Geht es nach den Entwicklern des Mercedes E-Klasse Cabrio, dann bringt diese Auto nicht nur bei schönem Wetter Fahrspass ohne Ende. Sondern auch bei weniger angenehmen Temperaturen. Denn die Ingenieure aus Stuttgart haben die offene E-Klasse als echtes Allwetterauto ausgelegt und die Open-Air-Saison mit ein paar technischen Kunstgriffen deutlich verlängert.
Dank Aircap im Windschatten fahren: Dass die E-Klasse zur Wohlfühloase unter freiem Himmel wird, verdankt sie einem aerodynamischen Trick. Wo andere Cabrios nur hinten ein Windschott haben, gibt es hier auch vorn einen kleinen Luftleiter. Wie ein beweglicher Spoiler surrt er auf Knopfdruck aus dem Rahmen der Frontscheibe und führt den Fahrtwind so, dass er mit einem gehörigen Sicherheitsabstand über die Köpfe der Insassen streicht. Weil das ebenfalls elektrisch versenkbare Netz zwischen den hinteren Kopfstützen Verwirbelungen unterbindet und der Kaltluft den Rückweg versperrt, sitzt man selbst bei höherem Tempo angenehm zugfrei wie unter einer Sturmhaube – kein Wunder, dass Mercedes das System deshalb Aircap nennt.
Preisaufschlag für Warmduscher
Schaltet man dazu die Klimaanlage und die nochmals verfeinerte Nackenheizung Airscarf ein, kann man den Blick auf den Außenthermometer getrost ignorieren und schon lange vor dem Frühlingsanfang oben ohne fahren. In der Stadt geht das zur Not sogar im Hemd, auf der Landstraße reicht eine leichte Windjacke. Nur auf der Autobahn können selbst Aircap und Airscarf den Anorak nicht ersetzen. Schade nur, dass Mercedes ausgerechnet die Highlights des Cabrios in der Aufpreisliste versteckt und dafür noch einmal 1249 Euro extra verlangt – bei einem Grundpreis von fast 50 000 Euro wirkt das ein wenig kleinlich.
Feine Faltkunst im Verdeckkasten
Wie schon der CLK trägt auch sein Nachfolger ein klassisches Stoffverdeck und wahrt damit die Distanz zu Konkurrenten wie dem 3er von BMW oder dem Volvo C70. Weil Audi allerdings beim offenen A5 ordentlich vorgelegt hat, fühlten sich die Mercedes-Ingenieure herausgefordert und haben das Dach deshalb im Detail gründlich optimiert: Schon die unter einer Klappe versteckte Schalterbatterie ist eine Augenweide, und der automobile Striptease gleicht einem kunstvoll choreographierten Ballett. Das Schauspiel dauert 20 Sekunden und funktioniert bis Tempo 40 auch während der Fahrt – nur die Fernbedienung haben die Schwaben offenbar vergessen. Wie immer allerdings erkauft man die Freiheit an der frischen Luft mit Kompromissen bei den Koffern. Schluckt das Cabrio bei geschlossenem Dach noch 390 Liter und damit deutlich mehr als etwa ein VW Golf, sind es im Open-Air-Modus nur noch 300 Liter. Zumindest wer zu viert unterwegs ist, muss da schon etwas sparsamer packen.
Der stärkste Motor ist auch der beste
Beim Antrieb haben Sonnenfreunde die Wahl zwischen drei Dieseln und vier Benzinern, die ein Spektrum von 125 kW/170 PS bis 285 kW/388 PS abdecken. Auch mit dem Basis-Benziner oder dem kleinsten Diesel wirkt das Cabrio nicht untermotorisiert. Doch Genießer mit ausreichend finanziellem Spielraum fahren im E 500 am Besten. Auch wenn das stärkste mit einem Grundpreis von 71 519 Euro auch das teuerste Cabrio ist, macht das V8-Modell einfach eine gute Figur. Bei der gemütlichen Kreuzfahrt auf den Küstenstraßen dieser Welt lässt sich das sonore Brabbeln des 5,5 Liter großen Achtzylinders genießen. Und wenn man es mal eilig hat, sind 285 kW/388 PS und 530 Nm eine gar nicht so stille Reserve, auf die man verlässlich bauen kann. Immerhin beschleunigt der E 500 in 5,3 Sekunden auf Tempo 100 und danach so mühelos weiter, dass man bei 250 km/h regelmäßig vom elektronischen Begrenzer überrascht wird.
Trotz 388 PS kein Kurvenräuber
Obwohl es die Fahrleistungen durchaus hergeben, ist der E 500 kein Sportwagen. Grundsolide konstruiert und auch auf schlechten Straßen frei von allen Verwindungen, bleibt er selbst bei hohem Tempo immer der Gleiter. Wer auf Messers Schneide durch die Kurven räubern will, ist bei der Konkurrenz besser aufgehoben.
Fazit: Das Cabrio ist die E-Klasse für Genießer
Trotzdem setzt Mercedes der E-Klasse mit dem Cabrio die Krone auf. Wo die Limousine den perfekten Geschäftswagen gibt, der Kombi das ideale Familienauto sein will und sich das Coupé im Glanz eines Gran Turismo sonnt, ist das offene Modell wie gemacht für gemütliche Genießer. Die müssen zwar lange sparen. Doch mit der neuen Wohlfühltechnik können sie das Cabrio dafür ja auch länger genießen.
| Datenblatt: Mercedes E 500 Cabrio | |
| Motor und Antrieb: | V8-Benziner |
| Hubraum: | 5461 ccm |
| Max. Leistung: | 285 kW/388 PS bei 6 000 U/min |
| Max. Drehmoment: | 530 Nm bei 2 800 – 4 800 U/min |
| Antrieb: | Heckantrieb |
| Getriebe: | Siebenstufen-Automatik |
| Maße und Gewichte: | |
| Länge: | 4698 mm |
| Breite: | 1786 mm |
| Höhe: | 1402 mm |
| Radstand: | 2760 mm |
| Leergewicht: | 1840 kg |
| Zuladung: | 455 kg |
| Kofferraumvolumen: | 300-390 Liter |
| Fahrdaten: | |
| Höchstgeschwindigkeit: | 250 km/h |
| Beschleunigung 0-100 km/h: | 5,3 s |
| Durchschnittsverbrauch: | 11,0 Liter/100 km |
| Reichweite: | 600 km |
| CO2-Emission: | 257 g/km |
| Kraftstoff: | Super |
| Schadstoffklasse: | EU5 |
| Kosten: | |
| Basispreis der Modellreihe: | 45 815 Euro |
| Grundpreis des E 500 Cabrio: | 71 519 Euro |
| Typklassen: | KH 19/ VK 27 /TK 29 |
| Kfz-Steuer pro Jahr: | 384 Euro/Jahr |
| (alle Daten laut Hersteller, GDV, Schwacke) |
| Wichtige Serienausstattung: | |
| Sicherheit: | ESP, Front-, Seiten- und Kopfairbags, Knieairbag, Attention-Assist |
| Komfort: | Klimaanlage, elektrisches Verdeck, Tempomat |