Google-Chef Eric Schmidt hat die Internet-Nutzer aufgerufen, mehr Informationen zur Verfeinerung der Suchergebnisse freizugeben – während in Deutschland heftig über den Schutz der Privatsphäre beim Online-Straßendienst Street View debattiert wird.
In einem Vortrag auf der IFA sagte Schmidt am Dienstag in Berlin: «Letztlich geht es buchstäblich um alle Ihre Informationen – E-Mail, Sachen, die Ihnen am Herzen liegen – mit Ihrer Erlaubnis natürlich.»
Der Google-Chef entwarf ein Szenario der Internet-Suche, bei dem das System von selbst Inhalte vorschlage, «von denen ich nichts weiß, aber die mich interessieren». Schmidt fügte hinzu: «Das ist aus meiner Sicht der nächste große Schritt bei der Suche.» Für solche Funktionen bräuchten die Computer allerdings möglichst viel Wissen über einen Nutzer. Google werde solche Informationen aber nur nutzen, wenn die Nutzer dem aktiv zustimmten («Opt-in»).
Der Google-Chef nutzte den Auftritt in Berlin, um für Produkte und Visionen des Konzerns zu werben. Er ging nicht direkt auf die heftigen Diskussionen um Google-Produkte ein. Schon zuvor wurde mitgeteilt, dass bei dem Berlin-Besuch Schmidts keine Treffen mit zuständigen Ministern geplant seien – Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) und Innenminister Thomas de Maizière (CDU).
Der Konzern wird in Deutschland seit Monaten vor allem wegen des Dienstes Street View kritisiert. Das Vorhaben des Internet-Konzerns, die detaillierten Aufnahmen von Straßenzügen deutscher Städte in einem Online-Fotoatlas zu veröffentlichen, stößt bei Verbraucherschützern und Politikern auf Gegenwind, weil sie die Privatsphäre bedroht sehen. Street View kam am Dienstag nur am Rande vor: Ein Google-Mitarbeiter demonstrierte kurz die Vorzüge des Dienstes auf dem Handy am Beispiel von Florenz.
Es sei verständlich und gesund, dass es Debatten zum Beispiel um die Privatsphäre gebe, sagte Schmidt. «Das Internet verändert alles, es ist eine neue Situation.» Es geht um Informationen, die den Menschen wichtig seien. Die Veränderungen des Lebens durch Internet-Technologien würden aber auf jeden Fall weitergehen, betonte er.
Eine düstere Prognose der Google-Kritiker zerstreute Schmidt in Berlin: Nein, es werde keine Funktion zur Gesichtserkennung auf Handys mit dem Betriebssystem Android geben, sagte er. Das sei erstens verboten und zweitens «zu gruselig».
Eine Mitarbeiterin Schmidts demonstrierte in Berlin die geplante Plattform Google TV, mit der Google Fernsehen und Internet-Video miteinander verschmelzen will. Der Dienst soll bis Jahresende in den USA starten und 2011 auch international eingeführt werden. Einen genaueren Termin für Deutschland gibt es noch nicht.
Ein Fernseher mit Google TV könnte in Zukunft die Vorlieben des Nutzers kennen und das Programm entsprechend zusammenstellen, warb Schmidt. «Sie müssen sich keine Gedanken über die Auswahl machen – darum kümmern wir uns für sie. Uns gehen nie die Ideen aus. Wir können Ihnen vorschlagen, was Sie als nächstes machen können, oder was Ihnen wichtig ist», umriss der Google-Chef seine Vision. «Und was mir daran am meisten gefällt: Es ist eine Zukunft für alle, nicht nur für Eliten.»
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