Volvo-Fahrzeuge stehen als Synonym für Solidität und hohes Sicherheitsniveau. Die einstigen «Schwedenpanzer» weisen inzwischen aber noch andere Tugenden auf: Komfort, gefällige Innenraumgestaltung, leistungsstarke Triebwerke und ansprechendes Fahrverhalten. Und auch die recht kantige Form der Autos hat sich mit dem Erscheinen der neuen Generation der Mittelklasse-Limousine S60 gründlich geändert.
Das Blechkleid des 4,63 Meter langen Fünfsitzers bestimmen nämlich fließende Linien, wobei die schlanke, coupéförmige Dachlinie von einer neuen Schulterkontur begleitet wird, die von den Frontscheinwerfern bis zu den Heckleuchten verläuft. In Verbindung mit einer rundlichen Front, die von einer markant geformten Motorhaube dominiert wird, ergibt sich ein sportiv-dynamisches Bild. Kaum einer wird Volvo-Chef Stephen Odell widersprechen, der verkündet: «Der S60 ist das ausdruckstärkste und zugleich dynamischste Fahrzeug, was Volvo je gebaut hat.»
Für den Vortrieb sorgen anfangs jeweils zwei Benzin- und Diesel-Versionen, die alle aufgeladene Direkteinspritzer sind. Neu ist ein 2,0-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner (203 PS), der bereits bei niedrigen Drehzahlen sein maximales Drehmoment von 320 Newtonmetern entfaltet. Für genügend Durchschub ist also gesorgt – doch der von Volvo angegebene Normverbrauch von 7,9 Litern auf 100 Kilometer steht leider nur auf dem Papier. Gefragter werden ohnehin die beiden Fünfzylinder-Selbstzünder sein, die bei ersten Fahreindrücken einen harmonischeren Eindruck hinterließen und erheblich sparsamer sind.
Der 2,0-Liter (163 PS) benötigt nach Volvo-Angaben 5,2 Liter Diesel auf 100 Kilometer, das 205 PS starke 2,4-Liter-Triebwerk 5,9 Liter. Der stärkere Selbstzünder ist zudem mit Allradantrieb erhältlich, während die Top-Version mit dem 3,0-Liter-Sechszylinder-Turbobenziner (304 PS) serienmäßig über Vierradantrieb verfügt. Aber auch hier ist die Verbrauchsangabe von 9,2 Litern nur Makulatur. Bei sehr gemäßigter Fahrweise schluckte der Wagen mehr als 11 Liter.
Ein Wermutstropfen – aber in den meisten anderen Wertungspunkten kann der S60 durchaus punkten. Bis auf die knappe Kopffreiheit auf den hinteren Sitzen und den mit rund 400 Litern für diese Klasse recht kleinen Kofferraum strahlt der Innenraum Wohlfühl-Atmosphäre aus. Die Instrumente sind klar angeordnet, die Bedienung erfolgt intuitiv. Die Sitze sind komfortabel, könnten aber mehr Seitenhalt bieten, und jede Menge vernünftig große Staufächer und Ablagen sorgen für Ordnung.
Die Sicherheitsausstattung ist wie gewohnt sehr umfangreich. Sechs Airbags und ein Radsensor an der Front, der andere Fahrzeuge aus Metall erkennt und den Fahrer bei einer drohenden Karambolage warnt, sind ebenso serienmäßig wie die Stabilitätskontrolle und die Spurhalte- und Totwinkel-Assistenten. Für 1700 Euro gibt es zudem mit dem Fußgänger-Erkennungs-System mit automatischer Vollbremsung eine Weltneuheit: Bis zu einer Geschwindigkeit von 35 km/h kann das System Fußgänger, die die Fahrbahn betreten, erkennen, warnt den Fahrer und leitet automatisch eine Vollbremsung ein, wenn dieser nicht rechtzeitig reagiert. Ein System, das derzeit allerdings nur bei Tageslicht und noch nicht ganz einwandfrei funktioniert. Denn bei zwei von fünf Versuchen kam das Fahrzeug nicht rechtzeitig zum Halt. Das zeigt, dass solche Hilfsmittel zwar sehr wertvoll sein und Unfälle verhindern können, dass sie aber nicht die Verantwortung des Fahrers ersetzen.
Die Preise für den S60, von dem Volvo in diesem Jahr noch rund 2500 Einheiten und 2011 zwischen 3000 und 4000 Fahrzeuge verkaufen will, liegen zwischen 27 000 und 44 900 Euro plus Extras. Damit sind sie rund drei Prozent niedriger als die der deutschen Premium-Konkurrenz. Ob das ausreicht, um Audi-, BMW- oder Mercedes-Fahrer zu locken, wird man sehen.
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