Project Natick Microsoft Logo

Das spannende „Project Natick“ ist abgeschlossen – laut Microsoft sehr erfolgreich: Der Redmonder Tech-Riese holt nach zwei Jahren Testphase seine Serverfarm aus dem Meer.

Der Bill-Gates-Konzern hat bereits in den Jahren 2015 und 2016 in ersten Experimenten Server-Kapseln im Meer versenkt. 2018 schliesslich hat der Konzern ein Unterwasser-Rechenzentrum mit zwölf Server-Racks im Meer vor dem schottischen Archipel Orkney aufgebaut welches bis zu fünf Jahre unter Wasser bleiben sollte.

Nun wurde die Kapsel wieder geborgen und Microsoft bezeichnet das Projekt, Server im Meer zu versenken, als sehr gute Idee – Konzernangaben zufolge seien Unterwasser-Rechenzentren sehr zuverlässig und praktisch aber auch sehr nachhaltig und Energie-effizient.

Die Zuverlässigkeit der Unterwasser-Datacenter öffne außerdem die Tür für völlig neue Angebote, mit denen man Kunden bedienen kann, die überall auf der Welt taktische und kritische Rechenzentren einrichten und betreiben müssen.

Lange Röhren beherbergen Rechenzentrum

Vor ein paar Wochen bargen Marinespezialisten vor den schottischen Orkney-Inseln einen riesigen Metall-Zylinder, der dicht mit Algen, Seepocken und Seeanemonen bewachsen war mit dem Microsoft Logo drauf.

Die zwölf Meter lange Röhre beherbergte eins der modernsten Rechenzentren des Konzerns und wurde vor über zwei Jahren, im Juni 2018, in einer Tiefe von 35 Metern im Meer versenkt – Project Natick.

Meeresboden ist stabile und zuverlässige Betriebsumgebung

Die Bergung war der Start zum Endspurt eines jahrelangen Projektes, das nun gezeigt hat, dass Unterwasser-Datenzentren nicht nur möglich, sondern auch logistisch, ökologisch und wirtschaftlich sinnvoll sind.

Unter Wasser sind die Komponenten von Rechenzentren keiner Korrosion durch Sauerstoff und Feuchtigkeit ausgesetzt. Sie müssen auch keine Temperaturschwankungen oder Erschütterungen durch Personen verkraften, die vielleicht zum Austausch von defekten Komponenten vorbeikommen.

Unterwasser Rechenzentrum Röhre

Project Natick: Deutlich zuverlässiger als an Land

Im Meer haben die Komponenten laut Hersteller sogar achtmal zuverlässiger funktioniert als an Land. Der Einsatz unter Wasser ist auch aus anderen Gründen nachhaltig und ökologisch: Die Rechenzentren können für die Stromversorgung direkt an Offshore-Windparks angeschlossen werden und brauchen keine wertvollen Ressourcen für die Kühlung.

Kaltes Wasser ist ja genug da. Damit zeichnet sich ab, dass dieses Konzept eine Zukunft hat. Zumal die Hälfte der Weltbevölkerung weniger als 200 Kilometer von den Küsten entfernt lebt und von solchen Rechenzentren im Nahbereich profitieren könnte.

https://www.instagram.com/p/BjxlMSWnMJ-/

 

Rechenzentrum im Meer für schnelle Cloud-Dienste

Die ersten Ideen für Rechenzentren im Meer entstanden 2014 bei einer ThinkWeek, als Mitarbeiter*innen von Microsoft wieder einmal zusammenkamen, um besonders unkonventionelle Ideen auszutauschen.

Das neue Konzept wurde als Möglichkeit gesehen, um schnelle Cloud-Dienste für die Küstenbevölkerung bereitzustellen und dabei auch noch Energie zu sparen.

Rechenzentrum unter Wasser – ein Trend?

Ein Jahr später bewies das Natick-Team bei einem 105-tägigen Test im Pazifik, dass der Plan aufgehen kann. Bald wurden auch Verträge mit Spezialfirmen aus den Bereichen Logistik, Schiffbau und erneuerbare Energien abgeschlossen, um zu zeigen, dass dieses Konzept praktikabel ist.

Rechenzentren unter Wasser – dafür sprechen viele Gründe: Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt weniger als 200 Kilometer von der Küste entfernt. Wenn die Datenzentren im Meer in der Nähe von Städten liegen, müssen Daten nur kurze Entfernungen zurücklegen. Das macht das Surfen im Internet oder Video-Streaming und Gaming schneller und reibungsloser.

Fotos: Hersteller/Microsoft Screenshots