Dial-up-Internet ist tot. Sollte man meinen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Nach wie vor surfen Millionen von Menschen mit Modem-Schneckentempo durchs Netz. Sehr zur Freude des amerikanischen Internet-Dinos AOL.
Zugegeben, das Dial-up-Geschäft und damit das AOL-Kerngeschäft ist rückläufig und der einstige Höhenflieger des Web-Frühzeitalters der 90er Jahre, der dann aber die Zeichen der DSL- und Kabel-Internet-Zeit böse verpennte, avanciert mehr und mehr zum Auslaufmodell.
Dies sieht vor allem auch die AOL-Mutter Time Warner so, die seit Wochen über die Zukunft des Online-Dienstes AOL verhandelt und die Auslagerung des inzwischen so ungeliebten Internet-Arms des Konzerns vorbereitet.
Laut TechCrunch soll es nun Morgen zum Showdown kommen: Am 28. Mai soll darüber entschieden werden, ob und wie AOL als eigenes Unternehmen, sprich Spin-Off, ausgelagert wird.
Eventuell soll unter Führung des neuen CEOs Tim Armstrong auch ein Börsengang (IPO) folgen. Das Dial-up-Geschäft von AOL mit knapp sieben Millionen monatlich zahlenden Kunden soll verkauft werden – eventuell an Konkurrent Earthlink. Zur Hochphase der Modem-Internet-Zeit konnte der Branchenprimus AOL, alias America Online, mehr als 26 Millionen Kunden zählen.
Wir erinnern uns: Einst war es der Internet-Jungspund AOL, der Anfang 2001 den weltgrößten Medienkonzern Time Warner übernommen hat. Auf sage und schreibe 147 Milliarden Dollar belief sich der Deal damals. AOL Time Warner nannte sich der Konzern. Allerdings nur für ein paar Jahre. Denn mit dem Dotcom-Crash sollte es ganz bitter kommen.
Nun geht es darum, das AOL-Inventar unter den Hammer zu bekommen. Wie gesagt, das Geschäft mit Internet-Zugängen via Modems (Dial-up) ist zwar rückläufig, aber nach wie vor profitabel. Und auch das Geschäft mit Online-Werbung bei AOL.com ist keinesfalls unbeachtlich; rangiert das Portal doch nach wie vor unter den meistbesuchtesten Werbseite des Planeten: Laut Reichweiten-Analysen von Alexa.com belegt AOL.com Rang 32 aller Internet-Sites.
Morgen wird wohl ein endgültiger Schlußstrich unter die mißglückte Ehe gezogen. Lassen wir uns überraschen, wie es mit AOL weitergeht.
Und dem Dial-up-Internet.
Zum Thema:
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