Unterhaltung 2.0: Im Kino haben 3D-Filme längst Einzug gehalten und sorgen für noch mehr Gänsehaut vor der Leinwand. Dreidimensional soll Entertainment auch künftig von der Couch aus im Wohnzimmer erlebt werden. Im nächsten Jahr bereits sollen die ersten 3D-fähigen Fernseher verschiedener Hersteller auf den deutschen Markt kommen.
Die Geräte werden entweder einen LCD- oder Plasmabildschirm haben und müssen mit einer Brille betrachtet werden, um den 3D Effekt sichtbar zu machen. Zwei Typen von Brillen sind verfügbar: Elektronische Shutterbrillen mit einer kleinen Batterie schließen jeweils für Millisekunden das Glas vor dem rechten oder linken Auge. Synchron dazu zeigt der Fernseher versetzt aufgenommene Bilder für das jeweils offene Auge. Leichter sind Polarisationsbrillen. Hier zeigt der Fernseher gleichzeitig je ein Bild fürs linke und rechte Auge, das die Filter in den Gläsern dann trennen.
Zwar gibt es auch schon sogenannte autostereoskopische Displays, die 3D ohne Brille bieten. Sie werden bisher aber nur für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke eingesetzt. Fürs Fernsehen sei diese Technik noch nicht ausgereift, sagt Ralf Schäfer vom Heinrich Hertz Institut (HHI) in Berlin. Ein Grund sei die vielfach höhere benötigte Auflösung der Displays. Um sich ohne Brille frei vor dem Gerät bewegen zu können, müssten nämlich mindestens zehn Ansichten eines Bildes dargestellt werden. Besser seien sogar 20 oder 30 Ansichten. Dies erfordere völlig neue Übertragungsverfahren, denn eine so hohe Bandbreite könne sich heute niemand leisten, sagt Schäfer.
Schäfer glaubt, dass erst die Autostereoskopie den Durchbruch für 3D im Wohnzimmer bringen wird. An entsprechenden Verfahren arbeite das HHI. «Brillen wollen die Leute nicht», schließt er aus seinen Erfahrungen als Entwickler von 3D-Technik. Autostereoskopische Displays werde es aber erst in sieben bis zehn Jahren zu vertretbaren Preisen geben.
Auf der Seite der Inhalte stellt sich bei 3D ein klassisches Henne-Ei-Problem: Welcher Sender wird in 3D produzieren, wenn es kaum Endverbraucher für das Produkt gibt? Und wer wird sich ein 3D-Gerät kaufen, wenn kaum eine Sendung in 3D produziert wird? Immerhin sollen die neuen Fernseher um die 2000 Euro kosten.
Der britische Sender Sky, zu dem seit April 2009 auch Premiere gehört, will in seinem Stammland zwar schon 2010 einen eigenen 3D-Kanal anbieten. Sky Deutschland allerdings nicht, heißt es aus der Pressestelle. Lösbar könnte das inhaltliche Problem durch eine Software sein, die 2D-Inhalte in 3D hochrechnet. Grundsätzlich wird man an den Geräten immer zwischen 2D und 3D hin- und herschalten können. Wer sich einen 3D-Fernseher kauft, kann also immer auch ohne die Spezialbrille fernsehen.
Produzenten von 3D-Inhalten setzen vor allem auf sportliche Ereignisse, um die neue Technik attraktiv zu machen. Einer davon ist Steve Schklair, einer der Pioniere im 3D-Bereich. Sein Unternehmen mit Sitz in München und Los Angeles drehte 3D-Filme für U2 und Miley Cyrus. Der erste Versuch, ein Footballspiel live in 80 ausverkaufte US-Kinos zu übertragen, bescherte Schklair zwar «den schlimmsten Tag» seines Lebens: Trotz langer Tests misslang die Übertragung, weil die Kameramänner während des Spiels viel häufiger schwenkten und eine zehnfach höhere Datenmenge erzeugten als im Test. Doch ist Schklair ganz sicher: «Sport in 3D ist wirklich cool.»
Ein großes Anwendungsgebiet sieht Experte Schäfer im Spielebereich. Die Games-Industrie ist schon länger der treibende Faktor für viele Neuerungen in der Bildverarbeitung. Die Spiele-Entwickler haben sich auf den Hunger ihrer Nutzer nach dem neuesten technischen Kick eingestellt. Sony hat als Produzent von Spielekonsolen und Endgeräten ein doppeltes Interesse, 3D-Entwicklungen voranzutreiben. Interessant seien 3D-Fernsehgeräte auch für die großen Hollywood-Studios, sagt Schäfer. Auf die neuen Blu-ray-Scheiben passen Informationen für einen ganzen 3D-Kinofilm. Mit den Fernsehern der 3D-Generation können die Produzenten diese Filme dann auch im Bereich Home Entertainment vermarkten.
(tf/sk/Susanne Ehlerding/ddp)
[Foto: Samsung 3D TV]
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