Die deutschen Opel-Standorte bleiben erhalten – dennoch setzt General Motors hierzulande eine massive Jobsense an: Der US-Autoriese GM kappt circa 5.300 Stellen bei Opel in Deutschland; fast jeder fünfte Opelaner verliert seinen Arbeitsplatz. Doch es hätte deutlich schlimmer kommen können.
Gut drei Wochen nach dem abgesagten Opel-Verkauf an Magna ist es nun also offiziell, die Zahlen samt Sanierungsplan von GM liegen auf dem Tisch: General Motors greift demnach bei der deutschen Tochter Opel hart durch. Zur Sanierung will der US-Autobauer nach dpa-Informationen allein an den vier Opel-Standorten in Deutschland 5.300 Stellen streichen – das wäre fast jeder fünfte Arbeitsplatz. General Motors spart damit in Deutschland drastischer, als es derOpel-Kaufinteressent Magna geplant hatte.
Am stärksten betroffen sind das Stammwerk in Rüsselsheim mit 2.400 Stellensowie Bochum mit 2.300 Stellen. Um jeweils 300 Arbeitsplätze geht es in denWerken Eisenach und Kaiserslautern, wie die Deutsche Presse-Agentur am Mittwochaus Unternehmenskreisen erfuhr.
Die Zukunft der Standorte ist damit zwar gesichert, Deutschland muss aberdie Hauptlast der Restrukturierung tragen.
GM hatte Anfang November den Opel-Verkauf an den Zulieferer Magna abgesagtund sich entschlossen, Opel aus eigener Kraft zu sanieren. Dies sei die besteMöglichkeit, „langfristig und nachhaltig für den Erfolg von Opel zu sorgen“,sagte GM-Europachef Nick Reilly.
In ganz Europa summiert sich die Zahl auf 8.700 wegfallende Jobs. Nach denPlänen von General Motors schultern Deutschland sowie Belgien mit wegfallenden2000 Arbeitsplätzen somit die größte Last der Restrukturierung. In beidenLändern will GM insgesamt 7.300 Stellen streichen, das wären 84 Prozent desgeplanten Abbaus, hieß es in Unternehmenskreisen. Ob damit das Aus desbelgischen Werks in Antwerpen bevorsteht, sei aber noch unklar. Dort montierenrund 2.580 Beschäftigte den Opel Astra.
Seine Kapazitäten in Europa streicht der GM-Konzern um 20 Prozent zusammen,kündigte der neue GM-Europachef Reilly am Mittwoch nach einem Treffen mit demhessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (CDU) in Wiesbaden an.
Reilly hatte bereits am Vortag Standortgarantien für Bochum undKaiserslautern abgegeben. Auch der Opel-Stammsitz in Rüsselsheim sei wegen derangekündigten Verlagerung der GM-Zentrale von Zürich nach Rüsselsheim sicher.Das Werk ist mit rund 15.600 Mitarbeitern das Herz von Opel. Das Opel-Werk imthüringischen Eisenach wird auch in Zukunft den Corsa bauen. Auch dievorrübergehend angedachte zweijährige Stilllegung des Werks sei vom Tisch, sagteReilly nach einem Gespräch mit Thüringens Ministerpräsidentin ChristineLieberknecht (CDU) in Rüsselsheim. Das Werk hat 1.700 Mitarbeiter.
Der Bochumer Betriebsrat nannte die geplante Streichung von 2.300 derinsgesamt 6.000 Arbeitsplätze zu hoch. „Das muss weniger werden“, sagte derBetriebsratsvorsitzende Rainer Einenkel in Bochum der dpa und kündigteWiderstand an. „Wir werden die Zahlen zur Kenntnis nehmen. Akzeptieren werdenwir sie nicht“, sagte Einenkel. Es dürfe zumindest keine betriebsbedingtenKündigungen geben.
Auch Hessens Ministerpräsident Koch äußerte die Hoffnung, dass derStellenabbau am Stammsitz von Opel weitgehend ohne betriebsbedingte Kündigungenerreicht werden könne. Reilly kündigte zudem an, die Managementstruktur in derneuen Europazentrale von GM in Rüsselsheim zu vereinfachen.
Für die Sanierung von Opel benötigt GM nach Angaben von Reilly etwa 3,3Milliarden Euro und hofft dabei auch auf Staatshilfen. Die EU-Kommissionfürchtet aber einen Subventionswettbewerb der Länder und hat bereits ankündigt,mögliche Beihilfen für den Autobauer auch künftig „strikt“ auf derenVereinbarkeit mit EU-Vorschriften prüfen zu lassen.
Den Brückenkredit für Opel von 1,1 Milliarden Euro hat GM inzwischen ganzgetilgt. Damit liegt Opel seit Dienstag wieder ganz in der Hand desMutterkonzerns.