Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung ein Ermittlungsverfahren gegen den Vater des Amokläufers Tim K. von Winnenden, Jörg K., eingeleitet. Die Pistole, die Tim K. für das Schulmassaker an der Albertville-Realschule benutzte, eine Beretta 92, stammt aus der privaten Waffensammlung von Jörg K.

Der Vater von Tim hatte die Tatwaffe im elterlichen Schlafzimmer anstatt in einem verschlossenen Waffentresor aufbewahrt, obwohl er vermutlich wusste, dass sein Sohn an Depressionen litt. Der Vater hatte 4600 Schuss Munition zu Hause gelagert und die großkalibrige Tatwaffe vorschriftswidrig im Schlafzimmer aufbewahrt – und nicht im Tresor wie seine anderen 14 Waffen.

Laut Berichten der der „FAZ“ und „Bild.de“ hat Tim K. die ungesicherte Tatwaffe und die dazugehörige Munition aus dem Schlafzimmer seines Vaters entwendet, der Mitglied in einem Schützenverein ist. Zudem soll Jörg K. seinem Sohn bereits im Alter von zehn Jahren das Schießen beigebracht haben. Beides sind Verstöße gegen das Waffengesetz. Sofern der bisherige Ermittlungsstand bestätigt wird, droht Jörg K. eine Gefängnisstrafe.
Der 17-jährige Tim K. hatte am vergangenen Mittwoch bei seinem Amoklauf in Winnenden und Wendlingen insgesamt 15 Menschen erschossen, bevor er sich selbst tötete.

Die Eltern von Tim, hatten am Samstag über ihren Anwalt dementieren lassen, dass ihr Sohn niemals in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sei und auch in keiner Klinik behandelt wurde. Nur Stunden später bestätigten Polizei, Staatsanwaltschaft und der Ärztliche Direktor des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg, Matthias Michel, jedoch erneut, dass Tim wegen Depressionen behandelt worden sei.

Laut Nachrichtenagentur AP sagte der Rechtsanwalt der Eheleute, Achim Bächle: “Es gab keine psychotherapeutische Behandlung des Jungen.” Ambulante Behandlungen seien etwas ganz anderes, ergänzte er. Bächle drohte mit presse- und strafrechtlichen Schritten, auch gegen das Klinikum am Weissenhof in Weinsberg. Eine Psychotherapie sei eine regelmäßige, andauernde Behandlung. “Das war nicht der Fall”, sagte der Anwalt.

Der Grund des am Samstag verwirrend klingenden Dementis liegt nun auf der Hand: Sollte sich herausstellen, dass Tim schon vor der Tat gefährlich erscheinende Auffälligkeiten an den Tag gelegt hatte, könnte sich der Vater einem Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung gegenübersehen. Eben darauf läuft es nun hinaus.

Die Eltern von Tim K. kommunizieren derzeit nur mit den Behörden. Sie haben gemeinsam mit Tims 14-jähriger Schwester den kleinen Ort Weiler zum Stein/Leutenbach verlassen und befinden sich an einem geheimen Ort.

Heute wurde zudem bekannt, dass sich noch vier Verletzte in Krankenhäusern befinden. Zwei Schülerinnen und zwei Polizeibeamte würden wegen ihrer Schussverletzungen derzeit noch behandelt, teilten die Rettungs- und Betreuungskräfte in Winnenden mit. Es bestehe jedoch keine Lebensgefahr. Insgesamt wurden nach Polizeiangaben bei der Tat elf Menschen verletzt; neun Schüler und zwei Polizeibeamte.

Für die Schüler der Albertville-Realschule begann unterdessen heute ein freiwilliger Unterricht in der näheren Umgebung.

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