Die Betreiber des zur Holtzbrinck-Verlagsgruppe gehörenden Sozial-Netzwerks SchülerVZ sollen fix auf den schrecklichen Amoklauf von Winnenden gestern reagiert haben und das Profil des Amokläufers Tim K. aus Leutenbach sofort nach bekannt werden des Täternamens gelöscht haben, um „virtuellen Schaulustigen keine Chance zu geben“, wie das Mehrblog berichtet.
Diese Entscheidung war richtig. In der Vergangenheit war es immer vorgekommen, dass Medien bei Unfällen oder sonstigen Katastrophen persönliche Bilder von Betroffenen aus plauderfreudigen Sozialen-Netzwerken wie Facebook, StudiVZ oder MySpace ohne jegliche Scham, geschweige denn Genehmigung, abdruckten oder sonst irgendwie veröffentlichten – privateste Daten und Fotos sind in den Social Networks eben nur ein paar Mausklicks entfernt und private Fotos von Gewalt- oder Unfallopfern waren für die Boulevard-Presse schon immer von ganz besonderem Wert.
Zum Beispiel die Bild-Zeitung macht sich dies schamlos zu Nutze: Als Anfang März in Hamburg beinahe eine Lufthansa-Maschine abgestürzte, „enthüllte“ Bild „das traurige Geheimnis der schönen Pilotin“ auf ihrer Titelseite – ein Blick ins StudiVZ reichte, um herauszufinden, was die Hobbies und Vorlieben, was die Ängste von „Maxi J. (24)“ waren. Private Bilder der jungen Frau für die Bebilderung der Geschichte kaperte die Zeitung aus deren StudiVZ-Konto. Als im Januar eine junge Frau bei einem Ski-Unfall ums Leben kam, druckte die Bild am Sonntag nicht nur ein dort gepostetes Foto der Frau ab – sondern zählte auch ihre Kontakte bei StudiVZ, um sie als „sehr beliebt“ zu charakterisieren und nannte ihre liebsten Schulfächer.
SchülerVZ wollte hierzu scheinbar keine Stellung abgeben.
Update: Winnenden: Amokläufer Tim K. kündigte Tat im Internet an