HP Android Netbooks by techfever.Der taiwanesische Computerbauer Acer entwickelt derzeit einen Desktop-Computer, der auf Basis des Open-Source-Betriebssystems Android von Google läuft. Dies bestätigte Acer gestern bei einer Presseveranstaltung – und wirft die Frage auf, wie sinnvoll ein Android-Desktop-Konzept überhaupt ist.

Android wurde ja eigentlich für Handys, besser gesagt Smartphones wie das G1, entwickelt, taucht nun jedoch in immer mehr Geräten auf. Sehr zum Unmut von Microsoft experimentiert etwa auch Hewlett-Packard (HP) mit Android-basierten Netbooks. Aber auch Nokia testet den Einstieg in die boomende Mini-Notebook-Sparte mit dem Alternativ-OS.

Ein Android-Desktop-PC-Konzept ist dagegen neu. Auch wenn über Sinn und Unsinn der Aktion gestritten werden darf, da vernünftige Desktop-Applikationen für Android fehlen, demonstriert Acer wieder einmal Innovationslust. In diesem Fall also ein „Desktop Light“-PC-Konzept.

Denken wir mal an den Erfolg der Nettops, der abgespeckten Mini-Desktops, oder eben der Netbooks, die binnen eines Jahres zur erfolgreichsten Computer-Gattung aufgestiegen sind. Dieser Erfolg belegt heute, dass Computer nicht immer nur bärenstark und schnell sein müssen, sondern smart und billig.

Noch vor drei Jahren hatten Chiphersteller mit „Schneller-, Schneller-, Schneller-Attitüde“ derartige Konzepte belächelt. Allen voran Intel. Heute lebt der Chip-Riese ganz gut von dem brummenden Geschäft mit dem stromsparenden Billig-Chip „Atom“, der in diesen Günstig-Rechnern verbaut wird. Erst gestern wurde die zweite Atom-Generation vorgestellt.

Noch mal, ein Android-Desktop-PC ist streitbar. Unter anderem auch, da ein Android-Desktop eigentlich nichts anderes ist als ein Linux-Desktop-PC. Und die waren in der Vergangenheit noch nie ein Renner, Windows konnte nie in Bedrängnis kommen. Was keinesfalls an schlechter Technik liegt, sondern vielmehr am schlechten Marketing der Linux-Bewegung.

Google dagegen ist eine Marketingmaschine, die das Open-Source-OS Android äußerst geschickt als coole Marke positioniert – zum Beispiel über anregende T-Mobile-TV-Spots für das Google-Handy der Telekom-Tochter –  und sich damit selbst gegen den Erzrivalen Microsoft und die seit Jahren dominierende Welt der Computerfenster in Stellung bringt.

Ist Android erst einmal breit auf Handys etabliert und als Marke akzeptiert, scheint eine PC-Variante für einfach bedienbare Billig-PCs nur eine logische Konsequenz.

Weltweit gibt es heute rund eine Milliarde PCs, dagegen über drei Milliarden Mobiltelefone – Googles Zugangsvoraussetzungen für den OS-Verteilungskampf der Zukunft scheinen also ideal: Erst erobert man die wichtigere Plattform, die Handys, dann die mobilen Computer (Netbooks, Notebooks). Und dann eben die Desktops.

Stellt man sich dazu noch in Punkto Benutzerfreundlichkeit gut an, könnte das ein Renner sein.

Freuen wir uns also über Acers Mut zur Innovation und den ersten Android-Desktop-PC.

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