Der Internet-Auktions- und eCommerce-Pionier eBay bekommt dieser Tage nicht nur die Wirtschaftskrise, sondern auch den Zorn seiner Gemeinde zu spüren. Nach monatelangem Gegängel von eBay-Käufern und -Verkäufern handeln bzw. kaufen diese mittlerweile nämlich deutlich weniger über die Web-Plattform. Immer mehr Händler wandern zu Konkurrenten à la Amazon ab, entsprechend weniger attraktiv ist der Netzmarktplatz fuer Käufer auf der Suche nach vermeintlichen Online-Schnäppchen.
Ergo: eBay nimmt wesentlich weniger Geld mit Gebühren ein – im vergangenen Quartal musste man gar ein Gewinnminus von 31 Prozent hinnehmen. Dabei wuchs der Online-Handel-Sektor im gleichen Zeitraum deutlich.
Vor allem das Auktionsgeschäft und damit das traditionelle Kerngeschäft von eBay und nun Teil der “Marketplaces”-Sektion des Webkonzerns, ist deutlich angeschlagen: Hier sind die Umsätze um 19 Prozent zusammengeschrumpft, zudem zählt man mittlerweile 10 Millionen Nutzer weniger. Zur eBay-Marketplaces-Unit gehören neben eBay.com auch Shopping.com, StubHub und Kijiji.
Die eBay-Aktie sackte unmittelbar nach der Ankündigung um sechs Prozent ab. Auch wenn die Unternehmensführung in San Jose, Kalifornien, versucht, das verheerende Geschäftsergebnis auf die Rezession zu schieben, ist klar, dass eBay diese desaströsen Quartalszahlen vor allem seiner völlig verfehlten Geschäftstrategie zu verdanken hat.
Über Monate hat der Internet-Händler seine Kunden – sprich Käufer wie Verkäufer – mit immer neuen dubiosen Regeln und einer äußerst undurchsichtigen Gebührenstruktur gepisackt. Nun bekommt der Konzern dafür die Quittung. So werden Händler seit einigen Monaten etwa dazu verpflichtet, das nicht sonderlich beliebte (da teure) Paypal-Zahungssystem (wohlgemerkt eine eBay-Tochter) anzubieten. Außerdem können Verkäufer keine Bewertungen mehr für Käufer hinterlassen, was zu enormen Verzerrungen des E-Marktplatzes und regelrechten Erpressungswellen durch eBay-Käufer führte.
Schon seit Herbst sind im Zuge dessen – selbst wahrend des Weihnachtsgeschäfts – die Zugriffszahlen bei eBay massiv eingebrochen. Die Zahl der „Unique Visitors“ war Analysten zufolge im November gar um mehr als 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken.