Ganz bittere Pille nach der GM-Absage aus Detroit. Es musste so kommen. Nach dem geplatzten Opel-Magna-Deal wird es bei Opel in Deutschland Massenentlassungen geben. Deutsche Werke werden auf der Strecke bleiben. Komplette Standort werden wohl verschwinden; immer wieder fallen die Namen der Werke in Bochum und Eisenach, die von den Schließungen als erstes betroffen sein könnten.
Mit ganz masssiven Einschnitten rechnet auch die IG Metall – die Gewerkschaft geht davon aus, dass tausende von Stellen bei Opel gestrichen werden.
Nach der Entscheidung, Opel nicht zu verkaufen, hat die IG Metall den US-Konzern General Motors scharf kritisiert: «General Motors disqualifiziert sich selbst und handelt verantwortungslos», sagte der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter und Opel-Aufsichtsratsmitglied Armin Schild der in Hannover erscheinenden «Neue Presse» (Donnerstagausgabe). «Wir sind sehr enttäuscht. Es gab eine Alternative. Mit Magna wäre Opel auf die Siegerstraße gegangen. Jetzt wird es anders kommen. Opel wird substanziell und existenziell gefährdet. Das wird viele tausend Menschen den Job kosten», sagte Schild.
Opel sei für GM nur so lange gut, wie das Unternehmen Geld einbringe und nicht großartig investiert werden müsse. Dem sinkenden Marktanteil werde «hinterhergespart», solange der Markenname etwas wert sei. Schild: «Jetzt droht die Fortsetzung genau jenes Kurses, der General Motors in die Insolvenz geführt und Opel an den Rand der Insolvenz gebracht hat.»
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) kritisierte die Vorgehensweise von General Motors bei der Absage des Opel-Verkaufs an Magna. Der Minister sagte bei der Verleihung des Goldenen Lenkrads von «Bild am Sonntag» und «Auto Bild»: «Soziale Marktwirtschaft lebt auch von Fairness und vom Umgang miteinander.» Brüderle verwies darauf, dass die Kanzlerin auf dem Rückweg aus den USA, nach einer bemerkenswerten Rede, erfahren habe, dass der von ihr befürwortete Verkauf von Opel an Magna nicht zustande kommen werde. «Stil hat man oder hat man nicht. Das ist offenbar der Stil, den man in Detroit anpackt», sagte der Minister während der Veranstaltung im Verlagshaus von Axel Springer.
Brüderle machte keinen Hehl daraus, dass er das Magna-Konzept vor seinem Amtsantritt «sehr skeptisch» beurteilt habe und es auch weiterhin kritisch sehe. Jetzt sei der weitere Fortgang völlig offen.
Der hessische FDP-Vorsitzende Jörg-Uwe Hahn gibt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Frank-Walter Steinmeier (SPD) eine Mitschuld am Scheitern des Opel-Geschäfts. «Heute bestätigt sich die falsche Verkaufsstrategie, die insbesondere Steinmeier und Merkel, aber auch Opel-Betriebsratschef Klaus Franz organisiert haben», sagte Hahn der »Frankfurter Rundschau“. Hahn, der stellvertretender hessischer Ministerpräsident ist, bestritt, dass Ministerpräsident Roland Koch (CDU) zu den treibenden Kräften zur Unterstützung des Opel-Verkaufs an Magna gehört habe.
Der Chef der Ford-Werke GmbH in Köln, Bernhard Mattes, warnt nach dem Scheitern des Magna-Deals vor neuen Hilfen für Opel. «Es muss sichergestellt sein, dass die Wettbewerbschancen durch die Unterstützung einzelner Unternehmen nicht eingeschränkt werden», sagte Mattes der «Rheinischen Post» (Donnerstagausgabe). Er wolle die Entscheidung von GM zwar nicht kommentieren, aber: «Der Zugang für Unternehmen zu direkter finanzieller Unterstützung muss auf nationaler Ebene für alle Hersteller gleichermaßen gegeben sein.» ar/tf/ddp