[Feature] VW-Chef Martin Winterkorn fährt jetzt Porsche Panamera

Porsche statt Polo – VW-Boss Winterkorn outet sich als bekennender Schwabe. Der brandneue, polierte Porsche Panamera geriet zur Nebensache. Das Interesse konzentrierte sich am Mittwoch in Stuttgart auf die davor posierenden Vorstände: Die Bilanz-Pressekonferenz des Sportwagenbauers war der erste Auftritt von VW-Chef Martin Winterkorn als neuer Vorstandsvorsitzender der Porsche-Holding. Er demonstrierte engen Schulterschluss mit Michael Macht, dem Chef der Porsche AG, der ebenfalls im Vorstand der Holding sitzt. Die beiden plauderten, legten einander lächelnd den Arm um die Schulter.

«Wir sind ein tolles Team», versicherte Macht. Der «bekennende Schwabe» Winterkorn kündigte an, bald neben seinem derzeitigen Audi A 8 auch einen Porsche als Dienstwagen zu fahren.

Nach einem fast vier Jahre dauernden, spektakulären Machtkampf zwischen den beiden Automobilkonzernen führt Winterkorn seit Mittwoch den Stuttgarter Autobauer. Die Fusion soll 2011 vollständig abgeschlossen sein. Es herrsche «Aufbruchsstimmung», sagte der gebürtiger Leonberger. Er und Macht wurden nicht müde, die Eigenständigkeit von Porsche als zehnter Marke des VW-Konzerns zu beschwören. «Ein Porsche wird immer ein Porsche bleiben», war der von den beiden wohl am häufigsten genannte Satz des Tages.

Kooperationen bei Entwicklung, Produktion und Einkauf sollen Synergieeffekte bringen. Jedoch soll kein Mitarbeiter um seinen Job fürchten. Vielmehr setze der neue Konzern mit zehn Marken auf Expansion. «Wir wollen 2018 die Nummer eins der Welt sein», betonte Winterkorn. Dies beziehe sich auf Stückzahl und Profitabilität. Der neue Porsche-Chef, der den Sportwagenbauer «seit Kindheit bewundert», äußerte großen Respekt für «die Sportwagenikone» und verwies mehrfach auf seine schwäbischen Wurzeln. Porsche sei eine der wertvollsten Marken und «der Traum von vielen autobegeisterten Menschen weltweit», sagte er. «Als Schwabe und Automann» wisse er, was die Porsche-Mannschaft aufgebaut habe und könne einschätzen, «wie man die Kunden pflegt». Er versprach: «Je besser eine Marke dasteht, umso mehr Freiheiten hat sie im Konzern«.

Der bisherige Weg des Zusammenwachsens sei «nicht einfach» gewesen, räumte Winterkorn ein, doch nun zögen alle «an einem Strang». Die gescheiterte Übernahme von Volkswagen hat bei Porsche einen milliardenhohen Schuldenberg hinterlassen, dennoch blieben die Stuttgarter im abgelaufenen Geschäftsjahr mit einer Marge von mehr als zehn Prozent der profitabelste Autohersteller der Welt.

Macht, der als Zögling von Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gilt, sieht für Porsche gute Chancen, »auf längere Sicht« pro Jahr 150 000 Fahrzeuge zu verkaufen. »Dazu brauchen wir neue Ideen, dazu brauchen wir neue Modelle«, kündigte der Vorstand an. Genaueres wollte er aber noch nicht verraten. Macht will den Stuttgarter Autobauer durch weitere Sparmaßnahmen in allen Bereichen weiter auf Vordermann bringen. »Porsche ist ein grundsolides schwäbisches Unternehmen«, betonte Macht. »Deshalb ist bei uns das Sparen Programm.« Allerdings nicht auf Kosten der Mitarbeiter. Kurzarbeit oder Stellenabbau sind laut Macht nicht geplant. Dem Vorstand zufolge ist die Belegschaft nach »sehr schwierigen« Monaten nun endlich »wieder happy«.

Sogar der für energische Worte bekannte Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück schlug einen versöhnlichen Ton an. Winterkorn sei in Baden-Württemberg aufgewachsen, sagte Hück. Er schätze den neuen Porsche-Chef daher als guten Gesprächspartner. »Wenn ich mit ihm rede, kann ich das Schwäbische rausholen.»[ tf/mozo ddp/wld]

Posted on Nov. 25, 2009 in MotorBlog News

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