
Bei Filmproduktionen entstehen oft Millionen Tonnen CO₂. Damit sich auch hier etwas ändert, hat sich seit Januar ein breites Bündnis aus Vertretern der deutschen Film-, TV- und Video-Branche ökologischen Mindeststandards verpflichtet, einen großen Teil ihrer Filme und Serien klima- und ressourcenschonend herzustellen.
Die ökologischen Mindeststandards hat sich die Branche freiwillig selbst auferlegt. Und das ist auch gut so. Denn die britische Film- und Fernsehakademie etwa geht davon aus, dass eine Stunde Fernsehen durchschnittlich einen Ausstoß von 13 Tonnen CO₂ verursacht.
Nachhaltigkeit im Film schon länger Thema
Bei aufwändig produzierten Blockbustern ist das natürlich gleich deutlich mehr. Für die Produktion des Katastrophenfilms „The Day After Tomorrow“ von Roland Emmerich, bei dem es ja auch nicht ganz zufällig um die verheerenden Folgen der Erderwärmung geht, waren es Schätzungen der Organisation Future Forests zufolge 10.000 Tonnen CO₂, die ausgestoßen worden sind.
Das Actiondrama gilt gleichzeitig als erster Film in Hollywood, dessen CO₂-Emissionen kompensiert wurden. Die Kosten für den Kohlendioxid-Ausgleich in Höhe von rund 200.000 Dollar hat Regisseur und Produzent Emmerich selbst übernommen.
CO₂-Ausstoß bei der Produktion minimieren
Der von The Day After Tomorrow verursachte CO₂-Ausstoß ist außerdem die Basis einer Studie zur Nachhaltigkeit in der Filmindustrie, die schon 2006 an der University of California in Los Angeles unter dem damals amtierenden Gouverneur Arnold Schwarzenegger erarbeitet wurde, um den durchschnittlichen CO₂-Fußabdruck von Hollywoodproduktionen zu ermitteln.
Aber zurück nach Deutschland. Federführend bei der Entwicklung der neuen Richtlinien für nachhaltiges Filmen ist die MFG Baden-Württemberg mit ihrem Arbeitskreis „Green Shooting“. Erreicht werden soll damit, dass Filme in Deutschland künftig mehr Umweltkriterien erfüllen.
Umweltkriterien für Filme und Serien
Auch Claudia Roth, die deutsche Kulturstaatsministerin, ist mit im Boot. Mitte Februar hat die Grünen-Politikerin bei einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Arbeitskreis Green Shooting am Rande der Berlinale weitere Schritte zu einheitlichen Standards für ökologisch nachhaltige Film- und Fernsehproduktionen diskutiert.
Wie produziert werde, mache auch den Wert eines Films aus, sagte Roth. Richtige und wichtige Änderungen seien bereits eingeleitet worden. Nun gehe es um «dauerhafte und verbindliche Strukturen für nachhaltige Produktion. Das Thema soll auch international auf Ebene von EU und G7 vorangetrieben werden.
Grüner filmen für Filmförderung
Ziel ist es, die seit Januar geltenden Mindeststandards von Green Shooting mit Nachhaltigkeitskriterien der Filmförderungen von Bund und Ländern zu vereinheitlichen.
Von 2023 an soll es verbindliche Regelungen geben. Gefördert werden dann nur noch Filme, die entsprechende Kriterien für Nachhaltigkeit erfüllen. Die Mindeststandards hat Green Shooting in Zusammenarbeit mit der Filmschaffenden-Initiative Changemakers.film und mit wissenschaftlicher Begleitung entwickelt.
Dazu gehört eigentlich ganz Banales wie etwa der Verzicht auf Wegwerf-Geschirr oder die verstärkte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel durch die Filmcrews. Aber auch die Umstellung auf LED-Scheinwerfer, der Einsatz umweltfreundlicher Fahrzeuge, der Verzicht auf Dieselgeneratoren, Kurzstreckenflüge oder Einwegbatterien am Set. Auch vorgesehen ist die Erstellung eines CO2-Fußabdrucks und die Beratung durch einen Nachhaltigkeitsexperten.
Label „Green Motion“ bei nachhaltiger Produktion
Sind mindestens 18 Vorgaben erfüllt, wird für eine Produktion das Label „Green Motion“ verliehen. Das Label soll auch im Abspann zu sehen sein.
Der Arbeitskreis hat nach eigenen Angaben 2020 und 2021 bereits mehrere deutsche Serien und Daily Soaps auf eine nachhaltigere Produktionsweise umgestellt, darunter neben verschiedenen »Tatort«-Folgen auch Produktionen wie »Babylon Berlin«, »Soko Köln« oder die Serie »Der Schwarm«.
MFG Baden-Württemberg unterstützt Filmschaffende
Die MFG unterstützt Filmproduzent*innen dabei, ihre Projekte ökologisch-nachhaltig herzustellen und den CO₂-Fußabdruck der Filmproduktion zu reduzieren. Neben Beratung und Fortbildungen zum Green Consultant in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Medien (HdM) hat die MFG zum Beispiel auch gemeinsam mit dem SWR und KlimAktiv einen CO₂-Rechner speziell für Film- und TV-Produktionen entwickelt.
Auf MomentiFilm gibt es einen weiteren Beitrag zum Thema Nachhaltige Filmproduktion. Schaut doch gerne vorbei!