Der Internet-Angriff auf die Suchmaschine Google in China verschärft die Sorge deutscher Firmen vor wachsenden Risiken ihrer Präsenz auf dem riesigen Markt. «Die geplante Zertifizierung für bestimmte IT-Sicherheitsprodukte mit Zwang zur Offenlegung der Quellcodes wird zu einer Abwanderung innovativer Firmen aus China führen», sagte der Präsident des IT-Branchenverbandes Bitkom, August-Wilhelm Scheer, dem «Handelsblatt» (Freitagausgabe). Der Vorsitzender des Asien-Pazifik-Ausschusses der deutschen Wirtschaft (APA), Jürgen Hambrecht, betonte: «Es darf nicht sein, dass etwa Automobilfirmen in Joint Ventures mit Technologieübertragung gezwungen werden oder dass Detailpläne der Produktionsprozesse für Genehmigungsverfahren abgegeben werden müssen.»
Gerade neue Regelungen, die Peking für den Zugang auf dem chinesischen Markt aufbaut, werden von der deutschen Wirtschaft als immer problematischer angesehen. Maschinenbauer, IT- und Softwarehersteller müssten bei der Zertifizierung in China hochsensible Daten offenlegen, beklagte Hambrecht und fordert: «China sollte eher die internationalen Standards zur gegenseitigen Zertifizierung mit beschränkten Offenlegungspflichten übernehmen.» Nur gemeinsame Standards förderten den gewünschten Ausbau der Beziehungen.
Die Gefahr des Missbrauchs sei sehr groß, heißt es auch im Umfeld der EU-Kommission in Peking, wie das Blatt schreibt. Die EU-Handelskammer in China habe das Spionageproblem mehrfach öffentlich kritisiert. Mit der geforderten Standardisierung könnten vertrauliches «Detailwissen und sensitive Informationen, die für die Zertifizierung nicht direkt relevant sind», in die Hände chinesischer Konkurrenten gelangen, heißt es in einem Positionspapier.
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