Als letzter verbliebener europäische Computerhersteller ist Fujitsu mittlerweile ganz unter japanischer Leitung und muss einen Unternehmensneustart hinlegen, um den teutonisch-bürokratischen Unternehmensteil (Ex-Siemens) ganz in den global handelnden Keiretsu einzugliedern. Um das auch national und (alt-)kontinental zu kommunizieren, veranstaltet Fujitsu heute und morgen ein „Innovation Showcase“ (Marketing-Deutsch für: „Pressekonferenz“). Mit anwesend: Der sehr bescheidene Verfasser dieser Zeilen.

Am heutigen Dienstag gab es strategische Ausblicke und eine Führung durch die extrem effizienten Werkhallen, wo noch echte Mainboards für sämtliche Rechnertypen gefertigt werden (bis hin zum Kuka-Industrierobot für die Automobilmontage), dazu Computer montiert, getestet und verpackt.

Gute Nachricht: Im Januar wird es weltweit ein einheitliches Produktangebot des Halbleiterkonzerns geben, nicht wie bisher eins von FSC für Europa, den Nahen Osten und Afrika (EMEA) und ein zweites für den Rest der Welt aus der Fertigung von Fujitsu Japan. Damit sollten die Geräte ein wenig besser für den allgemeinen Preiskampf gerüstet sein. Wirklich billig sind Fujitsu-Teile ja bisher nicht. Schlechte Nachricht: Die ganze Strategie des Konzerns richtet sich auf Unternehmen aus, mit durchaus interessanten Dienstleistungs- und Sicherheitskonzepten, aber eben nur ab einer gewissen Bestellmenge. Die kleinen Unternehmen und Consumer werden nicht direkt adressiert, auch wenn der Einzelhandel nach wie vor beliefert werden wird. Die grosse Chance für den Hersteller, nämlich sein Standort und der daraus resultierende Vorteil der Identifikation des Konsumenten mit einem Produkt, dass in seinem „eigenen Heimatland“ hergestellt wird, geht damit wohl endgültig flöten. Macht nichts, es gibt ja noch Dell, HP, Acer, MSI und Dutzende anderer Anbieter günstiger Rechner für jedermann.

Angesprochen auf das derzeit grottenschlechte Greenpeace-Ranking von Fujitsu versicherte man mir, das sei vor allem auf die Fusion der beiden Unternehmensteile, die kulturellen Reibungsverluste und die Überperfektion der japanischen Firmenshogune zurückzuführen. Das lässt sich natürlich nachprüfen, weil Greenpeace diese Rankings regelmässig herausgibt. Und siehe da: Der Absturz vom oberen Mittelfeld (grüngelb) ins den Höllenkeller der Umweltsünder (tiefrot) korrelliert zeitlich mit der beschriebenen Entwicklung. Stimmt also bzw lässt hoffen.

Mir persönlich hat auf dem Werksgelände natürlich am besten die Flüssigstickstoff-Kühlanlage gefallen, Pic unten. Morgen mehr.