Nun, wie schon im ersten Blogbeitrag zur IFA Preview 2011 angekündigt, geht es heute um den Teufel – und die Perfektion -, die im TV-Detail stecken. Die unaufhaltsam steigende Rechenleistung in den Fernsehern ermöglicht nicht nur immer „intelligentere“ Bildverarbeitung, sondern mancherlei Schnickschnack, von dem wir bis gestern nicht wussten, dass wir ihn brauchen (sollten).
Toshiba führt die Individualisierung/Personalisierung an anderer Stelle als Loewe ein, nämlich mit Benutzerprofilen, die über eine eingebaute Kamera biometrisch kontrolliert werden. Dies betrifft natürlich nicht nur Wiedergabeparameter, sondern auch die Verwaltung des eigenen Medien-Pools und beliebiger Internetquellen.
Man kann sich aber unschwer vorstellen, dass hier auch die Problemzonen des Sozialen Webs ins Wohnzimmer getragen werden, etwa wenn der Ehemann seine Pornosammlung oder -URLs vor der Gattin verstecken kann. Das System läuft wahrscheinlich auf eine Kindersicherung für Erwachsene hinaus, sät also Misstrauen in der Familie.
Ungelöst ist auch das Problem der Terminkonkurrenz bei Aufzeichnungsaufträgen. Auch das Argument, die Kamera würde die Abwesenheit des Zuschauers erkennen und das Gerät dann abschalten, „Auto-Standby“, täuscht Nützlichkeit eher vor. Der wichtigere und häufigere Fall dürfte der sein, dass der Zuschauer vor dem Gerät einschläft. Dies bemerkt die Kamera (noch) nicht, obwohl die Biometrie bereits mit Augendetektion arbeitet.
Äußerlichkeiten gehören bei Loewe zum Perfektionsanspruch und zum Designwillen. Dass man nun auch ein „Ambient-Light“ einsetzen will, wie Philips, ist noch nicht originell. Dass man aber für kleinere Fernsehgeräte die Aufstellungsart Wandlehner erfunden hat, neudeutsch Wall Stand Flex, ist offenbar Folge eines Blicks in Designerwohnungen, in denen eine solch gewagte Konstruktion allenfalls Wirkung entfaltet.
Für eine solche Umgebung sind zweifellos auch die schnurlos ansteuerbaren Lautsprecher gedacht, denn Kabel würden dort als Einbruch der schnöden Wirklichkeit empfunden.
Sharp zeigt einen im Wortsinne portablen LCD-Fernseher – mit Henkel. Das 20-Zoll-Gerät soll zwei Stunden Akkulaufzeit bieten. Ob es dann auch an die Wand gelehnt werden kann (muss?), wurde nicht erwähnt.
Ansonsten machte sich Sharp bemerkenswert weitreichende, strategische Gedanken zur Zukunft des Fernsehens und hat vom Hamburger Trendforschungsunternehmen Trend-One im April 2011 eine repräsentative Befragung (500 Personen) durchführen lassen.
Einige der Ergebnisse dieses Trendreports können liebgewonnene Marketingüberzeugungen von Herstellern ins Wanken bringen. Als wichtigstes Kaufargument, 86 %, gilt den Befragten die Bildqualität, mit 78 % folgt die Energieeffizienz, doch abgeschlagen auf dem letzten Platz findet sich mit 16 % die Internetfähigkeit, die uns stets als „Must-have“ suggeriert wird.
Das Thema Stromverbrauch wird jetzt von den Herstellern ernsthaft angegangen, nicht zuletzt aufgrund entsprechender EU-Initiativen. Samsung etwa gibt für einen großen Bildschirm 160 W maximalen Stromverbrauch, 108 W im Standardbetrieb und 56 W im Energiesparmodus an. Im Ruhezustand beträgt die Leistungsaufnahme 0,09 W. Dies sind sehr gute Werte, auch wenn sich Sharp bei mehreren Bildgrößen als Primus in einem Vergleichstest des Bundes für Umwelt und Naturschutz sieht.
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Alle Beiträge zur IFA Preview 2011 gibt es hier.
[Photo: IFA 2011, Messe Berlin]