendeten Materialien wurden dagegen aus Kostengründen nicht übernommen – und das merkt man deutlich. Kratzempfindliches Hartplastik und Alu-Imitate ergeben keine angenehme Haptik. Das kann auch die ordentliche Verarbeitung nicht ausgleichen. Mit 450 Litern Stauvolumen ist der Kofferraum üppig bemessen und kann durch eine niedrige Ladekante leicht gefüllt werden. Allerdings lauert da eine böse Falle: Die mächtigen Haltebügel der Klappe sind mehr als handbreit nach innen versetzt. Wird die Klappe geschlossen, ragen diese Bügel in den Laderaum und drücken Beulen in Koffer oder Staugut.
Weitere Gemeinsamkeiten des Cruze mit dem Astra: Beide bauen auf der neuen Delta-Plattform auf und verfügen nach wie vor über eine Verbundlenker-Hinterachse. Diese Bauweise ist sicher nicht mehr letzter Stand der Technik, wenn es sportiv zugehen soll. Das stand allerdings nicht im Lastenheft der Cruze-Entwickler, und so entwickelten sie ein komfortbetontes, insgesamt ausgewogenes Fahrwerk. Das leitet erfreulicherweise sowohl lange als auch kurze Bodenwellen kaum an die Passagiere weiter. In Kombination mit dem laufruhigen, agilen Triebwerk und einem gut abgestimmten Fünfgang-Getriebe entpuppt sich der Cruze somit als angenehmes Reisegefährt, bei dem allerdings kaum Lust auf Kurvenhatz aufkommt. Versucht man es dennoch, zeigt sich der Cruze bei geringer Wankneigung selbst dieser Aufgabe durchaus gewachsen. Fahrspaß entsteht da jedoch nicht. Wird es einmal zu schnell, sorgt das serienmäßige ESP rechtzeitig für Entspannung.
Mit sechs Airbags und ESP verfügt der Cruze über eine für dieses Segment umfangreiche Sicherheitsausstattung. Die wichtigsten Komfort-Features sind ebenfalls Serie, so dass der neue Cruze im Preis-Leistungs-Verhältnis weitere Pluspunkte sammelt.
Das alles wird noch nicht reichen, um sich ein richtig großes Stück vom Marktanteilskuchen abzuschneiden. Doch erstmals bietet Chevrolet mit dem Cruze in dieser Fahrzeugklasse eine ernsthafte Alternative an.
ddp/nom/mhi
Januar 20th, 2010 at 12:17
[…] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von motorfieber, Der Opelaner erwähnt. Der Opelaner sagte: [Feature] Chevrolet Cruze 1.8 LT: Das Vorbild Opel Astra ist unverkennbar – TechFieber (Blog… http://goo.gl/fb/s49s […]