Audi-CEO Rupert Stadler spricht am Rande der CES Asia mit TechFieber.de über das China-Geschäft, pilotiertes Fahren, Disruption und die Vorreiter-Rolle in Sachen Connectivity bei der Generation Y und Z.
Herr Stadler, zuerst hat Audi die CES in Las Vegas für sich entdeckt – jetzt die CES Asia. Warum?
Unser Leitmotiv ist „Vorsprung durch Technik“ – und China ist unser größter Einzelmarkt, wir sind dort die Premium-Marke Nummer eins. Es ist unser Anspruch, ganz oben zu stehen und vorne dabei zu sein. Das war auch unsere Motivation, 2011 der erste Premiumhersteller bei der CES in Las Vegas zu sein.
Und die Konkurrenz ist Ihnen gefolgt …
Nun setzen wir auch in Asien den Punkt als Vorreiter – das freut mich für die Marke Audi.Wir zeigen wieder einmal, wohin die Reise geht.
In Asien werden die Trends der Zukunft gesetzt. Die Digitalisierung und Vernetzung der Gesellschaft sind dort sehr weit vorangeschritten. Was bedeutet das für Autohersteller?
Die Gesellschaft definiert Big Data und Vernetzungstechnologien als ihren Zukunftstrend – und es ist ganz klar, dass Audi als Automobilunternehmen hier eine Führungsposition beansprucht. So stellen wir uns auf im Elektronik-Bereich, in der IT und in der Datenverarbeitung .
Das bedeutet?
Vernetzt zu sein ist heute Alltag . Wir tragen unser Smartphone mit uns herum. Mit dem Gerät, das eigentlich einmal zum Telefonieren entwickelt wurde , machen wir heute ganz andere Dinge. Das heißt, wir informieren uns ununterbrochen per Smartphone, das gleichzeitig auch unsere digitale Bibliothek ist. Zudem sind wir permanent verbunden mit Familie, Freunden, Geschäftspartnern und informieren uns gegenseitig.
Sprich: Wie reagiert Audi darauf?
Unsere Aufgabe ist es, dass wir uns auf diese Situation einstellen – denn sie hat disruptiven Charakter, weil viele andere Player dazukommen, die bislang in unserem Kerngeschäft nicht zuhause waren.
Muss man deshalb bei Events wie der CES Asia Flagge zeigen?
Absolut. Hier muss man mit seinen Ingenieuren präsent sein und erleben, wohin die Trends gehen, was sich bewegt – um letztlich herauszufinden, was man in diesen Märkten zu liefern hat als Unternehmen. Nur so können wir nachhaltig und langfristig wettbewerbsfähig und der Konkurrenz überlegen sein.
Das China-Geschäft läuft bislang gut für Audi, aber läuft man als Autohersteller nicht ständig Gefahr, von den Trends überrollt zu werden?
Wer im Automobilgeschäft nicht in der Lage ist, die Vernetzungstechnologien an Bord zu holen, wird langfristig nicht in der Lage sein, Geschäfte zu machen. Die Generation Y und Z kommen schneller ins Geschäft, als wir glauben.
In Asien gibt sehr, sehr viele junge, Technologie-affine Menschen, die genau auf die gezeigten Themen – Fahrerassistenzsysteme, pilotiertes Fahren und Parken, sowie Connectivity-Lösungen – abfahren. Mit diesen Technologien haben wir sehr gute Features, die wir dem Kunden nützlich machen können.
Wie schwierig ist es, pilotiertes Fahren unter den chaotischen Verkehrsverhältnissen in einer Mega-Metropole wie Shanghai zu realisieren?
Das pilotierte Fahren ist in China am ehesten auf der Autobahn zu beherrschen, in den Stadt-Zentren ist die Situation natürlich viel komplexer. Wir starten mit dem Nachfolger des A8 zunächst mit pilotiertem Fahren bis 60 km/h auf Autobahnen. Natürlich testen wir heute auch schon ganz andere Geschwindigkeitsbereiche. Unsere Entwckler und ich selbst sind überzeugt , dass wir richtig gut unterwegs sind.
Was bedeutet das für die Sicherheit auf den Straßen?
Die Verkehrssicherheit wird zunehmen. Wir wissen, dass gut 90 Prozent der Unfälle mit menschlichem Versagen zu tun haben. Technologien wie das pilotierte Fahren tragen dazu bei, dass Autofahren sicherer wird.
Wie weit ist Audi beim pilotierten Fahren im Vergleich zum Wettbewerb?
Wir spüren, dass Audi eine gute Nasenlänge vorne ist. Das unterstreicht auch, dass wir bislang als einzige Marke kommunizieren, wann wir pilotiertes Fahrenin Serie bringen werden.
Wann wird das sein?
2017, wir werden hier eine Pionier-Rolle einnehmen.
Sie haben also schon die Ziel-Fahne vor Augen?
Es sind immer kleine Einzelschritte, die auf einem Weg zu gehen sind. Und dieser ist kein einfacher und erfordert Mega-Investitionen.
Ich bin aber fest davon überzeugt, dass die Gesellschaft 4.0 die Geschwindigkeit definiert, in der Dinge passieren – und da gibt es kein Wenn und Aber, sondern nur ein Muss. Genau so haben wir uns jetzt aufgestellt und bewegen uns nach vorne.
Herr Stadler, wir bedanken uns für das Gespräch.