Als das iPhone vor drei Jahren auf den Markt kam, war es eine Revolution. Mit seinem Touchscreen und dank der unzähligen Apps eroberte es sich eine riesige Fangemeinde weltweit. Seit kurzem ist das iPhone 4 auf dem Markt, das mit deutlichen Verbesserungen an Soft- und Hardware punktet. Doch die Konkurrenz schläft nicht: Smartphones mit dem Betriebssystem Android von Google können mit dem neuesten Apple-Produkt durchaus mithalten und sind noch dazu deutlich günstiger.
Ob man sich für ein Android-Smartphone oder ein iPhone entscheidet, ist laut Achim Barczok von der Zeitschrift «c’t» vor allem eine Frage der Philosophie. Die iPhone-Welt ist in sich geschlossen und sehr kontrolliert. Dadurch passt alles gut zusammen, doch dem Nutzer sind viele Grenzen gesetzt. Die Android-Welt hingegen ist sehr offen. Der Nutzer hat viel größere Gestaltungsmöglichkeiten, und die meisten Anwendungen laufen unabhängig vom Handy-Hersteller. Dafür sind Android-Smartphones allerdings auch etwas komplizierter in der Anwendung.
Von einigen Grundfunktionen her seien Android-Smartphones schon weiter als die Konkurrenz, sagt Barczok. So kann die neueste Version 2.2 des Handy-Betriebssystems den Internet-Zugang per USB oder als WLAN-Hotspot an einen PC oder ein Notebook weitergeben, und das standardmäßig. Zudem kann man bei allen Android-Geräten direkt auf das Dateisystem zugreifen und muss nicht über den PC oder Laptop gehen. iPhone-Besitzer hingegen können oft nur über das Apple-Programm iTunes Daten hin- und herschieben.
Auch die Oberfläche von Android-Smartphones ist teils besser: HTC etwa setzt auf Widgets, mit denen beispielsweise ein News-Ticker oder MediaPlayer auf den Startbildschirm gesetzt werden kann. Auch animierte Hintergründe werden von Android-Smartphones meist unterstützt – das iPhone kann so etwas nicht. Zudem können die meisten Programme bei Android im Hintergrund weiterlaufen, beim iPhone dürfen das nur einige Anwendungen wie Musik-Player oder Navigationssoftware.
Im Gegensatz zum iPhone von Apple arbeiten mit dem Betriebssystem Android sehr viele Hersteller – und sie passen die Benutzeroberfläche teils noch individuell an. Ein direkter Vergleich zwischen dem iPhone und Android-Smartphones sei daher schwierig, einen klaren Sieger gebe es nicht, sagt Barczok. Das neue iPhone etwa hat eine ausgezeichnete Kamera. Einige Android-Handys können da mithalten, aber längst nicht alle. Hier spielt der Preis eine wichtige Rolle: Je teurer, desto besser ist generell die Ausstattung. Von Geräten unter 200 Euro rät der Experte ab – die Hardware taugt nicht viel.
Der Vorteil von Android ist die enorme Auswahl an Handys. Man kann das Gerät wählen, das perfekt zu einem passt – etwa mit Tastatur oder einem extra-großen Display. Vor dem Kauf sollte man die Geräte jedoch ausprobieren, denn anders als beim iPhone weiß man nicht genau, was man bekommt, rät Barczok. Manche Kunden haben Probleme mit der Bedienung, weil beispielsweise der Touchscreen zu klein ausfällt, oder sie kommen mit der Bedienoberfläche nicht gut zurecht. Beim Betriebssystem des Smartphones sollte man darauf achten, dass es sich mindestens um Version 2.1 handelt.
Größtes Argument gegen das iPhone ist der Preis: Während man für das aktuelle Modell G4 entweder einen teuren Telekom-Vertrag abschließen muss oder für ein Gerät ohne Vertrag in den meisten Online-Shops über 1000 Euro bezahlt, gibt es gute Android-Smartphones schon für 200 Euro. Sie sind vielleicht nicht ganz so gut wie die Apple-Konkurrenz, aber dafür auch deutlich billiger, sagt Barczok. Ab 400 Euro aufwärts reicht auch die Hardware an iPhone-Standards heran. Der Konkurrenzkampf zwischen dem iPhone und den Smartphones kommt den Kunden generell zugute. Wegen des verschärften Wettbewerbs sei zum Beispiel das neue iPhone 4 so gut geworden, sagt Barczok.
Android und iPhone sind momentan zwar die spannendsten Plattformen auf dem Markt, aber es gibt auch Alternativen. Im Business-Bereich etwa haben noch immer das legendäre BlackBerry und das Betriebssystem Symbian von Nokia die Nase vorn. Was all diesen Geräten jedoch fehlt, ist eine große Auswahl an Apps – ein enormer Vorteil der Smartphones. Für Android-Handys dürfte es inzwischen über 100 000 dieser Mini-Programme geben, fürs iPhone sogar doppelt so viele.
Egal ob man sich ein iPhone oder Android-Smartphone zulegt: Die Geräte wollen ständig am Netz bleiben. Man braucht also auf jeden Fall ein Datenpaket, das es schon für wenige Euro im Monat gibt – sonst droht eine böse finanzielle Überraschung. Beim iPhone kommt man zudem um einen Vertrag mit der Telekom meist nicht herum. Beim Kauf eines Android-Smartphones hingegen sollte man nach Möglichkeit ein vertragsunabhängiges Gerät wählen. Denn die Mobilfunkprovider stellen bei den Vertragshandys manche Standard-Anwendungen ab oder verändern sie – manchmal auch zum Nachteil des Kunden. Ein Beispiel dafür ist die Wlan-Funktion der neuesten Android-Generation – sie wird von manchen Providern unterbunden.
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