Digitale Kompaktkameras mausern sich zu veritablen Alleskönnern, die sich im Funktionsumfang nicht mehr vor teuren Profigeräten verstecken müssen. Vorbei sind die Zeiten, in denen die handlichen Geräte nur für den Schnappschuss im Urlaub oder auf der Familienfeier taugten. Die Hersteller pflanzen ihnen leistungsstarke Bildsensoren ein, verpassen ihnen eine hochwertige Optik und statten sie mit umfangreichen Features aus – etwa GPS-Empfängern, die Aufnahmen automatisch mit den genauen Positionsdaten versehen.

Während die satellitengestützte Foto-Verortung bislang vor allem teuren Profikameras vorbehalten war, statten Firmen wie Sony, Panasonic und Samsung inzwischen auch Kompaktmodelle der Preisklasse bis 400 Euro damit aus. Etliche Hersteller wollen laut Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband ihre GPS-Neuheiten erstmals auf der Photokina in Köln (21. bis 26. September) vorstellen oder ihre bereits erhältlichen GPS-Modelle dort zeigen.

Bereits verfügbar ist die Cyber-shot DSC-HX5V mit zehnfach optischem Zoom (Brennweite bezogen auf das Kleinbildformat: 25 bis 250 Millimeter), die als erstes Sony-Modell einen integrierten GPS-Empfänger mit Kompass besitzt. Die 10,2-Megapixel-Kamera erfasst bei jedem Foto oder Videoclip die Geodaten des Standortes, zeigt sie bei der Aufnahme im Display an und speichert sie mit der Bild- oder Videodatei. Mitgeliefert wird eine Software, mit der sich am Rechner der Aufnahmeort ermitteln und in einer Karte anzeigen lässt. «Mit der Kompassfunktion lässt sich auch die Himmelsrichtung bestimmen, in die Kamera und Fotograf während der Aufnahme geblickt haben», erläutert Sony.

<p>Panasonic hat als Spitzenmodell seiner «Travel Zoom»-Reihe die Lumix DMC-TZ10 mit 12 Megapixeln und zwölffach optischem Zoom (Brennweite: 25 bis 300 Millimeter) im Programm. Auch sie hat eine integrierte GPS-Funktion, die nicht nur die geografischen Koordinaten des Aufnahmeortes in den EXIF-Daten des Bildes speichert, sondern auch Namen von Städten und interessanten Orten als Klartext anzeigen kann. Dafür sind im Gerät die Namen und Koordinaten von 500 000 Sehenswürdigkeiten aus aller Welt gespeichert. Praktisch für Diashows: Die mitgelieferte Software kann die Bilder auch sortiert nach Aufnahmeorten anzeigen.

Dritte im Bunde der GPS-Kompaktkameras ist die Samsung WB650 mit 12,1 Megapixeln und 15-fach optischem Zoom (Brennweite: 24 bis 360 Millimeter). Neben einem GPS-Empfänger verfügt sie über eine interaktive Landkarte. Damit hält das Gerät nicht nur die Koordinaten fest, sondern soll dem Fotografen auch als «Reiseführer» dienen: Auf dem Display kann er sich laut Samsung Informationen zum Standort und zu wichtigen Points of Interest im näheren Umfeld anzeigen lassen.

Für Constanze Clauß vom Photoindustrie-Verband ist GPS ein «sehr angenehmes Feature». Nicht nur, weil es verschiedene Präsentationsarten wie die Sortierung nach geografischen Kriterien oder die Einbindung in Landkarten ermöglicht. GPS erlaube auch die Übermittlung der Koordinaten an Freunde, die ebenfalls auf das Motiv scharf sind und es selbst gerne fotografieren möchten. Außerdem lasse sich die Kamera «als Gedächtnis» nutzen: «Im Urlaub wird extrem viel fotografiert. Irgendwann weiß ich nicht mehr, wo ich welches Bild gemacht habe», sagt Clauß. Mit GPS wird dem Fotografen die Sehenswürdigkeit genau verortet auf der Karte angezeigt.

Wie bei mobilen Navigationsgeräten müssen Fotografen bei GPS-Kameras allerdings ein paar Besonderheiten beachten. So kann es sein, dass aufgrund der örtlichen Gegebenheiten keine Verbindung zu den GPS-Satelliten zustande kommt – wenn diese zum Beispiel in engen Gebirgstälern durch Berghänge verdeckt sind. Dann fehlen der Kamera auch die Koordinaten des Standorts. Unterm Strich überwiegen laut Clauß jedoch die Vorteile. Sie geht daher davon aus, dass GPS-Empfänger bald fester Bestandteil von Kompaktkameras sein werden.

Das legen auch die Aussagen der Hersteller nahe. Michael Langbehn, PR-Manager bei Panasonic Deutschland, hält GPS für keine «technische Spielerei», sondern für ein «hilfreiches Feature mit viel Potenzial». Auch bei Samsung verspricht man sich viel von der GPS-Funktion im Kompaktkamera-Segment. «Die Verortung von Bildern gewinnt in Zeiten, in denen Bilder auf verschiedene Plattformen hochgeladen und geteilt werden, zunehmend an Bedeutung», sagt Gerd Weiner, Verkaufs- und Marketingleiter bei Samsung. «Denn Nutzer wollen mit ihren Bildern nicht nur Erinnerungen teilen, sondern ihren Freunden in der Community auch gleich zeigen, wo die Fotos entstanden sind.» Gute Verkaufszahlen der WB650 bestätigten, so sagt Weiner, dass Samsung mit der GPS-Funktion die Bedürfnisse der Verbraucher erfülle. «Aus diesem Grund werden wir das Thema GPS auch in der nächsten Zeit weiterverfolgen.»

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