YouTube-screenshot-Beyoncé Knowles by techfever.Gestern herrschte großes mediales Wehklagen über gesperrte Musik-Video-Clips bei Youtube (wir berichteten) in Deutschland. Und nun sind sie praktisch doch alle noch online, die so beliebten kleinen Musik-Filmchen bei Googles Internet-Video-Portal Youtube.com.

Wie unsere Recherchen heute ergeben haben, sind die Top-30 Songs der deutschen Musikcharts (genauer gesagt der aktuellen MTV-Charts) nach wie vor völlig problemlos als Musikvideos bei Youtube abzurufen.

Einzigste Ausnahme: Der Titel „Irgendwas bleibt“ von Silbermond, der aktuellen Nummer 2 der Charts ist gesperrt.

Wir testeten zudem weitere 25 Musiktitel von zufällig ausgewählten Top-Künstlern wie etwa U2, Lenny Kravitz, Green Day, Die Ärzte, Rihanna, Timbaland oder Bob Marley – die ebenfalls alle zu erreichen waren. Ausnahmen: Videos von AC/DC, Alishia Keys und Britney Spears.

Irrwitzigerweise sind verschiedene Musikvideos abzurufen, obwohl die Youtube-Seite eigentlich mit dem Hinweis „dieses Video ist in deinem Land nicht verfügbar“ vorgaukelt, dass eben dieser Clip für Deutschland gesperrt sei – darunter etwa Videos von Beyoncé Knowles (siehe pinken Balken oben im Screenshot) oder Avril Lavigne.

Hintergrund der Musikvideo-Sperrung bei der Google-Tochter Youtube ist ein Zwist zwischen der deutschen Musik-Verwertungsgesellschaft Gema und YouTube. Für jeden Abruf eines Musik-Video-Clips soll das amerikanische Bewegtbild-Portal einen Euro-Cent Lizengebühr zahlen.

Google sieht das nicht ein und sperrte daraufhin seit Dienstag abend deutsche Nutzer vom Musik-Video-Angebot aus.

Wie sich inzwischen zur Freude aller Web-Musk-Videofans aber ja zeigt, geschieht die Deutschland-Blockade nur mehr als halbherzig. Vermutlich will man die Herrschaaren von Nutzer nicht vergraulen; zählen Musikvideos doch zur Killer-Applikationen von Youtube schlechthin.

Und wie neue Studien aus Großbritannien belegen, rufen junge Leute mittlerweile mehr Musik-Video-Clips beim Webfils-Portal YouTube ab, als sie beim Musikfernsehsender MTV anschauen.

Eine flächendeckende Sperrung der Nutzer passt Google daher kaum ins Konzept – jeder Klick zählt nun mal. Und spült Werbe-Gelder in die Google-Kassen.

[Update 5.4.2009] Hehe, es scheint als lese auch Gema-Boss Harald Heker unsere Berichterstattung und Recherche zum Youtube-Gema-Zwist: Im neuen „Spiegel“ wirft der Chef des deutschen Rechteverwerters YouTube vor, nur „Druck auf die Urheber“ ausüben zu wollen und zweifelt an der „Ernsthaftigkeit“ der YouTube-Sperrdrohungen.

„Wenn ich mich bei YouTube umschaue, kann ich bisher nicht entdecken, dass in größerem Umfang Videos gesperrt worden sind“, sagte Heker den Kollegen in Hamburg.

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Mitarbeit: Pia Kuhn