Wer es in aller Öffentlichkeit machen will, muss auf Einiges gefasst sein. Die Partnerwahl gestaltet sich schwierig. Es gibt einfach zu wenige Ladesäulen. Im Autoland Deutschland sind nicht mehr als 1370 von ihnen versteckt, 500 davon auf Firmengeländen, beklagt RWE-Vertriebsmann Marcus Groll. Ein Elektromobilitäts-Staat ist damit nicht zu machen.
Im Durchschnitt wird in aller Öffentlichkeit für 60 Kilometer Strom getankt, für bis zu zwei Stunden werden die Autos dazu ans Netz gehängt. Zwischenladungen geschehen am Straßerand, Vollladungen in der heimischen Garage, so die Erkenntnis, wobei Groll von der Effizienz GmbH Daten übers Privatladen geheim hält.
Ungeklärt ist, wie Zapfsäulen zukünftig ermitteln, wer gerade das Kabel eingesteckt hat und an wen die Rechnung geht. Denkbar, dass die Säule das Auto erkennt, denkbar, dass Kundenkarten her müssen, dankbar ein System mittels Smartphone oder SMS.
Außerdem laden die Menschen gewissermaßen falsch: nicht nachts sondern tags zwischen 7 und 18 Uhr, zu Zeiten, zu denen sie ihr Auto irgendwo parken. Ideal wäre ja, würden Elektrofahrzeuge jenen Strom aufsaugen, den niemand anders will, etwa Windstrom bei Nacht. „Das Fahrzeug kann sich überlegen, wann es lädt“, schaut Groll in die Zukunft.
Smart charging nennt er das, wenn Autos noch schlauer sind. Wenn sie den Wetterbericht und somit die Windstärke kennen, den aktuellen Preis an der Strombörse, die Auslastung des Stromnetzes. Pilotprojekte sind in den USA und Deutschland geplant.
Skeptisch ist Groll, ob dereinst Autos gewissermaßen als Puffer dienen werden: Bei Stromüberschuss fließt Saft rein, bei Strommangel wieder raus ins Netz. Dabei werde der Kunde vermutlich nicht mitspielen.
Zum Abschluss wollen wir ein Wortspiel wagen: Klappt die Tankerei nicht, müssen Kunden RWEs Werbeidee wörtlich nehmen: vorweg gehen.