Die Verbraucher in Deutschland haben nur geringes Vertrauen in die IT-Sicherheit vernetzter Produkte im Smart Home. Zwei von drei Bundesbürger glauben, dass ein sehr hohes Risiko besteht, dass mit dem Internet verbundene Fernseher, Alarmanlagen oder Staubsauger-Roboter Ziel eines Hacker-Angriffs werden.
68 Prozent haben große Sorge, dass smarte Geräte ihre persönlichen Daten missbrauchen. Und vier von fünf Befragten ist unklar, wie gut die Geräte gegen Cyberangriffe geschützt sind. Nur jeder Dritte vertraut den eingebauten Sicherheitsfunktionen der Hersteller. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.005 Personen ab 16 Jahren ergeben.
Während die elektrische und funktionale Sicherheit von Produkten bis ins Detail gesetzlich geregelt ist, fehlten Anforderungen an die digitale Sicherheit. Laut Umfrage haben 39 Prozent der Befragten bereits auf den Kauf von Smart-Home-Produkten verzichtet, weil sie Angst vor Cyberangriffen haben. Die TÜV-Unternehmen haben deshalb eine Zertifizierung für Smart-Home-Produkten auf den Weg gebracht.
Smart-Home-Produkte im Fokus
Smarte Haustechnikgeräte sind alle Geräte, die mit dem Internet verbunden bzw. vernetzt sind. Die Steuerung und Überwachung der Geräte erfolgt in der Regel per Computer oder Smartphone. Im Bereich der intelligenten Haustechnik nutzen laut Umfrage 12 Prozent vernetzte Steckdosen, jeweils 11 Prozent nutzen smarte Lampen oder Thermostate für die Heizung.
Nur 8 Prozent verwenden vernetzte Rauchmelder, 6 Prozent Video-Überwachung und 5 Prozent Bewegungsmelder.
Auch bei anderen smarten Hausgeräten besteht noch Potenzial. Mit einer Nutzungsquote von 8 Prozent steht der Staubsauger-Roboter an der Spitze – immerhin 4 Punkte mehr als vor zwei Jahren.
Es folgen Herd, Waschmaschine und Zahnbürste mit jeweils 4 Prozent und Rasenmäher mit 3 Prozent. 7 Prozent nutzen sonstige smarte Hausgeräte. Allerdings verwenden 79 Prozent der Verbraucher:innen bislang keine smarten Haugeräte.
Dagegen im Bereich der Medien haben zwei von drei inzwischen einen internetfähigen Fernseher. Zudem verwendet gut jeder dritte verwendet Internetradios oder Bluetooth-Lautsprecher, mit denen man Musik streamen kann. Knapp jeder Vierte nutzt Spielekonsolen (24 Prozent) oder eine Smart Watch (23 Prozent). 14 Prozent haben sich intelligente Lautsprecher mit Sprachsteuerung wie Amazon Echo, Apple Home Pod oder Google Home angeschafft.
Gefahr der Botnetze und was der TÜV dagegen machen will
Der Smart-Home-Market entwickele sich nur langsam und teilweise stagnieren die Zahlen sogar. Auch Sondereffekte wie die Corona-Pandemie ändern daran wenig: Ein Grund dafür sei mangelndes Vertrauen in die digitale Sicherheit vernetzter Produkte. Alles sei angreifbar in der digitalen Welt, so könnten sowohl der Internetrouter als auch alle anderen internetfähigen Geräte in einem Haushalt Teil eines Botnetzes werden.
Mit Hilfe von Botnetzen greifen kriminelle Hacker gezielt Webseiten oder andere Internetdienste an, nutzen sie für DDos-Attacken auf kritische Infrastrukturen, verteilen massenhaft Spam-Mails, stehlen private Daten oder erpressen die Nutzer.
Diesen Gefahren wollen die TÜV-Unternehmen mit einer Prüfung und Zertifizierung vernetzter Produkte im Internet of Things (IoT) begegnen. Prüfgrundlage seien international anerkannte Normen und Standards. Geprüft wird unter anderem der Passwortschutz, die Verfahren für die Authentifizierung und das Patch- bzw. Update-Management.
Mit so genannten Penetrationstests wird geprüft, wie gut die einzelnen Sicherheitsmaßnahmen in der Praxis funktionieren.
Verbraucher wünschen sich eine bessere Orientierung
83 Prozent der Befragten würden sich sicherer fühlen, wenn die IT-Sicherheit vernetzter Geräte durch unabhängige Prüfstellen geprüft wird. Fast drei Viertel würde beim Kauf eines smarten Produkts auf ein Prüfzeichen achten. Und zwei von drei Befragten wären bereit, für eine höhere IT-Sicherheit sogar mehr Geld auszugeben.
Aus Sicht des TÜV-Verbands ist es notwendig, die Anforderungen an die IT-Sicherheit sowie herstellerunabhängige Prüfungen vernetzter Produkte gesetzlich stärker zu verankern. Das gilt für die EU-Vorschriften, die in vielen Bereichen den Marktzugang und die Produktsicherheit in Europa regeln, und die nationale Gesetzgebung.