solarworld vorstand frank asbeck

Im Büro von Solarworld-Chef Frank Asbeck hängt ein Bild mit dem Titel «Der Größte Anzunehmende Unfall». Es zeigt die Splitter eines zerstörten Solarmoduls. Der 51-jährige Unternehmer steht davor und sagt: «Der GAU kostet bei einem Solarmodul höchstens 400 Euro. Das ist vertretbar. Das ist menschenfreundliche Technologie.» Was er an dieser Stelle nicht sagt, nicht sagen muss: Welch gigantische Schäden durch die Reaktorkatastrophe in Fukushima entstanden sind.

Asbeck hat in den vergangenen zwölf Jahren praktisch aus dem Nichts einen der international führenden Solarkonzerne aufgebaut: Solarworld. Hervorgegangen aus einem kleinen Ingenieurbüro, produziert das Unternehmen seine Solarmodule heute sowohl in Deutschland, als auch in den USA – und macht damit weltweit einen Umsatz von über eine Milliarde Euro.

Dabei entspricht der studierte Agraringenieur, der seine Diplomarbeit zum Thema «Präventive Hygienemaßnahmen in der intensiven Forellenteichwirtschaft» schrieb, äußerlich überhaupt nicht dem Bild des erfolgreichen Managers. Statt eines dunklen Anzuges und Krawatte, trägt er einen Trachtenjanker, einen bunten Schal, Jeans und Schuhe, die auch zum Wandern geeignet wären.

Asbeck ist Mitbegründer der Grünen. Und er strahlt eine barocke Lebensfreude aus. «Es ist ein absolutes Gottesgeschenk, dass man in einer Branche arbeiten darf, wo keiner Sagen kann, das ist negativ», meint Asbeck.

Der 51-Jährige hat keinen Zweifel daran, dass die Zukunft der Solarenergie gehört. Seine jüngste Idee: Künftig sollen Hausbesitzer nicht nur mit Solarzellen Strom erzeugen und ins öffentliche Netz einspeisen, sondern ihn auch selbst speichern und damit weitgehend unabhängig von den Stromversorgern werden. Schon in wenigen Jahren werde dies auch finanziell für die Endverbraucher billiger sein, als der Strom aus der Steckdose, meint er und hofft bis dahin auf steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten zur Förderung der Speichertechnologie.

«Keine klammheimliche Freude – null»

«Der selbst produzierte Strom in einer Batterie im Keller gespeichert: Das ist ein Schutz gegen steigende Strompreise und gegen potenzielle Blackouts. Denn man hat den Strom ja im Keller eingelagert wie früher die Hansa-Kartoffel», wirbt Asbeck. Der Mann ist ein geborener Verkäufer. Und weil er weit voraus denkt, hat sich Asbeck auch gleich die Lizenz für die Erkundung und später auch Förderung des seltenen, aber für die Litihium-Ionen-Batterien unverzichtbaren Lithiums im Erzgebirge gesichert.

Die Solarworld-Firmenzentrale hat Asbeck in einem liebevoll renovierten ehemaligen Bonner Wasserwerk untergebracht. Sein eigenes Büro thront oben auf dem Dach des Gebäudes – ein vollverglaster Rundbau mit einem traumhaften Blick auf den Rhein und das idyllische Siebengebirge.

[Feature] Solarworld-Chef Frank Asbeck verbindet ökologisches Engagement mit barocker Lebensfreude

Auch privat gönnt sich Asbeck etwas. Nachdem jahrelang der 300 PS starke Maserati des Grünen für Unmut bei Öko-Puristen gesorgt hatte, fährt er jetzt einen schwarzen Rolls-Royce Ghost. «Weil der viel bequemer ist», wie er sagt. Der Neupreis für den 5,40 Meter langen Luxusschlitten beginnt bei 250.000 Euro. Doch betont der Unternehmer, er habe den Wagen gebraucht gekauft. «Ich bin ja noch sparsam im Luxus.»

Asbeck wohnt in einem neugotischen Schlösschen am Rhein, das er in den vergangenen zehn Jahren mit viel Aufwand restauriert hat. Und: Er ist ein begeisterter Jäger. Konflikte mit der reinen grünen Lehre nimmt der Unternehmer bei seinem Lebensstil gelassen in Kauf. «Mit dem Widerspruch lebe ich. Das muss man sich gönnen», sagt er.

An Geld mangelt es nicht. Solarworld hat Asbeck zu einem reichen Mann gemacht. Und durch die Atomkatastrophe in Fukushima stieg sein Vermögen noch einmal um rund 100 Millionen Euro – dank des Höhenflugs der Aktien des Bonner Konzerns. Doch freuen kann sich Asbeck darüber nicht: «Da ist keine klammheimliche Freude – null», sagt der 51-jährige Unternehmer und wischt den bloßen Gedanken angesichts des apokalyptischen Ereignisses mit energischer Geste vom Tisch.

her/dapd / Foto: Solarworld-Chef Frank Asbeck / Solarworld