Mutmasslicher Millionen-Betrug bei Porsche Händler in Pakistan

Der Porsche-Generalimporteur in Pakistan soll über zwei Jahre lang Anzahlungen für teure Sportwagen des Stuttgarter Sportwagenherstellers wie den 911er, Panamera oder Taycan kassiert und diese dann nicht geliefert haben. Das berichtet die Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche.

Die Polizei in Pakistan geht inzwischen von einem Schaden in Höhe von 800 bis 900 Millionen Pakistanische Rupien aus, das sind umgerechnet rund 4,5 Millionen Euro.

Porsche bestätigte auf Anfrage der Automobilwoche, dass das Porsche Zentrum „Performance Automotive Limited“ (PAL) mit Sitz in Lahore gemäß einer Vereinbarung mit der Regionalgesellschaft Porsche Middle East (PME) als Importeur von Porsche in Pakistan tätig gewesen sei.

Diese Vereinbarung sei jedoch ordnungsgemäß gekündigt worden. „Entsprechend vertritt PME den Standpunkt, dass die Vereinbarung zum 1. Februar 2021 endete“, so eine Porsche-Sprecherin.

Jegliche Vorwürfe gegen PME oder die Porsche AG weist das Unternehmen zurück. Zu den rechtlichen Auseinandersetzungen wollte sich Porsche nicht weiter äußern, da es sich um laufende Verfahren handle.

Der beschuldigte Importeur weist ebenso alle Vorwürfe zurück und erhebt in einem der Automobilwoche vorliegenden Schreiben seinerseits Anschuldigungen gegen die Porsche AG in Deutschland. „Porsche hat aus unserer Sicht illegalerweise mehr als zwei Jahre lang keine Fahrzeuge mehr nach Pakistan geliefert“, heißt es darin.

Es handle sich bei den Bestellungen um ordnungsgemäße Aufträge im Namen der Porsche AG. Er selbst habe von dem Geld nichts einbehalten, so der Importeur. Rückzahlungen seien daher Sache des Unternehmens.

Einer der geschädigten Kunden ist Ashan Shamim, der in München lebt und Mitbegründer der britischen Firma V2X für Konnektivitätsdienste ist. Er habe über einen Geschäftspartner für seine zweite Firma in Pakistan im April 2019 einen Porsche Taycan bestellt und dafür umgerechnet 25.500 Euro angezahlt. „Dieses Auto wurde bis heute nicht ausgeliefert, obwohl die Lieferung binnen eines Jahres zugesagt war“, sagte Shamim der Automobilwoche.

Zwar habe PAL nach Aufforderung einen Scheck über die Rückzahlung angewiesen. Dieser sei aber nicht gedeckt gewesen. „Ich weiß von anderen Kunden mit anderen Fahrzeugen, denen es genau so ergangen ist“, erklärte Shamim.

Die Anzahlung für den Taycan hätte aber noch aus einem anderen Grund nie kassiert werden dürfen. „Das Fahrzeug wurde nie für den Verkauf in Pakistan zugelassen und ist derzeit nicht zum Verkauf in Pakistan erhältlich“, so die Sprecherin. Jegliche Geschäfte bezüglich des Modells durch PAL seien zu keinem Zeitpunkt genehmigt gewesen. „Dementsprechend hat kein mit Porsche verbundenes Unternehmen (einschließlich PME) jemals eine vollständige oder teilweise Anzahlung erhalten, die von einem Kunden für ein Porsche Taycan Modell an PAL geleistet wurde.“

Jeder Kunde, der eine Anzahlung an PAL geleistet hat, müsse die Rückforderung der Anzahlung direkt dort beantragen.

Wie es mit Porsche in Pakistan weitergeht, ist derzeit noch unklar. Das Unternehmen war 2008 mit der Vertretung in Lahore in den Markt eingetreten. Ein neuer Vertragspartner in dem Land mit 200 Millionen Einwohnern sei noch nicht gefunden, so die Sprecherin.

Im Jahr 2020 seien lediglich vier, 2019 sieben Sportwagen von Porsche in Pakistan verkauft worden. Wie viele es hätten sein können, wenn die angezahlten Fahrzeuge auch geliefert worden wären, ließ Porsche offen.

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