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Schweigend sind Duisburgs Bürgerinnen und Bürger am Sonntag von der MSV Arena zum Gelände der Loveparade gezogen. Vor dem Tunnel hielten sie inne, gedachten der Opfer, legten Blumen nieder, zündeten Kerzen an.

Der Lions Club Duisburg, die bürgerschaftliche Vereinigung pro Duisburg e.V. sowie der Stadtsportbund Duisburg hatten zu dem Spendentrauermarsch aufgerufen. Nach Schätzung der Polizei nahmen etwa 800 Menschen an der Veranstaltung teil.

«Die Stadt war bisher gelähmt, deshalb wollten wir nun aus der Bürgerschaft heraus ein Zeichen setzen», erklärte Arno Eich, Mitorganisator der Trauerveranstaltung: «Wir möchten auch dafür Sorge tragen, dass etwas Nachhaltiges geschaffen wird, darum sammeln wir heute und in den nächsten Wochen und Monaten für eine Gedenktafel, die am Unglücksort aufgestellt werden soll.»

Wie das Mahnmal aussehen wird, ist derzeit noch offen. Nur eines ist klar: Die Namen den 21 Verstorbenen sollen auf der Gedenktafel stehen. «Was die Gestaltung anbelangt, wollen wir eine Ausschreibung für alle Duisburger Künstlerinnen und Künstler machen». Das Mahnmal soll möglichst noch vor dem ersten Jahrestag des Unglücks errichtet werden.

Es sei wichtig, dass die Bürger selbst die Verantwortung dafür tragen, «dass wir nicht einfach vergessen, einfach verdrängen», betonte auch Hermann Kewitz, Vorsitzender der bürgerschaftlichen Vereinigung pro Duisburg, in einer kurzen Ansprache vor dem Trauermarsch. «Wir werden die Opfer im Gedächtnis der Stadt behalten. Zu gerne wären wir den Besuchern der Loveparade ein guter Gastgeber gewesen.» Duisburg sei nun gezeichnet.

Der Marsch solle aber zudem Symbol der Hoffnung sein und ein Bekenntnis an die Stadt Duisburg. «Sie hat ohnehin schon an einem Schmuddelimage gelitten, nun leidet sie noch mehr», beklagte Arno Eich. Es sei offensichtlich, dass die Stadt aus ihrem Gleichgewicht geraten sei, erklärte auch Alt-Oberbürgermeister und Duisburger Ehrenbürger, Josef Krings, in seiner Ansprache. «Was bedeutet das für die Zukunft der Stadt?»

Der erhoffte Imagegewinn, er habe sich ins krasse Gegenteil gewandelt, sagte Krings. Applaus erhielt er, als er das politische Handeln kritisierte. «Wir trauern um unsere Stadt, doch wir geben sie nicht auf», betonte Krings. «Um das zu bekräftigen, gehen wir gemeinsam zum Tunnel.» Im Namen der Bürger legten die Organisatoren des Marsches dort einen Kranz nieder.

«Es war sehr bedrückend», sagten Uschi Frei und Thorsten Dorloff. «Wir waren auch bei der Loveparade, haben die Massen im Tunnel gesehen und sind umgekehrt.» Je näher sie dem Tunnel heute gekommen seien, um so größer sei die Beklemmung geworden. »Wir finden es nicht gut, dass dort mittlerweile so viele Anschuldigungen zu lesen sind«, sagt Thorsten Dorloff. »Das ist ein Ort der Trauer, nicht der Beschuldigungen.« Dorloff und Uschi Frei sind sich sicher, dass die Loveparade-Katastrophe immer an Duisburg haften bleiben wird.

tf/war/ddp

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