Der hoch verschuldete Telekomkonzern Telecom Italia
„Wir brauchen eine grundlegende Veränderung“, kündigte Bernabe am Dienstagvor Investoren in Mailand an. Wie andere europäische Telekomkonzerne leidetTelecom Italia vor allem auf dem Heimatmarkt unter dem Preisverfall imklassischen Sprachgeschäft und will künftig verstärkt auf Wachstumsfelder wieInternetdienste in Festnetz und Mobilfunk setzen. Damit setzt Bernabe auf diegleiche Strategie wie sein deutscher Kollege Rene Obermann. Der Telekom-Chef
UMSATZ UND EBITDA STABILISIEREN
Die Italiener wollen ihre Umsätze bis 2012 im Schnitt jährlich um etwa einProzent steigern. Der Gewinn vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern (EBITDA)soll auf etwa 12 Milliarden Euro anwachsen. Für das laufende Jahr ist Bernabehingegen pessimistischer. 2010 rechnet Telecom Italia immer noch mit einemUmsatzrückgang von zwei bis drei Prozent. Das EBITDA soll 2010 wie imvergangenen Jahr bei 11,3 Milliarden Euro liegen.
Noch schlanker will Bernabe seinen Konzern in Zukunft aufstellen. Dafürtritt er weiter auf die Kostenbremse: Ganze 2,7 Milliarden Euro sollen bis 2012gespart werden. Der laufende Stellenabbau soll aber bis Ende 2010 abgeschlossensein. Weltweit beschäftige Telecom Italia Ende 2009 etwas mehr als 70.000Mitarbeiter, 60.000 davon Italien. In den vergangenen zwei Jahren wurden alleinauf dem Heimatmarkt zehn Prozent der Arbeitsplätze abgebaut. Effizienz wird beiTelecom Italia künftig weiter groß geschrieben. Auch die Umstellung der Netzeauf IT-Technik soll Kosten sparen.
KERNMÄRKTE IM FOKUS
Dabei konzentrieren sich die Italiener auf ihre Kernmärkte. Brasilien sollweiter die Rolle des Wachstumsmotors übernehmen. Doch auch den Heimatmarkt, miteinem Umsatzanteil von 80 Prozent das wichtigste Segment, will Bernabe nicht ausden Augen verlieren. Hier will der Telecom-Italia-Chef den Umschwung schaffenund den Umsatzrückgang stoppen. Durch Handys und Tarife angelockte neueMobilfunkkunden und Zusatzangebote im Festnetz sollen das Geld bringen. WeiterenÜbernahmen in anderen Regionen erteilte Bernabe eine Absage, Randgeschäftesollen verkauft werden. Die Schulden des Konzerns sollen bis Ende 2012 auf 28Milliarden Euro (2009: 34,7 Mrd Euro) gesenkt werden. Ein höherer Cashflow undweniger Investitionen sollen ihr Übriges tun.
Eckdaten für 2009 hatte Telecom Italia bereits Ende Februar vorgelegt. DasWachstums in Brasilien konnte den Rückgang auf dem Heimatmarkt im vergangenenJahr nicht ausgleichen. Die Umsätze gingen um rund 6 Prozent auf 27,2 MilliardenEuro zurück. Unterm Strich verdiente der angeschlagene Telekomkonzern imvergangenen Jahr wegen höherer Steuern und Abschreibungen auf die inzwischenverkaufte deutsche Tochter Hansenet nur 1,6 Milliarden Euro. Das waren rund 600Millionen Euro weniger als im Vorjahr. Wegen Geldwäsche-Untersuchungen bei derKabeltochter Sparkle hatte Telecom Italia im Februar seine Bilanzvorlage aufApril verschoben. 507 Millionen Euro wurden 2009 für einen möglichen Prozesszurückgestellt. Seinen Aktionären will der italienische Konzern trotzdem eineDividende von 0,05 Euro zahlen. Ab dem kommenden Jahr will Bernabe aber eine“wachsende Dividendenpolitik“ starten.
tf/mei/ddp
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