Was haben Könige, Kanzler und Kinder beim Autofahren gemeinsam? Sie alle sitzen in der Regel im Fond. Um ihnen das Einsteigen zu erleichtern, hat zum Beispiel Rolls Royce bei dem Phantom die hinteren Türen entgegen der Fahrtrichtung angeschlagen.
Die Türen werden familienfreundlich
Diesseits der Luxusklasse gab es solche Lösungen bislang aber nur bei Sportwagen wie dem Mazda RX-8, ein paar vor allem für den US-Markt entwickelten Pick-Ups und zumindest auf einer Seite beim Mini Clubman. Jetzt allerdings wird die Idee familientauglich – mit den sogenannten FlexDoors des neuen Opel Meriva, der am 15. Juni zu Preisen ab 15 900 Euro in den Handel kommt.
Steht die zweite Generation der Großraumlimousine mit ihren fast 90 Grad weit geöffneten Türen auf dem Parkplatz, wirkt es so, als wolle sie einen mit offenen Armen willkommen heißen: «Hereinspaziert», meint man zu hören, «bitte alles Einsteigen». Und das ging nie leichter als jetzt. Wo man sich sonst umständlich an den Türen vorbeifädeln musste, hat man nun ungehinderten Zutritt, kann noch schnell Jacke und Tasche auf den Rücksitz werfen oder mühelos den Nachwuchs in den Kindersitz schnallen. Selbst in engen Parklücken sind die Türen nicht im Weg. Selten war ein Van dieses Formats so offenherzig und freizügig wie der Meriva – allenfalls die großen Modelle mit Schiebetüren können da halbwegs mithalten.
Im Fond spielt man die Reise nach Jerusalem
Aber die Türen sind nicht das einzig Flexible am neuen Meriva: Wie schon der Vorgänger hat er eine variable Rückbank, auf der man die Reise nach Jerusalem spielen kann. Denn die drei Sitzelemente kann man nicht nur in der Länge verschieben und in der Neigung verstellen. Man kann auch den mittleren Sitz versenken und die beiden äußeren zu Gunsten der Schulterfreiheit etwas nach innen rücken.
Pfiffige Lösungen für die Ladelogistik
Ebenfalls flexibel gibt sich der Meriva bei der Ladelogistik: Denn nicht nur das Kofferraumvolumen kann zwischen 400 und 1500 Litern variiert werden. Wie der Corsa bekommt der kleine Raumkreuzer auf Wunsch auch den ausziehbaren Fahrradträger FlexFix. Und als Neuheit führen die Hessen auch noch das sogenannte FlexRail ein. Das sind zwei Schienen zwischen den Sitzen, in denen einzelne Ablageelemente eingeklinkt und verschoben werden können.
Mehr Platz auf allen Plätzen
Weil der Meriva beim Generationswechsel in jeder Dimension deutlich gewachsen ist, bietet er nun mehr Platz auf allen Plätzen: Dank 2,64 Metern Radstand und 4,29 Metern Länge hat man in beiden Reihen genügend Kniefreiheit, und bei einer Breite von 1,91 Metern wirkt der Opel auch um die Schultern nicht mehr so eng. Aber das Auto ist nicht nur größer, sondern auch vornehmer geworden. Außen folgt es mit markanten Lichthaken in den großen Scheinwerfern, dem Chromschild des Kühlergrills und der tiefen Sicke in der Flanke der Linie des Astras.
Langlauf statt Kurzstrecke
Das Wachstum des Meriva merkt man auch auf der Straße: Der längere Radstand und die größere Spurweite lassen den Opel sehr viel gelassener dahin gleiten. Mit dem Fahrwerk des Opel Astra bügelt er schlechte Straßen glatt, schneidet sauber durch die Kurven und folgt präzise dem Kurs. Früher vor allem ein König der Kurzstrecken, wird das Stadtauto so zum Langstreckenläufer. Nur die Lenkung ist ungewöhnlich leichtgängig. Aber dafür kann man den spürbar gewachsenen Meriva genauso leicht rangieren und einparken wie früher.
Kräftige Motoren ohne Spartechnik
Unter der Haube startet Opel mit zwei Dieseln mit 55 kW/75 PS und 74 kW/100 PS sowie einem neuen 1,4-Liter-Benziner, den es in drei Leistungsstufen von 74 kW/100 PS bis 103 kW/140 PS gibt. Angesichts von Größe und Gewicht ist der stärkste wahrscheinlich auch der beste Motor. Immerhin kommt er auf ein maximales Drehmoment von 200 Nm und bringt den Meriva flott in Fahrt: Für den Sprint auf Tempo 100 braucht er 10,3 Sekunden, und das Spitzentempo liegt bei 196 km/h. Zwar verweist Opel gegenüber dem Vorgänger auf einen Verbrauchsvorteil von 15 Prozent und schwärmt von einem ordentlichen Normwert von 6,7 Litern (CO2-Ausstoß: 156 g/km). Doch schöpfen die Hessen das Sparpotenzial nicht aus: Die Start-Stopp-Automatik kommt frühestens 2011, und Direkteinspritzung steht in den Sternen.
Fazit: Klappt alles prima
Zwar trüben solche Details etwas die Freude, doch ändern sie nichts am gelungenen Konzept – zumal die zweite Generation trotz größeren Formats und besserer Ausstattung nur 900 Euro teurer geworden ist: Die Flexibilität im Innenraum ist vorbildlich, das Platzangebot ist großzügig, die Türen sind schlichtweg genial. Und dank des neuen Fahrwerks und neuer Motoren macht nicht nur das Einsteigen, sondern auch das Losfahren Spaß – klappt also alles prima.
| Datenblatt: Opel Meriva 1.4 | |
| Motor und Antrieb: | Vierzylinder-Turbo-Benziner |
| Hubraum: | 1364 ccm |
| Max. Leistung: | 103 kW/140 PS bei 4900-6000 U/min |
| Max. Drehmoment: | 200 Nm bei 1850-4900 U/min |
| Antrieb: | Frontantrieb |
| Getriebe: | Sechsgang-Schaltgetriebe |
| Maße und Gewichte: | |
| Länge: | 4288 mm |
| Breite: | 1912 mm |
| Höhe: | 1615 mm |
| Radstand: | 2644 mm |
| Leergewicht: | 1360 kg |
| Zuladung: | 530 kg |
| Kofferraumvolumen: | 400 bis 1500 Liter |
| Fahrdaten: | |
| Höchstgeschwindigkeit: | 196 km/h |
| Beschleunigung 0-100 km/h: | 10,3 s |
| Durchschnittsverbrauch: | 6,7 Liter/100 km |
| Reichweite: | 800 km |
| CO2-Emission: | 156 g/km |
| Kraftstoff: | Super |
| Schadstoffklasse: | EU5 |
| Kosten: | |
| Basispreis der Modellreihe: | 15 900 Euro |
| Grundpreis des Meriva 1,4: | 20 150 Euro |
| Typklassen: | KH 17/VK 17 /TK 16 |
| Kfz-Steuer pro Jahr: | 100 Euro/Jahr |
| (alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke) |
| Wichtige Serienausstattung: | |
| Sicherheit: | ESP, Front-, Seiten- und Vorhangairbags, aktive Kopfstützen |
| Komfort: | Klimaanlage, Sitze mit AGR-Gütesiegel Kurvenlicht (Option), Panoramadach (Option) |