Ich sitze im Flugzeug – auf geht‘s nach Mallorca. Die Firma Derby Cycle aus dem niedersächsischen Cloppenburg hat mich eingeladen, auf der Insel E-Bikes mit dem neuen Impulse 2.0 System zu testen.
Ich schaue mich um: Fast nur ältere Leute in meinem Flieger. Das passt, dachte ich voller Vorurteile – Derby Cycle hat den perfekten Ort für eine Testfahrt mit Elektro-Bikes gewählt: Malle, das Rentnerparadies im Winter und Frühjahr. Denn ein E-Bike ist ja wohl etwas für ältere Generationen, dachte ich voller Klischees. Junge, sportliche Radler brauchen ja keine elektrische Schiebehilfe. Oder?
Meine jugendliche Überheblichkeit verflog indes schnell.
Schon als ich die E-Bikes sah, kamen meine Vorurteile ins Wanken. Neben den bekannten Comfort-Rädern mit Rücktritt hat Derby Cycle auch bunte Kompakt-Bikes für die Stadt im Programm, ebenso moderne Mountainbikes, coole Hollandräder im Retrolook und Speed-Bikes, die bis zu 45 Stundenkilometer schnell fahren. Die sehen richtig gut aus, dachte ich und entschied mich für das Mountainbike „Thron“ – elegant und sportlich in schwarz und rot, bei dem der Akku kaum auffällt.
Schon beim ersten Tritt in die Pedale merkte ich den Unterschied zum Radfahren zu Hause. Statt wie gewohnt langsam anzufahren, schien es als schiebe mich jemand von hinten an. Erschrocken drückte ich hart auf die Bremse und fiel fast über den Lenker.
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Als ich die erste ansteigende Straße mühelos hinauffuhr ohne auch nur einen Gang runterschalten zu müssen, lächelte ich – längst nicht mehr aus Arroganz, sondern vor Freude. Und wenn es in der hügeligen Landschaft Mallorcas doch mal hart bergauf ging, konnte ich die Unterstützung des Akkus – die vom Eco-Modus über Sport bis zum Power-Level reicht – einfach erhöhen.
Heureka, die Zeiten des Schwitzens und des roten Kopfes sind vorbei!
Wenn ich ehrlich bin: Wäre ich bei dieser Gruppentour-Tour mit einem normale Fahrrad unterwegs, radelte ich als Hobby- und City-Biker wohl bei den Nachzüglern und Spaßbremsen mit, auf die man bei Radtouren immer warten muss. Doch mit dem E-Bike fuhr ich mühelos vorne bei den trainierten Kollegen mit. Übrigens: Sportler haben das E-Bike getestet. Das Ergebnis, so Pressesprecher Arne Sudhoff, nach anfänglicher Skepsis waren auch die Profis von den neuen E-Bikes begeistert.
Bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von über 20 Kilometer die Stunde fuhr ich an Schafweiden und blühenden Obstbäumen vorbei. Die kleinen Städtchen mit den weißgetünchten Häusern schienen ausgestorben und die Sandstrände noch unberührt – als wäre die Insel noch im Winterschlaf, unberührt von den Massen an Touristen, die im Sommer Mallorca zum Ballermann mutieren lassen. Ich musste mich öfters zwingen langsamer zu fahren, um mir die idyllische Gegend anzuschauen.
Am Ziel schaute ich auf das kleine Display und war überrascht: 30 Kilometer war ich geradelt – auch der Akku hatte lediglich einen Strich verloren. Ich bin begeistert. Und ich wünsche mir zugleich, ich wäre nie auf einem E-Bike gesessen: Denn wie kann es mir Spaß machen, künftig wieder mit meinem klapprigen Drahtesel zu fahren?
Der Preis eines E-Bikes ist allerdings schon ganz schön knackig: Zwischen 2500 und 3800 Euro kosten die Bikes. „Dreiviertel der derzeitigen Käufer sind zwischen 35 und 50 Jahre alt,“ erfahren wir von Arne Sudhoff: „Die E-Bikefahrer werden immer jünger.“
Und da frage ich mich nun, ob man als E-Biker nicht ständig Angst hat, das teure Gefährt stehen zu lassen. Zwar kann man sowohl den Akku als auch das Rad einzeln abschließen oder auch den fünf Kilo schweren Akku raus- und mitnehmen. Aber ob das einen Fahrraddieb tatsächlich abhält?